den Eiskamm des Antisana herüberblitzte, brachen wir auf und ritten an der Westseite des großen Guagraialina-Lavastromes entlang über ebne Päramoflächen bergan. Der Pfad war gut, das Wetter schön, die Sonne warm, der Wind noch sehr linde. Der Antisana hatte eine prachtvolle kuppelförmige weiße Wolkenhaube über seine beiden Gipfel gestülpt, die ihn als einen einzigen ungeheuren Schneedom erscheinen ließ (s. Abbild. 77). Vom Rand der Haube flössen fortwährend kleine Wolkenzüge nach der Westseite herab und verflatterten schnell; das nämliche schöne, aber nichts Gutes versprechende Spiel, wie wir es am obern Chimborazo erst angestaunt und dann schmerzlich zu fühlen bekommen hatten (s. Seite 128). Zu unsrer Rechten zog der Guagraialina-Volcan hochgewölbt und blockig her, ähnlich dem Antisanilla-Lavastrom. Nach einer Stunde kletterte unser Pfad an einer günstigen, sattelartigen Stelle über den Lava wall weg. Und da lohnte es sich wahrlich, eine kurze Umschau über dieses merkwürdige Gebilde der jüngsten vulkanischen Tätigkeit des Antisanakegels zu halten. Wie eine dunkelbraune, grüngefleckte Riesen schlange windet sich der Lavastrom von der mittleren Westseite des Antisana auf den leicht abfallenden unteren Berghängen herab. Kräftig hebt er sich von der grauen und grünlichen Fläche der Päramos ab. Wir sehen ihn oben (bei 4700 m) unter den Moränenhalden der Eisgrenze hervorkommon, erst direkt nach Westen sich wenden und dann, nach Süd westen abbiegend, einer Bodensenke folgen, in der er bis 4090 m vordringt (s. Abb. 76). Er ähnelt in Aussehen und Gestalt sehr dem Antisanilla-Volcan, aber er ist weder so lang noch so hoch, noch so breit wie jener; seine Länge mißt ca. 5 km, seine Höhe in den mächtigsten Teilen 40—50 m, seine Breite bis zu 500 m. Auch dieser Volcan ist wulstförmig, dammartig mit steilen Seitenböschungen und einer unregelmäßig hügeligen Oberfläche. In der Mittelachse seiner ganzen Längserstreckung ist er mehr oder weniger eingesunken, so daß er eine breite Rinne mit höheren Seitendämmen bil det, vergleichbar dem Bett, das unsre alpinen Wildbäche bei Murbrüchen sich selbst aus dem mitgeführton Schutt zu erbauen pflegen. Während die Seitenteile des Lavastromes schnell erkaltet und erstarrt sind, ist die glü hende Lava zwischen ihnen weitergeflossen. Allmählich erstarrte auch die ganze Oberfläche, und die Lava floß, immer zäher und träger werdend, wie in einem Tunnel. Als dann der Inhalt des Tunnels ausgeflossen war, sank die Oberfläche des Tunnels ein. Darum ist die Rinnenform am ausge-