mit Aschenregen beschüttet wurde; seitdem verhält er sich ruhig. Um so reicher aber ist die Geschichte Quitos an Berichten über Erdbeben. Es vergeht kaum ein Monat ohne eine bemerkbare Erschütterung, aber wohl nur wenige sind dem Pichincha zuzuschreiben; meist liegt ihr Zentrum weiter nördlich. Die folgenschwersten waren in neurer Zeit die vom 22. März 1859 und vom 16. August 1868. Das erstere hatte einen ungeheuren Erschütterungskreis und legte in Ecuador 3 Städte, 10 Dörfer und über 200 Hacienden in Trümmer, das letztere betraf namentlich die Provinz Ibarra, vernichtete die gleichnamige Stadt vollständig und richtete in Quito ungeheuren Schaden an. Boi beiden Erdbeben war am Pichincha und seiner Fumarolentätigkeit nichts Ungewöhnliches wahrzunehmen, beide Beben gingen, wie die Verbreitungskreise erkennen lassen, von Vor gängen in der jüngern Westkordillere und ihren Querjochen aus, während die ältere Ostkordillere von diesen wie von allen anderen starken und verheerenden Erdbeben der letzten 3 Jahrhunderte viel weniger berührt wurde ’)• Seit 1868 ist Quito nicht mehr von einem starken Erdbeben heim gesucht worden, aber noch sieht man viele seismische Zerstörungen an den Häusern, Kirchen und Palästen. Die Menschen jedoch haben die furchtbaren Katastrophen schon vergessen, denn sie haben die Kirch türme, die damals eingestürzt waren, wieder in der ursprünglichen Höhe aufgebaut und nur die Mauern verdickt, und neuerdings sind sogar, um den teurer werdenden Baugrund möglichst auszunutzeu, eine Monge drei stöckiger Wohnhäuser entstanden, während früher nie über zwei Stock hoch gebaut wurde. Die ganze Stadt ist nach spanischer Bauart in Cuadras angelegt, soweit es das zerrißne und stark ansteigende Gelände erlaubte. Die großen Höfe und die geräumigen Klöster nehmen viel Platz in An spruch. Wenn trotzdem die räumliche Ausdehnung Quitos nicht die einer großen Stadt ist, so kann auch die Bevölkerungszahl nicht so groß sein, wie sie gewöhnlich angegeben wird. Einheimische haben mich versichert, daß die offizielle Zahl 85000 auf etwa 55000 zu reduzieren sei. Das merkwürdigste und künstlerisch schönste Gebäude Quitos ist die Jesuitenkirche San Ignacio, die sich dicht an das Collegio der Com- paiiia Jesu anschließt. Die wegen der Erdbebengefahr niedrige und breite ’) Moriz Wagner, Naturwissenschaftliche Keisen etc., S. 445.