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b=== 224 8. Der Cotopaxi. zwar rechts und links umspült und etwas mehr mit Geröll umschüttet, aber nicht bewegt. Wenn die Transportkraft der Avenidas so groß ist, daß solche Massen durch die Bachschluchten gewälzt werden, ist die tiefe Erosion aller dieser Quebradas leicht zu verstehen. Weiterreitend steigen wir bald in die Quebradades Rio Saquimälag (3145 m) hinab, der in einem etwa 150 m breiten Canon zwischen 25—30 m hohen Steilwänden von Tuff und Lapilli nach Südwesten fließt. Die Tal sohle ist durch Geröll und Sand zu einer Ebne ausgefüllt, in der sich der Fluß in einem nur 3—5 m breiten sekundären Bett fortschlängelt, neben sich je eine breite niedrige Terrasse lassend. Wenn aber bei Eruptionen die Schmelzwasser mit ihren Schlammfluten kommen, erfüllen sie in wenigen Augenblicken den ganzen 150 m breiten Canon. Im gewöhnlichen Zustand ist die ebne kiesige Talsohle ein bequemer Boden für Reiter und Fuß gänger, aber immer gefährlich, da ein seitliches Ausweichen vor plötzlich hereinbrechenden Fluten unmöglich ist. AU dieses Land ist begreiflicherweise nur sehr wenig mit Pflanzen bewachsen. Es ward erst allmählich besser, als wir aus der Quebrada Saquimälag hinaus auf die Hochterrasse hinaufritten, auf der die kleine Hacienda Ilitio (3275 m) steht. Es ist anfangs eine Bimssteinfläche, platt wie ein Tisch und fast nackt, aber mit schnellem Übergang kommen rötliche Tuffe zum Vorschein, durch die künstliche Gräben gezogen sind; dann nehmen uns Lupinenfelder und dichter Busch auf, und am kleinen Haciendagebäude umduften uns baumhohe blühende Ginstersträucher und brausen hohe Eukalypten im Ostwind. Ilitio, dem Don Filipe Barriguez in Machachi gehörig, ist die höchstgelegne Hacienda auf dieser Seite des Berges. Ich würde sie sicher zum Standquartier gewählt haben, wenn ich vorher von ihrem guten Zustand Kenntnis gehabt hätte; denn man kann von hier ohne große Anstrengung in einem Tag bis zur Schneegrenze auf steigen. Ich würde also ein Zeltlager gespart haben, das ich nun, um die Zeit auszunutzen, 2 Stunden weiter, nahe dem Cerro Ami, aufschlagen mußte. Der Pfad dahin fuhrt über flachhügeligen Tuff- und Basaltboden immer leicht bergan, durch offnen Busch und stellenweise durch lichten Buschwald: eine freundliche, scharf mit den darunter- und darüberliegen den sterilen Bimssteinplateaus kontrastierende Landschaft, der auch etwas Staffage an Vieh und Kohlenbrennern nicht fehlt. Hier gab es einen uner-