352 11. Der Antisana. nehmen an, daß diese weite Mulde ein altes Seebecken sei, in dem die Ge birgsbäche ihren Schutt abgelagert haben, wogegen W. Reiß J ) ausführlich die Ansicht darlegt, daß es kein altes Seebecken sein könne, sondern daß die mächtigen Sedimente durch vulkanische Staubniederschläge, durch Schlammströme und durch fließende Gewässer aufgeschüttet worden seien. Diese beiden verschiednen Auffassungen erstrecken sich auch auf die vorhin genannten drei Mulden und auf die nördlichste große, die von Ibarra. Ich entscheide mich, nachdem ich die Mulden von Riobamba, Latacunga und Quito kennen gelernt, für Reiß’ Ansicht, jedoch mit einigen Modi fikationen und mit wesentlich anderen Folgerungen. Ehe im Hochland von Ecuador die jungen, pleistozänen Vulkanaus brüche stattgefunden haben, war die kristallinische und alteruptive Ost kordillere und die kretazeische und aus metazoischen Eruptivmassen be stehende Westkordille da. In die tiefe Einsenkung dazwischen wurden die durch die Niederschläge abgeschwemmten Detritusmassen zu mächtigen Schichten bis ins Diluvialzeitalter abgelagert. Erst im obem Diluvium treten in Ecuador vulkanische Gesteine auf Diluvialablagerungen auf, erst in der späteren Diluvialzeit begannen auf den Kordilleren die großen vul kanischen Eruptionen. Dabei mag es in den interandinen Räumen von Riobamba, Latacunga, Quito usw. durch Abdämmung und Auffüllung mehr fach und lokal zur Bildung von Seen gekommen sein, aber ihre Ausdehnung kann in der Quitomulde nicht groß und ihre Dauer nicht lang gewesen sein, denn nirgends findet sich in den tiefen Aufschlüssen die charakteristische Schichtung lakustriner Schotterkegel verbreitet, sondern die Schichten liegen durch die ganze Mulde der Oberfläche parallel, und die abgelagerten Gesteine sind nicht im Verhältnis von Größe und Uferabstand geordnet, wie es in jedem Seebecken der Fall ist, sondern es liegen faust- bis kopf große Gerolle der Ostkordillere noch 10 km vom Gebirgsfuß entfernt in der Muldenebne, wo in einem Seebecken nur noch feine Sande hingeführt sein könnten. Auch haben sich in den Schichten noch keine Fossilien von lakustrinen Tier- oder Pflanzenformen gefunden. Wenn wir nun diese Lagerung der die Quitomulde erfüllenden Ge steinsmassen bedenken, wenn wir sehen, daß alle diese Tuff- und Schotter schichten mit ihren teils kantigen, teils abgerollten Gesteinsfragmenten ’) Ecuador 1870—1874, Petrographische Untersuchungen, Heft I, S. 32—>50.