212 8. Der Cotopaxi. Geometern Jorge Juan und Antonio Ulloa miterlebt und geschildert worden ist. 1 ) Sie dauerte bis 1750 und hatte ihren Höhepunkt in den furchtbaren Lava- und Schlammströmen vom 30. Nov. 1744, die sich nach allen Seiten ergossen. Mit jener Zeit beginnt die Verwüstung und Verarmung der Landstriche, die die heutige Provinz Lehn oder Latacunga bilden. Eine neue Periode der Aktivität begann 1766 und steigerte sich zu dem un geheuren Ausbruch des Jahres 1768, von dem der Aschenregen bis nach Guayaquil und nordwärts bis Pasto vorgedrungen sein soll. Darauf trat eine 35 Jahre lange Ruhe ein; der vulkanische Herd schien erschöpft. Als A. v. Humboldt und Bonpland im Sommer 1802 am Fuß des Cotopaxi weilten, entstieg dem Gipfelkrater keine Rauchwolke mehr, und ein dicker Schneemantel umhüllte den Kegel. Aber schon im nächsten Januar (1803) regten sich die unterirdischen Mächte von neuem und machten sich in großen Aschenausbrüchen Luft, denen verheerende Schlammströme folgten. Humboldt hörte den Donner der Explosionen in Guayaquil und sogar noch auf hoher See über 42 geographische Meilen weit, kehrte aber nicht zur Beobachtung des großen Naturereignisses zurück. Auch ist er leider dem immer tätigen Sangay in der Nähe vorbeigereist. Dann hören wir nichts mehr von Ausbrüchen des Cotopaxi bis 1845, wo ein großer Aschenfall stattfand. Und ihm folgte eine ganze Reihe kleinerer Ausbrüche in den 50er Jahren — der bedeutendste Mitte September 1853, den H. Karsten von Latacunga mit ansah 2 ) — und in den 60er Jahren bis in die Mitte der 70er Jahre, unterbrochen von mehrjährigen Ruhepausen. Darüber haben uns die damals dort reisenden deutschen Naturforscher H. Karsten, Moriz Wagner, Th. Wolf, W. Reiß, A. Stübel ausführlich be richtet. So kam der Sommer 1877 heran. Da erwachte plötzlich der schreckliche Riese wieder, und nach kurzen Warnungen durch Erdbeben und kleine Aschenauswürfe brach am 26. Juni der Vulkan in eine der furchtbarsten Eruptionen aus, von der seine Geschichte zu erzählen weiß. ’) J. Juan y A. de Ulloa: Relation historica del Viaje & la America meridional. 1748. P. Bouguer: Relation abregee du Voyage fait en Perou par Messieurs de l’Academie Royale des Sciences pour mesurer les degriis du Meridien aux environs de l’Equateur, etc. 1748. Derselbe: La Figure de la Terre. 1749. Cb. M. de la Condamine: Journal du Voyage fait par ordre du Roi k l’Equa- teur. 1751. ’) „Über die geognostiscben Verhältnisse des westlichen Columbien“ im Bericht über die 32. Deutsche Naturforscherversammlung in Wien, Sept. 1856; Wien 1858, S. 80 ff.