Moränenschuttbänder bis 100 m hoch über der jetzigen Gletscherober fläche an den felsigen Berglehnen. Rück- und Niedergang des Eises, wo hin man blickt! Und unser Aussichtshügel, auf dem wir stehen, photo graphieren, zeichnen und messen, wird davon keine Ausnahme machen. In wenigen Jahren wird sein Eiskern, den jetzt die Schuttdecke noch schützt, geschmolzen, das Gletscherende bis hierher zurückgewichen sein, wenn nicht eine Klimaschwankung einen neuen Gletschervorstoß zeitigt. Die Sonne brannte in der windstillen Caldera nachgerade so kräftig auf uns herab, daß wir trotz der 4344 m Höhe die Röcke auszogen und unsern Arbeiten hemdsärmelig oblagen. Nach Mittag schien die ganze Umgebung in langsame Bewegung geraten zu wollen; überall rieselten dünne Schmelzgowässer und knisterte und prasselte der ausgeschmolzne Sand und Geröllschutt, überall gab nun die Moränendecke rutschend nach, wenn man sich auf ihr bewegte. Und als wir um '/ 2 3 Uhr zur Rückkehr nach den Zelten aufbrachen, hatte sich das Gletscherbächlein, das am Morgen nur dünn geflossen war, in einen stattlichen Bach verwandelt, der sich aus dem niedrigen Gletschertor durch alle die Schuttmassen Bahn brach und unmittelbar danach als brausender Wasserfall über die Pasuasu- wand in die Collanesmulde hinabstürzte. Von der Gletscherstirn, wie vorher von den Eiswänden unsres Aus sichtshügels, hatte ich eine Anzahl Eisbrocken mitnehmon lassen, die ich nach der Rückkehr ins Lager in aller Ruhe untersuchen konnte. Auf den Schmelzflächon ward das Netz der Kornstruktur deutlich, und es zeigte sich, daß im Eis von beiden Lokalitäten Körner von Linsen- bis Walnuß große nebeneinander in einem und demselben Eisstück vertreten waren. Durch die größten Bruchstücke zogen sich Teile der Bänderung: teils holl und mit runden Luftblasen von Stecknadelkopfgröße erfüllt, teils dunkler blau und ganz luftarm, teils dünne Schmitzon von Schmutz; allo Bänder einander parallel, keines gebogen, keines dicker als 15 cm, während im Gletscher selbst Bänder von 3 / 4 — 5 /« m nicht selten gewesen waren. In den schmalen Bändern meiner Bruchstücke war eine Differenzierung der Korn struktur auffallend. In den Bändern mit dunklorm, dichten, luftfreien Eis sind die Körner weniger verzackt und verzahnt und durchweg größer als im luftreichen; sie sind in der Richtung dos Bandes länglich geformt, haben also ihre größten oberen und unteren Flächen vorwiegend mit dem Ver lauf des Bandes gleich gerichtet. Und diese Kornlagerung und Kornform