mand schaffte das Aas bei Seite. Als wir nach drei Wochen wieder vor überkamen, lag das Skelett noch da; das übrige hatten die Hunde aufge fressen. Es ist immer dieselbe Geschichte, wohin wir auch in Ecuador kommen mochten. Der auf der Straße mit jeder Stunde unsres Weiterreitens wachsende Verkehr zeigte uns die Nähe der Stadt Latacunga an. Meist sind es Weiber, die, ein Schwein oder Schaf treibend oder einen Korb Mais oder einen Sack Mehl am Stirnband auf dem Rücken tragend, zum Markt wandern, aber Unterhaltung führen sie dabei nicht. Finster wie ihre Kleidung sind ihre Mienen, nie hört man sie lachen, aber auch im Wandern arbeiten sie, denn fast allo drehen dabei die Handspindel, die dort ebenso zum Requisit einer Bäuerin gehört, wie in Mitteldeutschland der Strickstrumpf. In der letzten Stunde begleiteten uns, nachdem wir den schon längst als Land marke sichtbaren Vulkankegel Putzulagua hinter uns gelassen hatten, auf beiden Seiten des Flußtales monotone Züge von schildförmigen öden Bimssteinhügeln. Endlich tauchten nahe vor uns aus einer Bodenmulde fünf kurze Kirchtürme und viele niedrige hellgraue Häuser auf; es ist Latacunga (Kirchplatz 2819 m). An der Plaza de la Constitucion, wo ein hübscher neuer Schalen brunnen ohne Wasser inmitten von verdorrten Bäumchen steht, stiegen wir im „Hotel del Siglo XX“ ab. Diesen pompösen Namen trägt ein ein stöckiges Haus mit einem Dutzend Zimmern, die in der üblichen Weise auf einen offnen, um einen Hof herumlaufenden Gang münden. Beim Eintritt in den Hof wurden wir damit empfangen, daß jemand oben auf dem Gang „Cuidado“ (Achtung!) rief, und im selben Moment der schmut zige Inhalt einer Waschschüssel dicht neben mir niederklatschte. Erst war ich überrascht, aber eine halbe Stunde später tat ich schon desgleichen, denn in diesen Häusern gibt’s keine andre Abgußgelegenheit. Also worden alle überflüssigen Flüssigkeiten, die in Gasthauszimmern vorzukommon pflogen — und nicht bloß Waschwasser— einfach mit „Cuidado!“ in den Hof hinabgeschwenkt. Auf gleicher Kulturhöhe stehen die Zimmer selbst; alles ist schmierig und vorlüdert ä l’Equateurienne. Mit unsern Decken und Insektenpulver machten wir wenigstens die Lagerstatt gebrauchsfähig. Am zivilisiertesten sah es noch im Speiseraum (Comedor) aus, wo sogar ein paar woißgedeckte Tische standen und uns eine genießbare Mahlzeit vorgesetztwurde. Nur durfte man sich im Genuß nicht dadurch stören lassen,