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system und zu den arbeitenden Organen. Das haben neuerdings die Herren N. Zuntz, A. Loewy, F. Müller, W. Caspari in ihrem ausgezeichneten Buch über das Höhenklima 1 ) dargetan, während sie A. Mossos Anschauung 2 ), daß „Aknapie“, d. h. Verminderung der Kohlensäuremenge des Blutes in dünner Luft und infolgedessen Verminderung des Hauptreizes auf das Atemzentrum und auf die Herzfunktion, die Ursache der Bergkrankheit sei, experimentell widerlegen. Die Sauerstoffarmut der athmosphärischen Luft in den großen Höhen zwingt schon an sich zu starken Atmungsbewegungen, um das Blut mit Sauerstoff zu sättigen und die ausgeschiodne Kohlensäure fortzuschaffen. Zu diesem Zweck muß sich die Atmung desto mehr anstrongon, in je sauer stoffarmere, größere Höhen wir steigen, aber sie erreicht ihren Zweck immer weniger, und die Erregbarkeit des nervösen Atmungszentrums wird immer schwächer, bis an einer bestimmten Höhengrenze — die aber hoch über den Gipfeln der irdischen Gebirge liegt — Erstickung eintreten muß. Überdies wird nun diese Atmungsanstrongung in zunehmender Höhe immer mehr erschwert durch die Abnahme desLuftdruckes, der dem hohen Druck des Blutes, besonders in den Kapillaren der Lungen, nicht mehr das Gegen gewicht halten kann. Dio Mechanik dieses Vorganges hat II. Kronecker 3 ) gut auseinandergesetzt, aber ihm irrtümlich den ausschlaggebenden Ein fluß beim Zustandekommen der Bergkrankheit zugoschrieben. Durch den starken, vom verminderten Luftdruck nicht mehr ausgeglichnen Druck in den Lungenblutgefäßen entsteht der Atmung ein mechanisches Hindernis von innen her, das die Zu- und Abfuhr der Luft beeinträchtigt. Es ent stehen Lungenschwollung und infolgedessen Stauungen im Lungenblutkreis lauf, die das Nervensystem in Mitleidenschaft ziehen; infolgedessen aber auch — und das ist das Wesentliche — eine große Erschwerung für die genügende Versorgung dos Blutes mit Sauerstoff aus der ohnehin sauerstoff armen Höhenluft. Es müssen sich also dieselben Folgeerscheinungen ein stellen wie bei der Blutarmut, und tatsächlich sind die oben geschilderten Beschwerden größtenteils identisch mit denen der Anaomie in ihren vor- schiednen Abstufungen. ’) N. Zuntz, A. Loewy, F. Müller, W. Caspari: Höhenklima und Bergwanderungen in ihrer Wirkung auf den Menschen. Berlin, Bong & Co., 1906, S. 441—468. ’) Angelo Mosso, Der Mensch auf den Hochalpen. Leipzig, Veit & Co, 1899, 9. 399-427. 3 ) H. Kronecker, Die Bergkrankheit, Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 1903,