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kegeln, die sich ein gutes Stück auf dem flachen Talboden vorgeschoben haben und von mehreren Schmelzwasserläufen überrieselt werden, die auf dem Kahrboden zum Gletscherbach zusammenfließen. Der von diesen jungen Moränenkegeln freie untere Teil des Kahrbodens aber ist mit einer alten Endmoränendecke überzogen, in die sich der Bach oingeschnitten hat. Die Kahre lassen also erkennen, daß sie von Gletschern gebildet sind, und daß diese Gletscher einst, als die alte Grundmoräne entstand, bedeutend länger — mindestens bis an das Ende des ebnen Kahrbodens — und sehr viel mächtiger und dicker gewesen sind als heute. Auch den die beiden Kahre trennenden langen Felskamm haben sie von beiden Seiten steil angeschnitten, so daß man seine Schichten und Lavabänke wie Stein lagen in Mauern parallel übereinanderliegen sieht. Südöstlich vom San-Simon-cuchu liegt noch ein Kahr mit einem Gletscher. Dahinter öffnet sich dann die große Caldera des Antisana zur Quebrada de azufre, wovon wir aber von unserm Standpunkt nichts sehen. Das San-Simon-cuchu sendet seinen Bach südwärts zum Rio Chulcupallana, das Corral-cuchu südwestwärts zu einem hübschen Hochsee, Mica- c o ch a, und von dort zum Rio Antisana und Rio Napo. Der Mica-cocha ist unter den auf den eigentlichen Kordilleren Ecuadors gelegnen größerenSeen der höchste (3950 m). Mit ungefähr 1 km Breite und 4 km Länge liegt er in einem Becken, das im Norden und Süden von ziemlich steilen Seiten hängen umrahmt ist, und im Westen und Osten des Sees eine dort schmälere, hier breitere Strecke ganz ebnen trocknen Bodens hat. Der breite, immer saftig grüne östliche Streifen heißt „Verde pamba“ (grüne Flur). An den Seitenhängen des Seebeckens lassen Ausgänge von Lavadecken, die vom Antisana her mit dem allgemeinen Geländewinkel leicht nach Süden ge neigt sind, erkennen, daß das Becken in ein ursprünglich zusammenhän gendes Plateau eingetieft ist. Aber es ist kein Maar, kein Explosionsbecken, kein Kraterseebecken. Auch ist es kein vulkanisches Abdämmungsbecken wie die kleinen Seen an den Lavaströmen von Antisanilla und Potrerillos. Nicht abzuweisen ist die Möglichkeit, daß es ein in erkaltenden Lava massen entstandnes Einbruchsbecken ist, aber die Gestalt seines Bodens und seiner Umgebung sowie der Umstand, daß in der nächsten Nachbarschaft noch drei andere kloineLagunen in flachen Bodenwannen liegen, machen mir es viel wahrscheinlicher, daß diese und der Mica-cocha als Seen glazialer Corrasion oder glazialer Ausräumung anzusehen sind.