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Schluchten zerfurcht, die in der Stadt zahllose Brücken und Überführungen nötig machen, aber ihr auch viel Wasser zuführen, wenn es nicht gerade Trockenzeit ist. Alle fließen unten in die Hauptwasserader Quitos, den Rio Machängara, der vom Atacatzo kommt. Trotz seiner orographisch geschützten Lage und obgleich fast unter dem Äquator gelegen, hat Quito doch infolge seiner bedeutenden Höhe (2850 m) keineswegs ein mildes Klima. Sehr mit Unrecht rühmt es Orton als köstlich und als dem Klima Italiens überlegen, ganz urteilslos nennt er die Quitoebne ein Paradies. Nach den jüngsten, von mir veranlaßten Auf zeichnungen des Quito - Observatoriums >) ergeben sich für 1901—1904 folgende Jahresmittel der klimatischen Elemente: Luftdruck 547,45; Temperatur 13,9 (nach Humboldt 12,49, nach Stübel 13,2, also eine Steigung), Extreme 20,4 und 7,4, tägliche Amplitude 13,0; Regenmenge 1205 mm; vorherrschende Windrichtung Nordnordost am Tag und Süd südwest nachts, die erstere häufiger in den Wintermonaten, die letztere in den Sommermonaten. Die Cirruswolken ziehen fast konstant Ost—West, die Gewitter erscheinen zuerst in Ost. Am meisten regnet und stürmt es im Oktober und November. Stübel vergleicht das Klima Quitos mit dem von Palermo im Dezember. Am Tag brennt die Sonne heiß, aber wenn Wolken darüberziohen, fällt die Temperatur in ’/ 4 Stunde um 5—10°, und abends sinkt sie nicht selten bis nahe zum Nullpunkt. Dazwischen fallen häufig böenartige Regengüsse (Paramitos), auch mit Hagel und Schnee flocken. Es ist ein Erkältungsklima par excellonce. Alle Welt hustet, und abends haben wir uns wie alle anderen am wohlsten im Winter paletot gefüldt. Diesem Klima entspricht die Vegetation um Quito. Zwar wachsen in Gärten und auf geschützten Plätzen neben Hochlandspflanzen auch Palmen und Bananen, da nur sehr selten ein gelinder Frost vorkommt, aber sonst hat Quito keine Baumbestände außer den allgegenwärtigen Eukalypten, und 250 m über der Stadt beginnt schon der Päramo. Von Ausbrüchen des Pichincha hat Quito nie viel zu leiden ge habt, da es vom Kratorgipfel zu weit abgelegen ist. Nach Th. Wolfs archi valischen Studien hat dieser Vulkan in historischer Zeit überhaupt nur drei nennenswerte Eruptionen gehabt: 1566, 1575 und 1660, wobei die Stadt ') Meteorologische Zeitschrift, Oktober 1905.