fast niemals stark bewegt, sondern gemäß seinem Namen „Stiller Ozean“ meist von olympischer Ruhe. Unsere Lage wäre sonst äußerst kritisch ge worden. Das gute Wetter konnten uns nicht einmal die zehn Priester verderben, von denen nach Seemannsglauben schon einer genügt hätte, um dem Schiff, auf dem er fährt, irgend ein Unheil zu bringen. Doch bald sollte sich der alte Seemannsglauben in andrer Weise bewahrheiten. Die „Quito“ schaukelte einstweilen bei gelinder steter Südwestbrise leise und sehr langsam mit der Geschwindigkeit eines schweren Güter zuges südlicheren Gestaden zu. Der Himmel war regnerisch trübe, und jeden Abend brach ein kräftiges Gewitter los, das eine halbe Stunde lang das nächtliche Firmament in ein ununterbrochen zuckendes Flammen meer verwandelte, wie es nur die Regenzeiten des Tropengürtels kennen. Je weiter wir südwärts vorrückten, desto mehr kamen wir aus der Regen zeit heraus, desto kühler wurde Luft und See. Am Morgen des dritten Tages kam die kolumbische Küste beim Hafenstädtchen Buenaventura in Sicht. Ein flaches, dichtbewaldetes Vorland, hinter dem die Kordillere von Cauca in unabsehbarer Längserstreckung als eine dunkelwaldige Masse bis über 3000 m hoch in die Wolken ragt, und im Grund einer tief ins Waldland einschneidenden Bai ein paar kleine gelbe und rote Wellblech häuser und indianische Pfahlhütten mit in Summa kaum 1200 Einwohnern: das ist der kolumbianische Haupthafenplatz an der pazifischen Küste, der Ausgangspunkt einer kleinen Bahn zum Fuß der Kordillere und der Stütz punkt der Goldwäschereien im Hinterland, von denen viel gefabelt wird. Der nächste Tag brachte uns nach Tumaco, wo der Blick nur auf flaches, waldiges Küstenland ohne jegliche Bergkuppen trifft, soweit er reichen kann. Eine Landschaft von ermüdender Monotonie. Erst nach Passie- rung der Südgrenze vonKolumbien beginnt mit Ecuador eine wechselvollere Küstengestaltung. Aber außer den wenigen sogenannten Hafenplätzen, die keine sind, sieht man nirgends eine Wohnstätte auf der ungeheuren Küsten strecke, nirgends eine Hütte in der alles erdrückenden Waldwildnis, nirgends ein Boot auf dem Meer; nirgends einen Leuchtturm, eine Boje, ein Seezeichen an der ganzen kolumbianischen Küste. Nur graue plumpe Pelikane beleben stellenweise in Trupps von Hunderten den sonst so stillen Strand, und hoch darüber zieht ein Seeadler oder Reiher seine Kreise. Die Farbe des Meerwassers ist weit hinaus in See schmutzig braun, weil die Flüsse in der Regenzeit hoch gehen. Strömungen im Meer führen kilo-