aber einem andern deutschen Geologen vorbehalten, der über ein Jahr zehnt später ins Land kam, Wilhelm Reiß.’) Dieser ausgezeichnete Reisende hatte schon eine mehrjährige Erfahrung in den ecuatorianischen Anden hinter sich, als er spät im Jahre 1872 sich zum Angriff auf den stolzen Vulkan aufinachte. Und er überwand ihn am 28. November. Begleitet von A. M. Escobar aus Bogota, brach er am 27. November 1872 von Santa Ana am Westfuß des Cotopaxi auf, überschritt den Rio Cutuchi (3150 m), passierte den Cerro Ami auf der Nordseite (3547 m) und folgte dem Rücken zwischen Manzanahuaico und Pucahuaico am Westhang des Berges meist über Aschenfelder bis zur Schneegrenze bei 4627 m, wo kampiert wurde. Schneefelder brauchten aber am nächsten Tag nicht betreten zu werden, denn man konnte von der Schneegrenze bis nahe zum Gipfel einem Lava strom folgen, auf dessen zersprengten Blöcken man aufstieg „wie auf Treppen“. In 2 Stunden konnten so 900m überwunden werden. Die Lava stammte von der Eruption des Jahres 1853 (im Bericht, S. 9, irrtüm lich 1854 genannt), war aber stellenweise im Innern noch so heiß, daß ihren Klüften Wasserdampf entstieg. Bei 5560 m verschwand der Ursprung des Lavastromes unter einem Aschenfeld, über dem die jähen Gipfelfelsen auf ragten. Reiß mußte mehr nach Süden traversieren, wo er den Picacho zu Füßen hatte, und kletterte dort an dem bis 40° steilen Felshang, gefährdet und verwundet durch stürzende Steine, mit seinem Begleiter Escobar zum Gipfelkrater empor, den sie auf dem Südwestrand erreichten. Von dort erstiegen sie bald die benachbarte Südwestspitze des Kraterrandes (barom. 5992, trigonom. 5922 m), während sie die etwas höhere Nordspitze nicht betraten. Schnee trug der Kraterrand nur auf der Nordostseite. Reiß’ Bericht von dieser Erstersteigung des Cotopaxi ist so reich an interessanten Einzelheiten, daß ich hier in der Übersicht auf näheres Eingehen verzichten muß, zugunsten oftmaliger Bezugnahmen in der Schilderung meiner eignen Besteigung. Seine langjährigen folgenden Studien über den Cotopaxi hat aber Reiß im zweiten Band des mit Stübel herausgegebnen großen Ecuadorwerkes 2 ) niedergelegt, wo er dem ’) Carta del Dr. W. Reiß h S. Excell. el Presidente de la Republica sobre sus viajes lilas montanas Iliniza y Corazon y en especial sobra su ascension al Cotopaxi. Quito 1873. ’) W. Reiß und A. Stübel, Das Hochgebirge der Republik Ecuador, Bd. I, Berlin 1892—1898; Bd. H 1896—1902.