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10. Latacunga—Quito. 297 und einen bronzenen Stab von der Länge des für Quito ermeßnen Se kundenpendels (3 Fuß 0 Zoll 6 83 / IOO Linien) enthält. Lange Jahre befand sich diese Tafel an der Außenwand der Kirche des Jesuitenkollegs, aber als eine der vorigen Regierungen den eingelaßnen Metallstab heraus nehmen wollte, weil sie ihn für ein Normalmeter hielt, nahm sich der da malige deutsche Direktor der Sternwarte, Herr Dr. Wickmann, der ge fährdeten Tafel an und setzte ihre Überführung in die Sternwarte durch. Unglücklich war dagegen das Schicksal eines anderen, größeren Denkmals der Wissenschaft, das ebenfalls die französischen Akademiker zur Erinnerung an ihre erste Gradmessung hatten errichten lassen. Am Schluß der Vennessungsarbeiten hatte Condamine in der Yaruqui-Ebne bei Quito genau an den beiden Enden der 1736 gemeßnen ersten Basis linie der Triangulation zwei mächtige steinerne Pyramiden aufführen lassen. Auf jeder war eine Steintafel angebracht, deren lateinische In schrift die Namen der Akademiker (L. Godin, P. Bouguer, C. M. de la Condamine) und die genauen Maße und Zahlen der Basismessung mit teilte. Aber die spanischen, an den Arbeiten beteiligt gewesnen Offiziere, Jorge Juan und Antonio de Ulloa, fühlten sich in der Inschrift nicht ge nug gewürdigt und zottelten eine lange Intrigue an, deren Resultat darin bestand, daß auf Befehl dos Spanischen Hofes die Pyramiden 1747, lang nach dor Heimkehr der französischen Akademiker, niedergorissen wurden. Später kam von Madrid der Befehl, sie wieder aufzubauen, aber es ge schah nicht. Condamino widmet in seinem Tagebuch') der Geschichte dieser Pyramiden einen ganzen Abschnitt, der sich liest wio eine Erzählung aus allomeuoster, an Dummheit, Faulheit und Bosheit überreicher Zeit. Erst Mitto dos 19. Jahrhunderts hat dio Regierung der Republik Ecuador dio Pyramiden wieder aufbauen lassen, aber wie! Whymper fand sie 1880 zwar in leidlichem Zustand, aber ohne die Inschriftensteine und um ca. 1000 Fuß verschoben, also ganz sinn- und zwecklos, ohne jedes Verständnis für die geodätische Bedeutung, errichtet. So stehen sie noch, ein stummes, aber für die Sachkenner sehr beredtes Andenken an die erste Grad messung der Erde. An der Universität Quito lehren nur noch drei Deutsche; zwei da von sind Mitglieder des Jesuitenordens, dessen großer Konvent Rücken an ’) Journal du Voyage fait par ordre du Eoy k l’Equateur, Paris 1751.