sich in der nächsten Umgebung der Stadt reichlich als Ablagerungen der vom Cotopaxi kommenden Überschwemmungen. Sein geringes Gewicht und die Leichtigkeit seiner Bearbeitung machen ihn zu einem ganz vor züglichen Baustein. Gewöhnlich wird er in ziegelsteingroßo Stücke zuge hauen, aber auch Quadern von 1 Kubikmeter Größe sieht man in den Mauern. Ich war zuerst verblüfft, als ich Kinder und Weiber scheinbar ungeheure Steinlasten zu Bauzwecken herbeischleppen sah, bis ich er kannte, daß die vermeintlichen Athleten Bimssteinblöcke trugen, die kaum ’/< so viel wiegen wie gleichgroße Lavasteine. Die Mehrzahl der Häuser in Latacunga hat nur ein Erdgeschoß und ein niedriges Dach. Die Räume sind meistenteils flach gewölbt. Die stete Erdbebengefahr bestimmt den Stil und das ganze architektonische Stadtbild. Zahllose Risse in den Mauern und Decken und viele Häuser ruinen zeigen, wessen sich die Bewohner stets zu gewärtigen haben. Zwar sagt W. Reiß'), daß bei Gelegenheit der Cotopaxiausbrüche nur selten Erdbeben erwähnt würden, und daß diese nie eine zerstörende Wirkung ausgeübt hätten; aber schon der Anblick der Häuser Latacungas lehrt, daß sich seitdem die Dinge geändert haben. Stark waren hier die mit Aus brüchen des Cotopaxi verbundenen Erdbeben der Jahre 1883 und 1886. Viel stärker waren aber die beiden großen Erdbeben, die im 16. und 17. Jahrhundert ohne gleichzeitige Eruption des Cotopaxi stattgefunden haben. Beide Male, am 20. Juni 1698 und am 22. Februar 1757, wurde fast die ganze Stadt, Kirchen, Klöster und Wohnhäuser, in Trümmer gelegt und viele Hunderte von Menschen (nach Wolf 1698: 2000, 1757: 400) getötet. Das erstere Erdbeben hatte eine enorme Ausdehnung, es wurde sowohl in Alausi als auch in Quito gespürt und richtete namentlich in Ambato furchtbare Verwüstungen an (Siehe S. 194); das von 1757 dagegen war auf das Gebiet von Latacunga beschränkt und blieb in Quito unbemerkt. Zweifellos waren es in beiden Fällen tektonische Beben, die aus Bewegungen in der nimmer ruhenden Westkordillere hervorgegangen sind. Äußerst gefährdet ist die Stadt auch durch ihre Lage am Ufer des Rio Cutuchi, der die Avenidas, die Schlammströme, des Cotopaxi (Siehe Kap. 8) herbeiführt. Allein die plötzlich horeinbrechenden Schlammfluten der Cotopaxieruption vom 26. Juni 1877 haben über ein halbes Hundert ') Das Hochgebirge der Republik Ecuador, H, 8. 119,