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15. Die heutige und einstige Vergletscherung Ecuadors und die Eiszeit in den Tropen. Der Schnee fallt im äquatorial-amerikanischen Hochgebirge wie auf dem Kilimandjaro und in den Alpen meist als Flocken in tieferen Niveaus, vorwiegend als Körner in größeren Höhen. Ganz allgemein genommen, mag die beide Schneearten trennende Grenze in Ecuador bei 5000 m liegen, auf den Ostseiten tiefer, auf den Westseiten höher. Der Flockenschnee verschwindet, der Kornschnee bleibt zum Teil. Nach starken Schneefallen, die bis zu 4000 m im Durchschnitt heruntergehen, aber in den regenreichen Monaten (März—Mai) des Invierno zuweilen sogar noch bis unter 3500 m Höhe hinabreichen, erhalten sich auf den Bergen längere Zeit durch orographische Begünstigung Schneeflecke, auch ausgedehntere Schneefelder. Aber sie schmelzen sämtlich in der niederschlagsarmen Jahreszeit des Verano (Juni—August) weg; auf der Westkordillere sah ich im August nirgends mehr vereinzelte Schnee- oder Firnflecke unterhalb der zusammenhängenden Schneedecke. Es gibt weder auf der West- noch auf der Ostkordillere eine das ganze Jahr überdauernde Schnee- oder Firnfleckenregion wie in unsern Alpen. Der Schnee kommt auf beiden Kordilleren zum allergrößten Teil aus Osten mit den vorherrschenden östlichen Passatwinden, die aus dem weiten, warmen Amazonasgebiet viel Feuchtigkeit mitbringen. Auf allen Bergen ist deshalb die Ost-, Nordost- oder Südostseite stärker beschneit als die Westseite, liegt im Osten die Schnee- bezw. Firngrenze tiefer als auf der Westseite. Lokale Winde und lokale Niederschläge ändern an