hinüber traversiert und am Fuß der Felsen in 5828 m Höhe '/ 4 Stunde gerastet. Die Steilwand ist ein schneefreies kleines Stück der Berglehne selbst, ca. 30 m hoch und 100 m breit, eine dunkelgraue, zermürbte Lava, die an vielen Stellen von hellgrauen, strohgelben und lichtgrünen Krusten überzogen ist. Zu meiner Überraschung fühlte sich das Gestein heiß an, und nun sah ich auch aus vielen schmalen Rissen und Löchern dünne Dampfstrahlen austreten, die ohne jeden spezifischen Geruch waren. Da her also die Schneefreiheit und die Krustenbildung. An den Rändern der Felsen hingen große Eiszapfen und lagen dicke Eisharnische, und darüber stieg der Firnhang steil weiter zu dem noch unabsehbaren Gipfel hinauf. Hier erklärte unser dritter Mann, Santiago, er sei am Ende seiner Kräfte, könne nicht weiter mitgehen und wolle auf unsre Rückkehr warten. Er streckte sich an den warmen Fels und schlief ein. Wir ließen die Ruck säcke mit Mänteln und Proviant bei ihm, steckten nur das Allernötigste zu uns und lösten das Seil, da auch für uns beide ein Zusammensteigen am Seil über die brüchigen Felsen unpraktisch war. Jeder kletterte auf eigne Faust weiter, und dieses Stück Felsenkletterei war, obgleich an und für sich eine greuliche Arbeit, doch durch die Abwechselung der Bewegung und der Umgebung eine wahre Erholung nach dem bisherigen 8 '/ 2 stündigen unaufhörlichen Schneetreten und Eishacken. In den oberen Teilen der Felsen wurde die Lava ganz schlackig, braun und braunrot; sie löste sich beim Anstoßen in Schollen ab und zerbröckelte. Es sind offenbar Reste der Lavaströme, die sich vom Kraterrand über die Steilwände herabgewälzt haben und nach Zerreißung ihres Zusammenhanges den jähen Berghang hinuntergestürzt sind. Die Hände bekamen hier mehr zu tun als die Eis pickel; ein gutes Stück ging es nur auf allen Vieren. Darüber im Schnee ließ es sich wieder besser an. Selbstverständlich verspürten wir nach gerade starke Ermüdung, ich noch mehr als mein zehn Jahre jüngerer 35- jähriger Kamerad, aber von den schlimmen Erscheinungen der eigent lichen Bergkrankheit blieben wir frei; keiner von uns litt an Gelenk schmerzen, Schwindel, Kopfweh, Ohnmacht, Erbrechen, Nasenbluten. Was mich körperlich am meisten störte, war eine große Schwere der Glieder und ein quälender Lufthunger infolge des abnehmenden Atmo sphärendruckes und des Sauerstoffmangels. Beträgt doch der Sauerstoff gehalt der Luft schon in 5500 m Höhe nur halb so viel wie in Meeres niveau. Auch Reschreiter fühlte diese lähmenden Wirkungen. Das