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kommen könnte. Ich verließ mich daher auf den mir in Europa von Wilhelm Reiß erteilten Rat, vom Dorf Mulalö an der Südwestseite des Berges den Aufstieg zu unternehmen, und verschaffte mir die Bekannt schaft des Vaters des in Mulalö amtierenden Priesters, wodurch ich eine Einführung an den letztem erhielt. Wie ein Lauffeuer ging die Kunde durch die Stadt, daß die „Comision alemana geografica“, von der man schon aus Riobamba gehört hatte, den Cotopaxi besteigen wolle. Da die französische Gradmessungskommission, die „Comision francesa geodetica“, sich in den vergangnen Monaten hier aufgehalten hatte, machte man mit Analogieschluß aus meiner Privat expedition eine offizielle „Comision alemana“, denn daß ein Privatmann etwas derartiges unternehmen könne, ist dem Ecuatorianer einfach unver ständlich. Und da ich amtliche Empfehlungen von unsrer Reichsregierung, von deutschen Universitätsinstituten usw. hatte, sahen sich die guten Leute in ihrem Irrtum nur bestärkt. Praktisch machte dies freilich keinen Unter schied, denn ich mußte mir doch immer nur selbst helfen, aber es führte zu einem drolligen Mißverständnis andrer Art. Ein Latacungaer Neuig keitenjäger hatte um meine Gepäckstücke herumgeschnüffelt und darunter einige meiner alten Blechkoffer gesehen, die noch von meinen ostafrika nischen Reisen her die Aufschrift „Hans Meyer, Zanzibar“ trugen. Ein paar Tage darauf stand in der Quitoer Zeitung „El Derecho“ wörtlich folgendes: „In Latacunga ist vor kurzem die Deutsche Geographische Kommission der Herren Professoren Hans Meyer und Resthayrader (soll Reschreiter heißen) und des österreichischen Dolmetschers Santiago B. eingetroffen, die im Auftrag der Universität Zanzibar in Deutsch land geologische Studien in unsern Kordilleren machen und namentlich die Gletscher untersuchen“ etc. etc. Abends hatten wir viel neugierigen Besuch, wie in Riobamba. Da runter war ein alter hagerer Herr, der mir pathetisch von den Vorzügen einer von Osten her zu unternehmenden Cotopaxibesteigung vordekla mierte und dabei nach jedem Satz zur Bekräftigung auf den Zimmer teppich spuckte, der das freilich schon gewohnt war. Beim Weggehen entpuppte sich der Mann als ein General F., ein Prätendent der Staats präsidentschaft, dem die gegenwärtige Regierung, um ihn ruhig zu halten, 80000 Sucres aus der Staatskasse bewilligt hatte, damit er einen brauch baren Weg von Latacunga nach der Orienteprovinz baue, Er hatte den