Alle diese vier Lavaströme, die wie dunkle Schlangen das starre Me dusenhaupt des Antisana umwinden, erweisen durch ihre Form und Ge steinsbeschaffenheit, daß ihr Magma zähflüssig gewesen ist; sie alle bestehen aus Pyroxen-Andesit und sind ziemlich gleichalterig. Ein Altersunterschied von ein paar Jahrhunderten will gegenüber dem Alter des Antisanamassives selbst nichts besagen. Sie sind das jüngste Produkt des Antisanavulkanes, aber sie sind nicht seinem zentralen Krater entsprungen, sondern sie treten, wie auf dem Antisanafußgebirge die jüngsten Lavaströme von Antisanilla, Cuscungu etc., an den äußern Berghängen ohne lokale Explosions erscheinungen hervor. Sie gleichen den jungen Strömen des Fußgebirges auch darin, daß sie nur ein sehr kleiner Zuwachs zu dem altern Unterbau sind, auf dem sie liegen, und daß sie sich nicht organisch diesem ältern Bau eingliedern, der sich als eine vor langer Zeit abgeschloßne einheit liche Vulkanschöpfung darstellt, sondern unvermittelt neben ihm auftreten. Darauf legt Stübel mit Recht besonderes Gewicht. Zwischen der Aus bruchsperiode, die den mächtigen Antisanakegel mit seinen von einem Eruptionszentrum ausgehenden, periklinal, dachförmig nach allen Kegel seiten abfallenden Banklaven und Agglomeratschichten als einen einheit lichen symetrischen Bau errichtet hatte, und der Periode der jüngsten, seitlichen Ergüsse muß ein sehr langer Zeitraum der Ruhe liegen, in dem der Eruptionsschlot in sich zusammengesunken ist, durch Einsturz und Erosion sich die heutige große Caldera in der Bergmitte gebildet hat und der Kegelmantel durch Sonne und Frost, Wind, Wasser und Eis so zer schnitten und aufgeschlossen worden ist, wie wir ihn gegenwärtig vor uns haben. Alphons Stübel scheint mir daher in vollem Recht zu sein, wenn er den Antisana für einen durch zahllose Ausbrüche einer Tätigkeits periode gebildeten monogenen Vulkanberg erklärt, mit dessen Voll endung der Eruptionsherd zum größten Teil erschöpft war, und wenn er die nach einer sehr langen Pause hervorgobrachten jüngsten, zeitlich nahe beieinanderliegenden Lavaströme hier am Antisana wie dort auf dem Fuß gebirge als die letzten Roste aus den fast ganz erschöpften Herden an sieht. Solche letzte schwache Zuckungen können vielleicht noch einige erfolgen, aber die eigentliche Aktivität dos Vulkanes ist mit der Er schöpfung des Herdes oder der Herde längst erstorben. Merkwürdigerweise hat A. v. Humboldt auch diese Lavaströme des Antisana, von denen er den Volcan de la Hacienda (Guagraialina) und