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11. Der Antisana. 353 ihrem petrographischen Charakter nach von der Ostkordillere und den südlichen Grenzbergen der Mulde stammen, und wenn wir die ungeheure Menge des abgelagerten vulkanischen Materiales in Betracht ziehen, dessen Mächtigkeit die Flüsse Hunderte von Metern tief erschlossen haben, ohne im Innern der Mulden das nichtvulkanische Liegende zu erreichen, so können wir folgern, daß von jenen Gebirgen her teils direkte Niederschläge vulkanischer Aschen und Lapilli, teils gewaltige Schlammströme infolge heftiger Regengüsse und Vulkaneruptionen, teils viel Schlamm und Schutt führende Bäche und Flüsse mit großer Wasserkraft sich immer wieder über den Grund der Quitomulde ergossen und ihr durch Ausfüllung all mählich die heutige Gestalt gegeben haben. W. Reiß glaubt, daß der Bildungsprozeß der Ablagerungen „im großen und ganzen in derselben Weise zu denken sei, wie wir deren Vermehrung an einzelnen Stellen noch heute beobachten können“, und daß er sich „ganz allmählich, im Laufe langer Zeiträume“ vollzogen habe. Auch ich glaube nicht, daß Katastrophen dieses Werk in Kurzem zustand gebracht haben, sondern teile Reiß’ Meinung, daß lange Zeiträume daran gearbeitet haben. Aber ich kann mich nicht davon überzeugen, daß die Vorgänge im großen Ganzen immer so verlaufen sind wie in der Gegenwart; denn heutzutage ist das Werk der Ablagerung und Auffüllung in Summa offenbar viel kleiner als das der Erosion und Abtragung. Ich finde eine Erklärung der vor liegenden Verhältnisse in einer einst bedeutend stärkeren Vulkantätigkeit und in viel größeren Niederschlagsmengen einer vormaligen Pluvial- periode. Dio erstere breitete sowohl direkte Aschen- und Lapillifalle als auch Schlammströme in viel größerer Zahl und Masse als heute über den Grund der Mulde aus, und die letzteren überströmten die interandine Senke mit viel zahl- und wasserreicheren geröllführenden Bächen und Flüssen als in der Gegenwart. Ich mache mir von dem Verlauf der Dinge folgendes Bild, in das sich die Einzelheiten der beobachteten Tatsachen und Vorkommnisse widerspruchslos einfügen. Nachdem in den großen Längstälern zwischen den beiden alten Kordilleren sich lange geologische Zeiträume hindurch die von den Gebirgen durch Wasser und Wind herab geführten Gesteine abgelagert hatten, begann im Diluvium eine neue Art der Sedimentbildung. Erst wurden in den Mulden, wie bis hinab zum Küstenland, noch diluviale Schichten der älteren Gesteine abgelagert. Dann aber fanden, wie nach- Meyer, Ecuador. 23