Zu alledem kommt im Lager bei 5000 m Höhe ein lästiges Aufgetrieben sein des Leibes, Aufstoßen der Magengase, Appetitlosigkeit, schwere Obstipation bei geringer Absonderung von dunklem, sedimentreichem Urin. Ich habe in diesen Höhen wiederholt an 5—6tägigem gänzlichen Verhalten der Darmentleerung gelitten und trotz beträchtlicher Dosen von Rhabarber und Rhizinus keine Erleichterung gefunden. Die daher rühren den Schmerzen beim Bergsteigen waren bitter und noch mehr, wenn schließlich bergab lange geritten worden mußte. Befreiung brachte immer erst eine mehrtägige Ruhepause auf der Hochebne. Droben aber in der 5000 m Zone kam zu den genannten Übeln noch ein permanentes unbe hagliches Frostgefuhl, das erst nach längerem Aufenthalt im Pelzsack wich. Temperaturen von 6—10° Kälte, wie wir sie in unsren oberen Lagern des öftern gehabt haben, waren uns jedesmal eine Pein. Polarroisende leben und arbeiten freilich monatelang in viel tieferen Temperaturen, aber sie befinden sich nurwenig über Meereshöhe, wo sie mit jedem Atemzug ihre Lungen mit so viel Sauerstoff füllen können, daß das Feuer des Stoff wechsels in wärmendem Brand erhalten wird. Wäre die Sauerstoffmenge in der Luft dort so klein wie hier in 5000 m Höhe, so würden sie die arktische Kälte nicht ertragen. Außer dem beständigen Frösteln empfand ich in diesen Höhen stets eine unangenehme, das Hören beeinträchtigende Span nung des Trommelfelles, die ich von Zeit zu Zeit durch Gähnbewegungen zu lösen suchte, ein fortwährendes leises Beben der Nerven und eine seltsame Erschlaffung der Willenskraft, so daß einem schon das Schreiben des Tagebuches und das Ablesen und Notieren der Thermometer- und Barometerstände als eine Leistung erschien. Wenn wir dann von 5000 m zu 6000 m und höher aufsteigen, er fordert jeder Tritt eine ganz unverhältnismäßig große Kraft- und Willens anstrengung, die unbewußt ausgefuhrt wird, uns aber durch ihre ermüden den Folgen zum Bewußtsein gebracht wird. Allo Dutzend Schritte müssen wir Halt machen, um in schneller und tiefer Atmung Luft zu gewinnen und Kraft für die Beine, die in den Knieen und den Oberschenkeln eine bleierne Schwere haben. Alles kommt darauf an, daß die Körperbewegun gen in möglichst stetiger ununterbrochner Reihe und langsam aufeinander folgen. Jeder plötzliche Ruck unterbricht die Kontinuität der Lungen tätigkeit, wodurch der unzureichend mit Sauerstoff genährte Atem stockt und der Bergsteiger zum Stillstehen gezwungen wird. Nichts ist deshalb 25*