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Land zerstreut, sind die Eukalyptusbäume ein wesentliches Element im Landschaftsbild geworden, in welchem früher die dürftigen Baumformen des Capuli (Prunus salicifolius), des Sauce (Salix Humboldtiana), des Aliso (Betula acuminata) und einiger Obstbäume die einzigen kleinen spärlichen Baumgruppen bildeten, und haben es in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit sehr zu seinem Vorteil verändert. Daneben sind die Sträucher des Flori- bondio (Datura arborea), des Chamburo (Carica digitata), des Sauco (Oestrum), des baumförmigen Solanum u. a., und die stacheligen Agaven, Opuntien, Euphorbien und Kakteen sowie das allgegenwärtige Sigsiggras (Arundo nitida) auch hier die Charakterpflanzen des Tuffbodons. Im zarten Rosa des Abendhimmels erschien plötzlich fern vor uns hoch über den Wolken der Gipfel des Cotopaxi in frischer Beschneiung; ein mathematischer Kegel, wie ein Kunstwerk von Riesenhand, das mich im hohen Grad überraschte. Davor ward ich mir wieder recht bewußt, wie wenig wir, die wir in geologisch alten oder älteren Ländern leben, ge wöhnt sind, junge unversehrte Bergformen zu sehen, und wie leicht wir deswegen geneigt sind, das Normale in einer solchen Landschaft für anormal anzusehen. Bei schwankendem Mondschein stolperten unsre Mulas müde ihre Straße weiter. Endlich nach 8 Uhr, nachdem wir 11 Stunden im Sattel gesessen und nur dreimal kurz gerastet hatten, schimmerten unter uns in einer Einsenkung kleine graue Häuser bei kärglichem Laternenschoin und ein paar Kirchtürme: Ambato. Auf fürchterlichem Steinpflaster kamen wir im Dunkeln über die weite Plaza (2630 m) zum „Hotel de Francia“, wo es ein bretthartes, aber mit einem richtigen reinen Bettuch bezognes Lager und eine warme Fleischsuppe gab; und dazu sogar frische große Erdbeeren und Orangen. Im Hochland von Ecuador sind frische Früchte eine Rarität, da das Klima. zu rauh ist und die Zufuhr aus dem Unterland per Bahn noch höchst mangelhaft ist. Nur an einigen wenigen Örtlich keiten des Hochlandes gelingt die Kultur europäischer Früchte; am besten in den Mulden von Ambato und von Ibarra. Ambato wird deshalb der Garten von Hochecuador genannt. Aber dieser in einer Verbreiterung des Tales des Rio Ambato gelegne Garten ist nur eine Oase in der tuffstaubigen Hochebne; er ist bloß ein paar Kilometer lang, und seine Früchte, nament lich Gartenerdbeeren, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Orangen, sind ohne Wohl geschmack trotz ihrer Größe. Der Weinbau beschränkt sich auf das Ziehen Meyer, Ecuador. 13