Volltext Seite (XML)
die Tuff- und Schottermassen der Quitomulde von den Flüssen in lauter steilwandige Plateaus, Terrassen und „Mesas“ zerschnitten werden, wie wir sie schon jetzt an vielen Stellen dieser und der andern Mulden sehen (s. S. 364—367 und Abb. 90), und wie sie auch aus andern Teilen der äquatorialen Anden, z. B. von W. Sievers aus der Kordillere von Merida, geschildert worden sind. Auch Sievers bringt die mächtigen Schotter terrassen jener venezolanischen Kordillere mit einer großen diluvialen Klimaschwankung, mit einer Pluvialperiode in Verbindung und war einer der ersten, der deshalb den aus unsern Breiten geläufigen Begriff „Eiszeit“ auch auf die Hochgebirge der südamerikanischen Tropenzone anwandte. 1 ) Die großen Hochmulden der Anden Ecuadors in ihrer heuti gen Gestalt sind hauptsächlich ein Erzeugnis der Eiszeit: Dieser verallgemeinernde Schluß mag unser langes Verweilen bei der Quitomulde erklären und entschuldigen. Nur darf nicht vergessen werden, daß in manchen dieser Hochbecken, z. B. in denen von Riobamba und von Lata- cunga, eine jüngste Sedimentbildung die Züge der älteren schon vielfach zu verwischen beginnt oder verwischt hat, und zwar teils durch junge vul kanische Aufschüttung (Aschenfalle, Lavaströme, Schlammströme), teils durch den äolischen Niederschlag des immer mehr austrocknenden Klimas, den Löß. Der Quitomulde den Rücken wendend, stiegen wir vom Tuffrücken des Poingasi westwärts nach Quito hinab, das wieder in lethargischer Ruhe und Stille unter uns lag. Um 7 Uhr waren wir von der Hacienda Rosario weggeritten, nach 12 Uhr zogen wir im Hof des „Hotel garni Ecuador“ ein. Es ist ein altes, wegen seines himmelblauen Anstriches auch „Casa azul“ genanntes Privathaus mit einigen Logierzimmem, das recht versteckt liegt und relativ reinlich ist. Einige Tage mußte ich noch in Quito bleiben, um das Notwendigste aufzuarbeiten und vieles zu be sorgen, und erfreute mich mit Reschreiter in den Feierstunden der liebens würdigen Geselligkeit deutscher Landsleute und freundlicher Quitenos. Aber am 4. August war alles Dringende erledigt und wir wieder einmal reisefertig. Diesmal hieß es: Auf zur Rückreise! Und zwar der Schnellig keit halber zur Rückreise nicht im Sattel, sondern in der ecuatorianischen Eilpost. ’) W. Sievers, Über Schotterterrassen [Mesas], Seen und Eiszeit im nördlichen Siid- amerika; Geographische Abhandlungen U, Heft 2, Wien 1887.