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Kehren wir nach dieser Abschweifung zur Stadt Esmeraldas zurück. Mit mächtiger Strömung wälzt der Rio Esmeraldas, der bei der Stadt ca. 300 m breit ist, seine gelbbraunen Fluten ins Meer, schwimmende Pflanzeninseln und entwurzelte Baumriesen mit sich tragend. (Siehe Ab bildung 7.) Ich denke daran, daß schon Gewässer von den Schneebergen des Hochlandes, vom Cotacachi, Cayambe, Pichincha, Corazon, Iliniza, Cotopaxi usw. dabei sind, und begrüße freudig diese erste direkte Bot schaft vom Ziel unsrer Sehnsucht. In Esmeraldas riet man mir, von dort aus hinauf nach Quito zu reisen, was ungefähr 6 Tage dauere. Es gebe jetzt einen passablen Reitpfad dorthin, für den von Staats wegen bereits 1 '/ 2 Million Sucres ausgegeben worden seien. Noch bequemer sei es, erst 7 Tage lang den Rio Esmeraldas hinaufzufahren und dann von da, wo dessen Schiffbarkeit aufhöre, in weiteren 3 Tagen nach Quito zu reiten. Ich traute aber der Sache nicht und hatte recht damit, wie ich später in Quito hörte, denn der Strom ist wegen seiner reißenden Strömung und zahl losen Windungen im hügeligen Unterland nur mit großer Schwierigkeit in Canoes zu befahren, während er auf dem Kordillerenabfall in ungeheuren Schluchten und Wasserfällen überhaupt unzugänglich ist; und der gerühmte Reitpfad ist derartig, daß die dafür verausgabten 1 >/ 2 Millionen Sucres un möglich zum Wegbau verwandt sein können. Dies allen künftigen Ecuador reisenden zur Warnung: Der einzige bequeme und schnellste Weg zum mittleren und nördlichen Hochland Ecuadors führt über Guayaquil. In Esmeraldas hatte ich zur Besserung unserer miserablen Schiffs kost gekauft, was ich in dem Nest an genießbaren Konserven auftreiben konnte: Kakes, Marmelade, Büchsengemüse; dazu einen Korb Apfelsinen und Kokosnüsse. Das riet mir ein guter Geist, denn am folgenden Tage trat ein Ereignis ein, das unsere Lage höchst bedenklich machte und uns von der Außenwelt abschloß. Wir näherten uns in aller Frühe dem Küstenort Bahia de Caräquez, als plötzlich zu unserem Schrecken unsere Flagge auf Halbmast gesetzt wurde, d. h. ein Toter an Bord! In der Nacht war einer der „Turcos“ am Klimafieber, das er sich in Panama zugezogen, gestorben, und unser sogenannter Doktor meldete zwei andere Turcos schwer fieber krank. Der Tote lag auf dem Achterdeck, ersah quittengelb aus. Die Hafen behörde von Bahia kam denn auch nur. auf gemessene Entfernung im Boot heran und erklärte prompt, wir hätten hier 15 Tage Quarantäne zu halten. Nach neun Tagen werde man wieder anfragen. Die Leiche sollten wir drei