steil zum Bergrücken Poingasi hinan, der Quito und den Machängarafluß von der weiten Quitomulde und dem Rio San Pedro trennt. Oben, wo der Weg eine kurze Strecke weit ganz anständig ist, werfen wir noch einen Blick zurück auf die grauen Häuserquadrate der von vielen weißen Kirchtürmen überragten Stadt hinunter, die sich vertrauensvoll dem Fuß und den unteren Hängen des Pichincha anschmiegt, in ihrem Vertrauen aber nur zu oft schon von dem gewalttätigen Vulkan getäuscht worden ist (s. S. 293). Auch von dieser Seite ist das Stadtbild trotz seiner relativen Größe düster und unerfreulich in der kahlen, monotonen, aller kräftigen Vegetationsentwicklung entbehrenden und meist vom Pichincha her mit schweren Wolken verhängten Landschaft. Und man überschaut von dieser Seite erst recht, wie eng und beschränkt das Tal ist, in das sich die Stadt gebettet hat. Aber gerade diese gegen klimatische Extreme sehr ge schützte Lage des Ortes zwischen dem Poingasi im Osten und dem Pichincha im Westen und zwischen zwei Höhenrücken des Pichincha- abhanges im Süden und Norden (Panecillo undLoma de Sanjuan) machen es verständlich, warum sich gerade hier die Hauptstadt des Landes ent wickeln konnte, solange nicht die Zeit die Forderung einer dem Verkehr offnen und das Land beherrschenden Lage an die Hauptstadt stellte. Jenseits der Poingasihöhe öffnet sich plötzlich vor uns das Land zu unsern Füßen. Das Auge schweift freudig über die sonnige weite Mulde — die ihren Namen Quito-Mulde eigentlich mit Unrecht führt, da Quito schon außerhalb ihres Westrandes liegt — mit ihren unzähligen Hügeln und grünen Feldern, Hacienden und Dörfern, Baumgruppen und Bach schluchten. Ein ungewohntes Kulturlandschaftsbild im ecuatorianischen Hochland. Drüben schließt der lange dunkle Bergwall des Guamani und des Chacana das Gesichtsfeld ab. Vom dahinter thronenden Antisana ist vor Wolken nichts zu sehen, und auch von den anderen hohen eisge krönten Herren würdigt uns nur der Cotopaxi eines kurzen Blickes. Immerhin war dieser lang genug, um mich erkennen zu lassen, daß da, wo auf der Nordwestseite Edward Whymper vor 25 Jahren trocknen Fußes auf Bimsstein und Felsenschutt bis zum Kratorgipfel aufgestiegen war, jetzt der Eismantel des Berges alles gleichmäßig umhüllt. Beim Überblick über die große Quitomulde drängte sich mir der Vergleich mit der ebenso breiten Riobambamulde auf, die wir vor einigen Wochen kreuz und quer durchwandert hatten. Dort war der 20*