tor aus und läßt an seinem Bett erkennen, daß der Gletscher nicht auf einer felsigen Unterlage ruht, sondern auf einer dicken Grundmoräne. In die glatte Stirnwand des Gletschers haben die von der Oberseite abrinnen den Schmelzwasser zahlreiche Furchen eingetieft, die sich wie Fluß systeme auf einer Karte verzweigen und die horizontale Bänderung vertikal durchschneiden. An abgebrochnen Eisbrockon des Gletschertores offen bart sich sehr schön die Kornstruktur des Eises, Riesige Körner von 5—6 cm Durchmesser liegen neben nur kleinen, kaum erbsengroßen in vielfacher Verzahnung nebeneinander. Ins Lager zurückgekehrt, fanden wir zwei zufriedne Menschen vor: Reschreiter war vergnügt, weil ihm seine Farbenskizze des Westgletschers vortrefflich gelungen war (Siehe Bilderatlas, Tafel 38), und der Cholo schmunzelte, weil er einen delikaten Locro zustande gebracht hatte. Als wir den beiden Kunstwerken die gebührende Ehre angetan hatten, legten wir uns an den Felsen in die warme Sonne, schauten den Rauchwölk chen unsrer Tabakspfeifen nach und dachten an weiter nichts als an die Schönheit der Welt. Den ganzen Tag war es auffallend windstill und warm gewesen. Nirgends auf unsrer Reise in Hochecuador haben wir einen so windstillen Lagerplatz gehabt wie hier. Obwohl wir oben die vom Ostwind getriebnen Wolken über den Firnsattel wie einen breiten Wasserfall herabgleiten und zerfließen sahen, spürten wir doch hier in 4700 m Höhe kaum einen Hauch. Wir waren im Windschatten des Berges und in der Höhenzone des meteorischen Gleichgewichtes. Erst spät am Nachmittag gewannen die aufsteigenden Luftströme die Oberhand, und mit ihnen zogen schwere Nebel von unten herauf und umwirbelten uns gegen Abend erst mit Graupeln und dann mit flockigem Schnee, so daß wir bald ein weißes Zeltlager hatten. In der Nacht klärte es sich auf, aber nun fegte der allnächtliche Fallwind stoßweise vom Berg herunter und drückte die Temperatur auf —2 °. Am Morgen waren die Zelte steif gefroren, der Schnee draußen hart. Aber die erhoffte Klarheit war mangelhaft. Der Berg hatte seinen üblichen großen runden Wolkenhelm und überschüttete uns schon wieder mit ein zelnen Graupelböen. Im Westen hingegen, nach dem interandinen Hoch land und seinen Vulkanbergen hin, war es herrlich klar. Dort präsentierte der C o to p axi im rosaroten Morgensonnenglanz seine beschneite Nord- und Ostseite. Auf der Nordseite strecken einige lange Lavaströme ihre dunklen