Forscher wurde gerade der Besuch des Quilindafia von Wichtigkeit, weil sich daran vor allem die zwischen beiden erstandene Kontroverse über die Entstehungsursachen solcher Vulkanformen knüpft, wie sie der Quilin dana und viele ihm ähnliche große Vulkanberge darstellen. Es ist die Form einer hohen, auf einem breiten schildförmigen Unterbau stehenden Felspyramide. St übel vertritt im Sinne seiner Theorie der monogenen Vulkan berge die Ansicht, daß die von der Gipfelpyramide radial auslaufenden, zwischen den streb epfeilerartigen Rücken liegenden Täler und die caldera artigen Hohlformen rund um die Zentralpyramide schon während des Hervorquellens und Aufstauens des Magma, das die Hauptmasse des Berges ausmacht, angelegt seien. Reiß hingegen lehnt die Deutung dieser Täler als „interkolliner Räume“ ab und fuhrt dieselben und damit die gegenwärtige Gestalt des Berges auf Gletscherwirkung zurück. Dem Nachweis dieser Glazialerosion widmet Reiß in seinem Ecuadorwerk ein ganzes Kapitel. Der betreffende Band erschien kurz vor meiner Ab reise nach Ecuador und erregte mein Interesse im höchsten Grade, da sich sein Inhalt in vielen Beziehungen mit den Beobachtungen deckte, die ich im äquatorialen Hochgebirge Ostafrikas gemacht hatte. Bei Über einstimmung der beiderseitigen Beobachtungstatsachen mußten sich für die Beurteilung der Glazialerscheinungen in Hochgebirgen der Tropen zone Gesichtspunkte von weitreichender Bedeutung ergeben. Es erschien mir deshalb unumgänglich nötig, auf meiner Ecuadorreise auch den Quilin dafia zu besuchen, um an ihm die Reiß’schen Beobachtungen nachzu prüfen und nach Möglichkeit zu ergänzen. Herr Reiß versah mich be reitwilligst noch in letzter Stunde mit einer Skizze der Örtlichkeiten am Quilindana, an denen er die alten Gletscherspuren beobachtet hatte; und mit dieser Einführung ging ich nun draußen ans Werk. Nach der Rückkehr von der Cotopaxibesteigung (Mitte Juli) rasteten wir nur einen Tag beim gastlichen Padre Cura in Mulalö. Der Pater wußte vom Quilindafia, den man von Mulalö nicht sehen kann, gar nichts; er konnte mir aber doch in meinen Bemühungen, dorthin zu gelangen, behilflich sein, weil die wenigen in der Gegend des Quilindafia gelegnen Haciendas und Hatos zur Parochie von Mulalö gehören. Vor allem be sorgte er mir einen ortskundigen Indianer, der uns den Weg bis zum Berg weisen konnte.