2. Die Ausreise. 23 gelb-grün-violetten Dämmerungsstrahlen auf, die für die tropischen Regen zeiten charakteristisch sind. Von Trinidad dampften wir schon nach zwei Stunden wieder weiter, zuerst durch ein Stück des Pariagolfes, dessen Fluten von den Gewässern des nahen Orinokodeltas eine helle graugrüne Farbe haben, und dann 3 Tage lang durch das in dieser regnerischen Jahreszeit wahrhaft höllische windstille Caribenmeer, wo wir. ganz wie im Frühling im Roten Meer, die Tage bei 32—33° maximaler Schattentemperatur verduselten und die Nächte nackt und schlaflos uns auf den Matratzen wälzten. Auch in Jamaica war es nicht viel besser und darum das Interesse an Kingston und seinem wundervollen palmen- und orchideenreichen Hope-Garden und Kingshouse-Garden, zu denen wir hinausfuhren, sehr gedämpft. Die mächtigen waldigen, jetzt von schweren regenzeitlichen Kumuluswolken überwölbten Bergketten der Insel, die im Blue Mountain bis 2240 m empor steigen, der große Wasserreichtum und die Riesenentwicklung der Vege tation machen Jamaica zu einer der schönsten Inseln, die ich gesehen habe; aber was soll uns alle Schönheit, wenn wir ihrer nicht froh werden können ? Nach 2 Tagen weiterer Hitzequalen, nach 19 tägiger wochselvoller Fahrt von Southampton, fuhren wir am 18. Mai in unserm Endziel der atlantischen Reise, dem Isthmushafen Colon, ein. Beim ersten Schritt an Land sieht man, daß man hier nicht mehr auf europäischem Kolonial boden wandelt. (Siehe Abbild. 4.) Zwar wird im öffentlichen Verkehr mehr Englisch als Spanisch gesprochen, zwar wird großartig nach Dollars und Cents gerechnet, während die kolumbischo Landeswährung Pesos und Centavos sind, zwar sieht der dem Landungspier gegenüberliegende kleine Bahnhof und die Wagen und Lokomotiven der Panama Rail Road ganz solide aus, denn die Bahngesellschaft ist bekanntlich englisch-nordameri kanisch ; aber in den Straßen und Häusern der Stadt liegt ungeschminkte freistaatlich-kolumbianische Wirtschaft zu Tage: Schmutz, Verlotterung, Zuchtlosigkeit, Fäulnis, wohin man schauen mag. Aus der hohen Zeit der französischen Panama-Compagnie stehen noch zahlreiche, einmal hübsch gewesene Häuschen um ein Standbild des großen Kolumbus ge schart, aber sie sind meist verlassen, und verfallen schnell in diesem ewigen Dampfbadklima. Vorne nach dem Hafen zu reihen sich Kauf läden vom internationalen Charakter der überseeischen Universalwaren-