nügen kann. Unser liebenswürdiger Konsul, Herr Möller vom Hause Rickert & Co., besorgte die Expedition meiner Sammlungen und meines großen Gepäckes auf das beste und half mir, wo er konnte. Nur zu einem Desiderat vermochte auch er mir nicht zu verhelfen, so sehr er sich mit mir auch darum bemühte. Ich wollte nämlich aus Guayaquil Barometer ablesungen der vergangnen drei Monate haben, die mit meinen Ablesungen im Hochland korrespondierten und den Berechnungen als Basis dienen konnten. Aber alles Fragen und Umherlaufen war vergeblich. Weder die Hafenbehörden dieser größten Hafen- und Handelsstadt des Landes, noch die städtischen oder Staatsbehörden, noch eine der wissenschaftlichen Anstalten oder Schulen, noch irgendein Privatmann gibt sich zur Zeit mit so überflüssigen Dingen wie Barometerbeobachtungen ab. Man erwiderte mir überall, solche Beobachtungen seien zwecklos, weil der Barometerstand jahrein jahraus sich fast gleich bleibe. Ich mußte mich also mit den Beob achtungsreihen begnügen, die ich vorsichtigerweise in der Sternwarte zu Quito hatte anstellen lassen. Mit der Geringfügigkeit der Luftdruckschwankungen in Guayaquil (mittlerer Barometerstand 762 mm) hat es übrigens seine Richtigkeit, wie Beobachtungen aus früheren Jahrzehnten zeigen ’)• Trotzdem ist der jahres zeitliche Unterschied im Witterungscharakter hier nicht gering. Wäh rend wir noch im Juni unter der tropischen Sonnenhitze, Schwüle und Luftlosigkeit gestöhnt und geschwitzt hatten, war es jetzt gegen Ende August den ganzen Tag bei bedecktem Himmel so angenehm kühl, daß mir mein Flanellanzug sehr bohagte, den ich in den Städten des Hoch landes getragen hatte. Nachmittags 5 Uhr setzte jetzt täglich eine hübsche Brise von der See her ein und hielt fast die ganze Nacht hindurch an. In folge der Luftbewegung und der Trockenheit dieser Jahreszeit war auch von Moskitos nichts zu spüren, was zweifellos von gutem Einfluß auf den Ge sundheitszustand der Stadt war. Man hörte jetzt nur wenig vom gelben Fieber, das bekanntlich wie die Malaria durch Moskitos übertragen wird. Dagegen erschien eines Tages vor den Toren ein andres, nicht minder scheußliches Gespenst, die Bubonenpest. Sie war von Süden her an der peruanischen Küste bis Payta, dem nördlichsten Hafenplatz Perus, entlang- ') Nach Stübel beträgt die größte Luftdruckschwankung in Guayaquil 4,99 mm im Jahr, die größte Schwankung zwischen barometrischem Tagesminimum und Tages- maximum 3 mm. Meyer, Ecuador. 27