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geschlichen und konnte jeden Tag in Guayaquil ausbrechen. Dann war uns bei der Reise nach Panama mindestens eine scharfe lange Quarantäne sicher, was ich im Andenken an die greuliche Quarantäne auf der „Quito“ (s. S. 36) unter allen Umständen vermeiden wollte. Ich entschloß mich deshalb, nicht auf den vom Süden kommenden großen Dampfer zu warten, der direkt nach Panama fahren sollte, sondern schon am nächsten Tag mich auf den kleinen Küstendampfer „Manabi“, das Schwesterschiff der „Quito“, einzuschiffen, der neun Tage bis Panama braucht, da er alle die Hafenplätze anläuft, die wir auf der Herreise schon gründlich kennen gelernt hatten. So dampften wir am 22. August wieder in den Pazifi schen Ozean hinaus. Da wir vom südlichen Ecuador in direktem süd-nördlichen Kurs der Regenzeit, die jetzt im August mit dem Hochstand der Sonne von Norden her kam, gerade entgegenfuhren, vollzog sich der jahreszeitliche Klima wechsel für uns sehr schnell. In der Höhe von Manta, nahe dem Äquator, prasselten die ersten Regenböen der Regenzeit sintflutartig über das Schiff, und die Güsse, die Gewitter, die Temperatursprünge, die unregelmäßigen Windstöße wurden nordwärts immer häufiger und stärker, bis sie im Golf von Panama ihr Maximum erreichten. Dabei herrschte ein ziemlich kräftiger Seegang aus Südwesten vor, der zwar zahlreichen uns begleiten den und ihre Fontänen emporblasenden Walen behagto, aber unser schwer und tief über die Lademarke mit Tagua (s. S. 18) beladenes Schiff in Tin- gemütlichster Weise überflutete. Ströme von Seewasser ergossen sich durch die Ladelucken in den untern Schiffsraum und über die Taguasäcke, aber diese Steinnüsse vertragen solche Behandlung, und das allzuviele Wasser wurde wieder ausgepumpt. Sehr übel war bei dem schlechten Wetter eine Zigounerbande dran, die unten im Zwischendeck halb unter offnem Himmel hauste. Es sind wirkliche echte Zigeuner von Aussehen, Kleidung und Sitte; mit Männerfiguren, die jeder Räuberkomödie Ehre machen würden, mit einigen alten Megären, die wahrsagen und Karten schlagen, mit jungen hübschen feingliederigen Weibern, die betteln, stehlen und andern Unfug treiben, und mit einer Unmenge dreckiger, zerlumpter Kinder, die sich raufen und Hazard spielen. Die ganze Horde liegt in einem Klumpen beisammen, so daß man vor Decken, Tüchern, Kissen aller Farben kaum die Menschen unterscheiden kann. Wir regulieren sie mit Früchten und Cigarrillos und schauen zu,