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nehmen, daß sie erst hier oben in einem Steppenklima gelebt hat und dann durch eine große Klimaschwankung vernichtet worden ist. Beides erklärt sich durch eine Interglazialzeit und eine folgende Glazialperiode, wie in Nordamerika und Europa. 3) Die Tatsachen der geographischen Pflanzen- und Tierverbreitung erweisen für das späte Diluvium die Wanderung einer borealen Flora und Fauna von den nordamerikanischen Kordilleren über Mittelamerika und den Isthmus nach den äquatorialen Anden und weiter südwärts. Diese Wanderung borealer Pflanzen- und Tierformen war nur möglich, als die heute tropisch-heißen Übergangsgebiete in Mittelamerika und dem Isthmusland viel kühler, der boreale Klimacharakter räumlich viel ausgedehnter war als heute. Diese Voraussetzung kann nur die für Hochecuador konstatierte und, wie wir nachher sehen werden, auch auf den übrigen Anden nachgewiesne Glazialzeit erfüllen, die also mit der Eiszeit Nordamerikas zusammenfällt. 4) Abgesehen von diesem großen räumlichen und zeitlichen Zu sammenhang mit der Eiszeit Nordamerikas läßt auch die Form und Be schaffenheit der Glazialgebilde Ecuadors, das Maß der Verwitterung und Erhaltung der Kahre, Moränen, Schliffe, Schotterterrassen usw. im Vergleich mit den ebenso beschaffnen Diluvialbildungen Nordamerikas, Europas, Australiens etc. den Schluß zu, daß die Vergletscherung, die sie gebildet hat, nicht jünger als spätdiluvial gewesen ist. Wir werden also nicht fehlgehen, wenn wir die beiden beobachteten Glazialperioden Ecuadors mit ihrer Interglazialzeit den beiden letzten Eis zeiten Europas, der Riß- und Würmeiszeit, mit ihrer trocknen Zwischen zeit gleichsetzen. In dieser Analogie ist auch die Tatsache inbegriffen, daß die ältere der beiden ecuatorianischen Eiszeiten die an Gletschern reichere und größere gewesen ist, wie es die Rißeiszeit gegenüber der Würmeiszeit war, und daß die jüngere schließlich in drei Rückzugsphasen verlief, wie es in der Würmeiszeit ebenfalls der Fall war. Diese Erscheinungen sind uns ein zwingender Anlaß, den Blick über die immerhin engen geographischen Grenzen des äquatorialen Andengebiets hinauszurichten und zu untersuchen, wie es in dieser Beziehung in den nördlichen und südlichen Nachbargebieten aussieht, und weiter, wie sich die übrigen Gebirgsländer der Tropenzone, auch außerhalb Süd amerikas, in dieser Hinsicht verhalten, und schließlich, ob und wie diese 30*