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466 15. Die heutige und einstige Vergletscherung Ecuadors weil von Süden her der Weg zum äquatorialen Andengebiet nicht erst am Ende des Tertiär zustande kam, wie im Norden der Panamaisthmus, sondern immer offen stand. Aber über die heute enorm trocknen und deshalb firnfreien, weiten Hochlandsstrecken in Südbolivien, Mittelchile und Nord peru konnten die antarktischen Organismen wohl nur in jener Zeit weg kommen, als auch dort die Firngrenze infolge starker Niederschläge und niederer Temperatur tiefer lag und die Hochregion vielfach Gletscher trug. Wir werden nachher sehen, daß dies der Fall war. Umgekehrt ist damals auch eine ganze Reihe arktisch-alpiner Typen über das äquatoriale Anden gebiet hinweg nach dem südlichsten Teil Südamerikas gelangt, wo sie teilweise zu besonderen Arten geworden sind, z. B. Gentiana prostrata, Trisetum subspicatum, Primula magellanica, Draba magellanica, Alopecurus antarcticus, Saxifraga Cordillerarum, etc. 1 ) In ganz analoger Weise sind in den vereinzelten alpinen Hochregionen Äquatorialafrikas (Kilimandjaro, Kenia, Runsoro) große Bestandteile der Flora und Fauna Relikten einer Einwanderung, die im Diluvium aus höheren Breiten der nördlichen und der südlichen Hemisphäre in die kühlen Hoch lande der Tropenzone eingewandert sind, als es eine kühlere Feuchtigkeits periode ermöglichte 2 ). Die vorstehenden Betrachtungen und Untersuchungen ergeben für das Alter der ecuatorianischen Pluvial- und Glazialperioden kurz folgendes: 1) Da die Hauptbauzeit der Vulkanberge Ecuadors, welche alte Gletscherspuren tragen, nach Wolf und Reiß das spätere Pleistozän war, so können die Glazialperioden nicht vor dem späteren Diluvium liegen. 2) Da in die Löß-(Cangagua-)Formation an mehreren Stellen die Fossilien einer diluvialen Steppenfauna eingeschlossen sind 3 ), die nachher hier wie überall anderswo im Diluvium ausgestorben ist, so können wir an- ’) A. Engler, a. a. O., S. 256. ’) Hans Meyer, Der Kilimandjaro, Leipzig 1900, S. 398—403. 3 ) Bei den Fossilien habe ich in der Quebrada de Chalang Bruchstücke von Ton gefäßen gefunden. Da sie aber nicht in situ neben eingeschloßnen Knochenteilen im Tuff steckten, sondern auf dem Boden der Quebrada neben ausgewitterten Fossilknochen lagen, kann ich mich nicht für die Gleichalterigkeit beider verbürgen und lasse die Gefäß scherben deshalb bei der Altersbestimmung der Fossilien, die sich aus den von Th. Wolf angegebenen Gründen als pleistozän erweisen, außer Betracht. Ich bin aber nach der Art des Vorkommens und nach der keramisch-technischen Beschaffenheit der Tonscherben überzeugt, daß sie nicht rezent sind, sondern von einer gleichzeitig mit jener Diluvial fauna gelebt habenden Urbevölkerung herstammen. (Vergl. Anhang III.)