324 11. Der Antisana. nach Norden zu 4200 m an den Bergrücken von Medialun. In seiner Hauptmasse ist der Berg jünger als das ihm westlich angelagerte vulkani- nische Fußgebirge, das er an vielen Stellen seiner Basis überdeckt. Während im Fußgebirge fast nur Laven und nur wenig Schlacken und Tuffe vorkommen, setzt sich der Antisana sowohl aus Lavabänken wie aus Schlackenablagerungen, Breccien und Agglo meraten zusammen. Seine Laven sind durchweg Pyroxen-Andesite. Wo der innere Bergkörper aufgeschlossen ist, wie in der Caldera, in den Ab brüchen und Kahren des äußern Kegelmantels und in den Quebradas der Bergbasis, da sieht man dicke und dünne Lavadecken pseudoparallel übereinanderliegen, mit Zwischenlagern von Schlacken und Agglomeraten, deren Mächtigkeit oft die der Lavabänke noch weit übertrifft. Da sie vom Zentrum aus mit großer Gleichmäßigkeit nach allen Seiten abfallen, müssen sie alle aus dem zentralen Eruptionsschacht gekommen sein und sich von da aus übereinandergelagert haben. Der Schichtenaufbau erinnert sehr an den des obern Chimborazo. Wie dort, so hatte ich auch hier den Eindruck, daß alles in einer zusammenhängenden Folge von Ausbrüchen und Er güssen geformt ist, ohne lange Zwischenpausen, in denen eine stärkere Zerstörung des Schichtenbaues durch Verwitterung, Denudation und Ero sion hätte Platz greifen müssen. Wir können daher den Antisana mit Stübel als einen monogenen Vulkanberg bezeichnen. Aber wie auf dem monogenen Fußgebirge noch jüngste Ent leerungen des fast erschöpften Magmaherdes nach langer Pause stattge funden haben (z. B. Volcan de Antisanilla), so auch hier. Diese jüngsten Ergüsse des Antisana sind jedoch nicht dem zentralen Krater entflossen wie die des ganzen übrigen Bergmassivs, sondern sie sind an seinen äußern Hängen, an verschiednen Stellen hervorgequollen, und zwar ohne sicht bare Explosionskessel und Auswurfskegel am Austrittspunkt, also in gleicher Weise wie die jüngsten Lavaströme des Fußgebirges, die wir bei der Herreise gesehen haben. Wir werden diese jüngsten Lavaströme des Antisana bei der Besteigung näher kennen lernen. Die Lavaströme des Antisana sind etwas älter als der Antisanilla- strom des Fußgebirges, reichen aber allem Anschein nach noch in histo- rische Zeit hinein. Condamine erwähnt eine Eruption des Antisana aus dem Jahre 1590 ’), und Humboldt eine andere aus dem Anfang des ') Masure des trois premiers degrda du meridien dans l’hemisphdre australe, 1751, S. 56.