nahmen von dem übrigen Platz Besitz. Wie es nun in ein paar Stunden auf dem Schiff aussah, das höchstens einmal 8—10 Passagiere beherbergt hatte, läßt sich nicht beschreiben. Beim Abendessen stellte es sich heraus, daß kein Eis mehr an Bord war, und daß es nur noch einige Flaschen Wein und gar kein Bier gab. Die Stewards laufen in Hemd, Hose und bloßen Füßen umher und kleben von Schmutz. Das ist kein Wunder, wenn man erfährt, daß es kolumbische Soldaten sind, die in Panama desertierten und sich für einen Spottlohn vom Agenten der P. S. N. C. als Stewards anwerben ließen, um nach Ecuador zu entkommen. Es ist niemand da, der die Bande in Zucht hält und auf Ordnung sieht. Der Kapitän kümmert sich nach englischem Schiffsbrauch bloß um die nautische Führung, der erste Offizier um die Ladung und der Purser um die Geschäftsführung. Für eine solche Schandwirtschaft zahlt man ein Passagegeld, das verhältnismäßig viel höher ist als auf den großen europäischen Schnell dampfern. Es ist aber nicht eine kolumbische oder ecuadorische Dampfer linie, die derartiges leistet, sondern eine englische. Die Pacific Steam Navigation Co. hat ihren Sitz in London. Sie läßt eine große Linie mit guten Dampfern um Südamerika herum bis nach Peru laufen und von dort über ein Dutzend geringerklassige, aber immer noch erträgliche Schiffe über Guayaquil direkt nach Panama; außerdem von Guayaquil nach Panama die beiden elenden kleinen Küstendampfer „Quito“ und „Ma- nabi“. Da sie mit der von Chile ebenfalls nach Panama laufenden chileni schen Linie Compania Suedamericana de Vapores zusammen arbeitet und mit der Panamabahn so vorteilhafte Verträge hat, daß andre Dampfer linien (z. B. die deutsche Kosmoslinie) nicht dagegen aufkommen können, so ist sie in der Region zwischen Peru und Panama konkurrenzlos. Darum kann sie dem Publikum bieten, was sie will. Beklagt sich jemand, so heißt es: „Wenn Dir’s nicht paßt, reise über Land“. Wir aber waren nun in den Augiasstall „Quito“ für volle 9 Tage — wie wir glaubten — eingekerkert. Ein jeder suchte sich den Aufenthalt auf seine Weise erträglich zu machen. Ich versuchte erst, durch reichliche Trinkgelder die Stewards zur Reinigung unserer Kabine zu veranlassen, aber als ich sah, daß auch damit bei der faulen Sippschaft nichts zu er reichen war, griff ich mit Herrn Reschreiter selbst zu, und wir hatten dann bald wenigstens leidliche Schlafstätten. Hier heißt es: „help yourself“, aber bezahle für drei! Glücklicherweise ist in diesen Breiten das Meer