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330 11. Der Antisana. prägtesten in den dem Ursprungort näheren Teilen des Stromes, während an der Endzunge, wo die Laven schließlich zur Stauung kamen, und am Anfangsstück, wo die letzten, immer geringer werdenden Nachschübe sich hintereinander drängten, der Lavawall an der Oberseite noch etwas ge wölbt oder nur leicht abgeflacht ist. Der in den Rissen und Abbrüchen zum Vorschein kommende Ge steinskern ist eine dichte dunkelgraue, Hypersthen führende Lava: Pyroxen- Andesit. Aber die Oberfläche des Stromes ist mit großen Schlacken schollen, einzelnen Blöcken und kleinerem, auch sandigem und erdigem Verwitterungsgrusbedeckt, die meist eine braunrote Farbe haben. Niedrige Strauch-, Gras- und Staudenvegetation überzieht diesen Volcan dichter als den von Antisanilla. Trotzdem hat er ein noch recht jugendliches Aus sehen, so daß man ihm ein nur wenige Jahrhunderte zählendes Alter wird beimessen können. Vielleicht bezieht sich die Angabe Condamines von einem 1590 stattgehabten Ausbruch des Antisana auf diesen Guagraialina- Volcan oder einen seiner Nachbarströme. Der Guagraialina-Volcan ist nämlich nicht der einzige seiner Art am Antisana. Von seinem Rücken aus erblicken wir am Südwesthang des Antisana nahe der Eisgrenze, eben falls unter dem hellgrauen Kranz von jungen Moränen, einen zweiten, kürzeren, aber im Endteil breiteren Volcan herauskommen, der dem unsern in seiner ganzen Erscheinung gleicht, nur etwas mehr grasbewachsen, also wohl etwas älter ist. Seinen Namen Sarahuazi (Maisberg) führt er von den vielen gelblichen Bimssteinbröckchen, die bei seinem obem Ende (4715 m) aufgeschichtet liegen und dort nebst Lapilli und vulkanischen Bomben den nahen Ausbruchspunkt unter dem Gletscherschutt oder dem Gletscher selbst verraten. Nördlich von uns aber trifft unser suchendes Auge auf einen dritten Lavastrom, den Yana-Volcan (yana = schwarz, dunkelbraun), den höchstragenden von allen, der wie eine schwarze zackige, 50—60 m hohe Mauer aus der Eisdecke des Antisana höher oben als die anderen (bei 5050 m) heraustritt und das weiße Firnfeld durchschneidet, aber nahe unter der Eisgrenze mit ca. 300 m Breite endet (4600 m). Er sieht noch frischer aus als der Guagraialina und hat noch mehr als dieser eine aus geprägte Rinnenform. Ein vierter, größerer Lavastrom endlich, der Maucamachai-Volcan, läuft, wie wir von Reiß wissen, in gleicher Beschaffenheit wie die anderen, auf der Nordseite des Antisana von 4800 m bis 4258 m Höhe hinab, während von der Ostseite keiner bekannt ist.