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und die Eiszeit in den Tropen. 479 Diluvium und die Gleichwertigkeit der diluvialen Schneegrenzendepression in klimatisch homologen, weit voneinander entfernten Gebieten des Tropengürtels zeugt sowohl für die Gleichzeitigkeit der eiszeitlichen Phänomene auf der ganzen Erde als auch dafür, daß die Eiszeit nur eine Steigerung des heutigen Gletscherklimas war. Das hat im Wesent lichen schon 1877 Thomas Belt ausgesprochen 1 ), dann J. v. Haast 2 ) auf Grund seiner neuseeländischen Forschungen aufgenommen und A. Penck später näher begründet 3 ). Es ist, wie J. Partsch hübsch sagt, in der Eiszeit überall dieselbe Klimaharmonie wie heute, nur einige Oktaven tiefer. Einer diluvialen Firnliniendeprossion von 5—600 m in den Tropen können wir unter der Voraussetzung, daß in der Eiszeit die Abnahme der Temperatur mit der Höhe ebenso groß war wie heute (ca. 1 0 auf 200 m), eine mittlere Temperaturerniedrigung im Tropengürtel von ungefähr 3° gleichsetzen. Viel wirksamer als die Temperaturerniedrigung war aber für das Gletscher wachstum die Zunahme der Niederschläge. Für dieses wichtige, besonders auch in den früheren Seenhochständen und in den kolossalen Schotter bewegungen zum Ausdruck kommende Element im Diluvialklima der Tropen ein Maß anzugeben wie für die Temperaturerniedrigung, ist nicht möglich; einen Anhalt bietet nur die genannte maximale Depression der Gletschergronze von 800—1000 m 4 ). Aus der Gleichzeitigkeit der eiszeitlichen Erscheinungen auf der ’) Thomas Belt, The glacial period in the Southern hemisphere; Quaterly Journal of Science, London, July 1877, Separatabdruck 8. 19/20. 2 ) Julius von Haast, Geology of the Provinces of Canterbury and Westland, New Zealand; Christchurch 1879, S. 371—383. *) Albrecht Penck, Bulletin de la socidtö d’hist. natur, de Toulouse, XIX, 1885, S. 162. — Derselbe, Die Eiszeiten Australiens, a. a. O., S. 283—286. 4 ) Auf ungeheure Überschwemmungen der Diluvialzeit führt F. G. Suarez, der ge lehrte neueste Geschichtsschreiber Ecuadors, die bei mehreren alten Stämmen des Hoch landes, z. B. den Quitus, den Puruhas, den Canaris, vorgefundnen Sagen von einer großen Wasserflut zurück, die das ganze Land überschwemmt und alle Bewohner vertilgt habe bis auf ein paar zu den höchsten Berggipfeln entflohenen, von denen dann die Neubevölkerung ausgegangen sei. (F. G. Suarez, Historia general de la republica del Ecuador, Bd. I, Quito 1890, S. 127, 260, 263, 282). Doch gehören sicherlich diese alten, vor dem Eindringen biblischer Legenden vorhandenen Sagen zu den in ganz Amerika und auf der ganzen Erde verbreiteten „Flutsagen“, deren Ursprung überall aus lokalen Elementarereignissen zu erklären ist, wie Richard Andree gezeigt hat (R. Andree, Die Flutsagen, Braunschweig 1891). An solchen lokalen verheerenden Ereignissen war im Hochland von Ecuador, wo die Vul kane furchtbare Schlammströme entsenden, die durch Aufstauungen ganze Landschaften unter Wasser setzen, und wo Erdbeben die Flüsse ablenken und hochliegende Wasserbecken plötzlich entleeren können, gewiß kein Mangel.