13. Zweite Chimborazo-Besteigung. 379 dieser starren Natur gibt uns das kleine Heim trotz aller Beschwernisse ein so freundliches Gefühl von Gemütlichkeit und Sicherheit, daß ich es dem vielseitigen Reiz eines opulenten Zeltlagers in der weiten freien afrikanischen Steppe für kurze Zeit mindestens gleichschätze. Der Soroche ließ mich in der Nacht wieder einmal wenig schlafen. Auch Reschreiter wälzte sich stöhnend von einer Seite auf die andere. Um 4 Uhr hatte ich genug von dieser Art Nachtruhe und drängte zum Aufbruch. Santiago und Nicolas stiegen wieder mit, soweit sie konnten. In hellem Mondschein ging es um 5 Uhr fort. Im Osten dämmerte es schon leise. Der obere Chimborazo lag frei im fahlen ersten Frühlicht, finstere Schatten zu uns her ausstrockend, aber auf dem ganzen Unterland lag ein graues welliges Wolkenmeer, das sich langsam zu heben schien. Da der Wind eingelullt war und der Nachtfrost, der bei unserm Aufbruch noch — 4,50 betrug, den Schutt auf unsrem alten nordnordwestlichen Auf stieggrat gefestigt hatte, kamen wir schnell vorwärts. Als wir des günstigeren Terrains halber ein wenig nach Osten abbogen, fanden wir dort in halber Höhe unsres Grates bei 5400 m zu unsrer Überraschung zwei Holzpflöcke, wie sie zum Zeltschlagen gebraucht werden. Von Whymper können sie nicht stammen, da sie noch ziemlich frisch aussahen und Whymper sein oberstes Lager bei 4819 m Höhe, also viel weiter unten, hatte. Sie werden also wohl eine Hinterlassenschaft des Italieners Usuolli sein, der in 5700 m Höhe gelagert haben will. Demzufolge scheint Usuelli sein Zelt hier in ca. 5400 m Höhe neben einigen Felsblöcken in sehr exponierter Lage ge habt zu haben. Aber andre Spuren vermochten wir nicht zu entdecken. Nach Sonnenaufgang kam schnell Bewegung in die Luft, und bald wehte der Ostwind mit immer dichter werdenden Nebeln über die Firnfelder der Gipfelregion. Gegen 8 Uhr standen wir unter den „Roten Nordwest wänden“ (5715 m) am Untorrand der Firnhaube des Westgipfels. Das dicke Firnpolstor, das noch sieben Wochen vorher auf der Oberkante der Felswand gelegen hatte, war jetzt weggeschmolzon, aber die Felsen waren dadurch nicht zugänglicher geworden. Wir mußten sie wie damals westwärts um gehen, um auf den Firnhang selbst zu kommen. Da hier aber unsre beiden Begleiter strikten, gab ich ihnen den Laufpaß. Merkwürdig geschwind trollten sie sich zum Lager hinunter. 8 20 ging es mit den Steigeisen los. Wir überschritten den Ostteil des Stübelgletschers (s. Abb. 91), dessenEishierzumgroßenTeilvon einer ’/ 4 bis