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scheinen sie oft abzubrechen, was aber, wie der vorliegende schützende Strandstreifen zeigt, nicht durch Brandungswirkung verursacht werden kann, sondern andere Gründe haben muß. Ich sehe sie in teutonischen Bewe gungen der Küstenzone, die in diesem Gebiet offenbar sehr lebhaft sind. Eine Übersicht über die Kabelbrüche an der Westküste Südamerikas zeigt, daß der Meeresgrund vor Esmeraldas Nivoauveränderungen erleidet, wie kein andrer Teil dieser Küstenstriche. J. Milne weist nach, 1 ) daß dort eine unterseeische Schlucht oder Senke vorhanden ist, in deren Nachbarschaft sich das Niveau des Bodens von 13 und 20 Faden bis zu 200 Faden innerhalb eines Jahres verändert hat. Wir konnten an die Sandbank, die vor der Mündung des Esmeraldasflusses liegt, bis auf 80 m heranfahren und hatten doch noch 27 Brazas (ä 1,67 m) Ankertiefe. Unser Kapitän und die Esmeraldasbewohner glauben, daß dort im Meeres boden ein tiefes Kraterlochsei, und wissen von zeitweiligen starken Wasser bewegungen an jener Stelle und von gleichzeitigen Erderschütterungen in Esmeraldas zu berichten, die sie jenem vermuteten Krater zuschreiben. Auch soll dieser submarine Krater eine geheimnisvolle Verbindung mit den großen Vulkanen des ecuatorianischen Hochlandes haben, so daß z. B. der Cotopaxi schon mehrfach Schiffstrümmer ausgespieen habe, die hier unten zu Grund gegangen seien. All diesen Legenden und Beob achtungen liegen tektonische Vorgänge zu Grund, die hier zu starken Reliefanderungen und Erschütterungen, dort oben im Hochland eventuell zur Erhöhung vulkanischer Aktivität führen. Das haben auch die jüngsten, lange nach unsrer Reise eingetretnen Ereignisse in jenem Gebiet erwiesen, die zwar den Erdbebenkatastrophen Colombias und Ecuadors vom 16. Aug. 1868 und 18. Mai 1875 an Schwere nicht gleichkommen, aber doch nach Ausdehnung und Intensität sehr stark gewesen zu sein scheinen. Am 31. Ja nuar 1906 fühlte man in der Stadt Esmeraldas einen starken Erdstoß, worauf kleinere seismische Bewegungen mit kurzen Intervallen bis zum 6. Februar folgten. Das erste heftige Beben wurde in der ganzen Provinz Esmeraldas und Manabi, also im ganzen nördlichen Küstengebiet Ecuadors und weit darüber hinaus an der kolumbianischen Westküste bis Tumaco und Buenaventura gespürt. In Esmeraldas, das nur ca. 600 Einwohner hat, stürzten zahlreiche Häuser ein, und an der ecuatorianisch-kolumbianischen Küste rissen die Seekabel auf dem veränderten Meeresboden an 15 Stellen. ') „Suboceanic Changes“, im Geographica] Journal, Aug./Sept. 1897. Meyer, Ecuador. 3