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und Gratrücken liegen oder auf sehr wenig geneigten Flächen, die, fern von Berghängen, nicht von Lawinen erreicht werden können. In diesen Fällen scheint mir die von C. Uhlig (1903) und in ähnlichem Sinn von W. Deecke (1905) gegebne Erklärung einzutreten. Uhlig ’) nimmt an, daß die bewegende Kraft des Windes insofern an der Bildung der Penitentes beteiligt ist, als sie den noch nicht zu Firn gewordnen, leicht beweglichen Schnee zu furchen und in Wellen anzuordnen vermag. „Ist die Ober fläche des Schnees erst einmal durch Winde gefurcht, so wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Richtung der Furchung eine Richtung für die werdenden Penitentesformen ergeben“, sobald die Schneewellen durch Anschmelzung unbeweglich geworden sind und die Tropensonne mit ihrem hohen Stand ungestört darauf einwirken kann. W. Deecke * 2 ) hingegen glaubt, daß die Verschiedenheit der Anhäufung des Schnees durch den Wind oft eine i n n er e Struktur der Schneemassen verursachen kann, die bei der Ausschmelzung zur Entstehung von parallelen Graten führt, und zwar wäre der Verlauf so, daß sich erst durch den Wind Schneewehen bilden, dann Vereisung und Verdichtung der Kämme durch Anschmelzung und Frost eintreten, darauf ein neues Schneewehensystem oder mehrere sich über das erste legen, und schließlich, wenn die Schneefälle in der Trockenheit auf hören, durch sehr intensive Sonnenstrahlung die sich schneidenden Systeme von verhärteten Schneewehen in Penitentespfeiler zerfallen. Beide Erklärungen werden sicherlich in der Natur ihre Bestätigung finden. Eine dritte Art solcher primärer Gestaltungen der Schneestruktur sehe ich aber darin, daß in jeder einem Berghang aufliegenden Schneemasse infolge der Schwere eine distanziell vielleicht nur geringe, aber quantitativ sehr große Massenbewegung nach unten und bergabwärts stattfind en muß, die in den anfänglich lockeren Massen durch den Druck der verschieden großen Massenteile zuzonalenVerdichtungen führen muß, deren Flächen senk recht zur Druckrichtung stehen. Wenn der Berghang nicht so steil ist, daß die Schneemassen schließlich als Lawinen abgleiten, so werden diese durch Druck und innere Stauchung und Reibung verdichteten Zonen, nachdem sie zur Ruhe gekommen sind, bei kräftiger Insolation als Leisten und Kämme aus der ganzen Masse ausschmelzen, während die dazwischen *) Carl Uhlig, a. a. O., S. 634. 2 ) W. Deecke, Läßt sich der Büßerschnee als vereiste Schneewehen auffassen? Globus 1905, 87. Bd., S. 261/262.