das Eisfeld anfangs fast spaltenlos, geht dann aber mit dem Beginn der starken Steigung in die großen Eisbrüche über, die für den obern Antisana charakteristisch sind (s. Abb. 80). Der Schneeüberzug unsres Eisfeldes war körnig und fest und trug vorzüglich. Weithin glänzte die Oberfläche von blankem „Eisfirnis“. Ich sah, daß wir am nächsten Tag anfangs leichtes Spiel haben würden. Das Nebeltreiben um die Gipfel beruhigte und lich tete sich zeitweilig, so daß ich photographieren und mit dem Fernglas die Firnfelder der Gipfelregion und des Sattelgrates inspizieren konnte. Da sah ich unter anderm, daß dort oben viele der dem Wind und der Sonne sehr exponierten Fimkuppen und Hänge jene eigenartige, in zahllose Klippen und Zacken zerfreßne Oberfläche (Nieve penitente, Büsser- schnee, Zackenfirn) hatten, wie wir sie schon in den obersten Regionen des Chimborazo beobachtet hatten und später am Chimborazo als äußerste Erschwernis bei der Besteigung erproben sollten (s. S. 127 und Kap. 13). In unsrer nächsten Umgebung bis zu ca. 5400 m hinauf war von diesen außergewöhnlichen Schmelzformen nichts zu bemerken. Sie sind hier wie am Chimborazo auf die oberste Region beschränkt, wo der Wind, die Inso lation, die Lufttrockenheit und Verdunstung am stärksen, und wo die durchlässige Firndecke am dicksten und noch am wenigsten fest vereist ist. Weiteres werden wir darüber im 15. Kapitel zu sagen haben. Von dem flachen Schneefeld, wo der Westgletscher abzweigt, stiegen wir auf die Zunge des Gletschers; sie ist von der Wurzel (ca. 4900 m) bis zum Ende (4580 m) etwa 1V 2 km lang. Mit steilen, oft senkrechten Seitenwänden von 10—20 m Höhe hebt sich die langgestreckte Eismasse über die Schutthalden, die ihren Fuß bedecken. Der Gletscher schmiegt ’sich nicht wie unsre Alpengletscher mit flach geböschter Oberfläche in sein konkaves Bett, sondern ragt dammartig daraus empor wie einer der oben geschilderten Lavaströme, z. B. der Antisanilla-Volcan. Querspalten sind zahlreich, aber nicht tief und meist mit Schnee gefüllt. Je näher dem Zungenende, desto mehr zerklüftet und an den Seiten zerschmolzen ist der Gletscher, und schließlich löst er sich in ein großes Haufwerk von Seracs und bizarr gestalteten Schmelztrümmern auf, unter denen der Eisfuß wie ein zäher Teig breit ausläuft oder, genetisch richtiger gesagt, wie ein breiter abgeschrägter Sockel abgeschmolzen ist. (S. Abbild. 83, 84 und Bilderatlas Taf. 37, 38.) Auf dem breiten obern Anfangsstück des Gletschers konnten wir die