34 2. Die Ausreise. Viel größeres Unheil aber richtete die See selbst an. Nach dem ersten starken Beben wich das Meer weit vom Strand zurück, um ’/ 4 Stunde später mit einer ungeheuren Flutwelle wiederzukommen, die in den Städten .Esmeraldas, Tumaco und Buenaventura ganze Straßen wegspülte. Da dieses Küstenland im übrigen sehr wenig bewohnt ist, weiß man von anderen Verheerungen dieses Erd- und Seebebens nichts. Als Ursache der Bewegung suchen die dortigen Einheimischen wie immer einen Vulkan und finden ihn im Cumbal an der Südgrenze Kolumbiens, der seit jenen Tagen wieder in Tätigkeit getreten sein soll. Mir ist es aber unzweifelhaft, daß die Erdbeben und die erneute Vulkantätigkeit auf neue tektonische Dislokationen im Küstengebiet zurückzuführen sind, von denen auch die zahlreichen Kabelzerreißungen zeugen. Das Beben vom 31. Januar 1906 wurde auch auf der Erdbebenstation zu Leipzig genau beobachtet. Der Observator, Herr Dr. F. Etzold, teilt mir darüber folgendes mit: „Das Erdbeben, welches am 31. Januar 1906 das nordwestliche KüstengebietSüdamerikas betraf und an allen Erdbeben stationen der Erde registriert wurde, setzte durch seine ganz ungewöhnliche Schütterstärke und die lange Dauer seiner Aufzeichnung alle Beobachter in Erstaunen. In Leipzig langten die ersten vom Schütterzentrum aus trans versal den Erdkörper durcheilenden Wellen nach mitteleuropäischer Zeit nachmittags 4 Uhr 49 Min. 11 Sek. an; wesentlich später, nämlich erst etwa 5 Uhr 20 Min. erreichten die im Epizentralgebiet erregten, sich longitudinal an der Erdoberfläche fortpflanzenden Wellen die Leipziger Erdbebenstation, hielten mit großer Energie nahezu eine halbe Stunde an, um sich alsdann allmählich abzuschwächen, erlöschten aber erst abends gegen y 2 9 Uhr vollständig. Die Stärke der Erschütterung, welche der Erdball durch das Beben erlitten hat, ist ganz bedeutend gewesen, denn die Rechnung ergibt, daß noch der 10350 km vom Epizentrum entfernt gelegene Boden Leipzigs um 4 bis 4,4 mm von Osten nach Westen und umgekehrt bewegt worden ist, wozu des Vergleichs wegen erwähnt sei, das bei dem großen San Francisco-Beben vom 18. April 1906 die Boden bewegung in Leipzig von wesentlich kürzerer Dauer war und im Maximum nur 3,5 mm erreichte. „Daß es sich bei so gewaltigen Erschütterungen um sogenannte tek tonische Beben handelt, deren Schütterzentrum wahrscheinlich in großer Tiefe, sicher aber wesentlich tiefer liegt als bei vulkanischen Beben, ist