1. Einleitung: Ecuador und seine Geschichte. Im südamerikanischen Freistaat Ecuador, der seinen Namen natür lich vom Äquator hat, der ihn durchschneidet, betreten wir ein Land, das mit rund 300000 qkm Fläche 20 Mal so groß ist wie das Königreich Sachsen, aber kaum 1 ’/ 2 Mill. Bewohner hat, also nur '/ 3 soviel wie Sachsen. Es gliedert sich in drei ganz verschiedene Teile: 1) das dem Pazifischen Ozean benachbarte Küstenland, 2) das mittlere, gebirgige Ecuador, und 3) das etwa dreimal größere Tiefland im Osten, den soge nannten Oriente. Das letztere Gebiet ist ein ungeheures, von Amazonas- Zuflüssen durchschnittenes Waldland, heiß, feucht, fiebrig und nur dünn bewohnt von wilden Indianerstämmen, zwischen denen sich einige wenige Missionsstationen angesiedelt haben, im übrigen unerforscht und unbe kannt. Der mittlere, kleinere, gebirgige Teil Ecuadors ist das Land der Kordilleren und der Hochebenen, die heute, wie einst zur Zeit der Inka, das Gebiet der Kultur sind. Vom breiten tropisch-fruchtbaren Küsten strich, steigen wir auf mehreren, von großartigem Urwald bedeckten Stufen zum kühlen Hochland an, das in der ganzen Erstreckung Ecuadors in zwei parallelen Gebirgsketten, der West- und der Ost kordillere, und den zwischen beiden eingebetteten, durchschnittlich 3000 m hohen Hochebenen oder Hochbecken gebildet wird. Wegen seiner Lage zwischen den beiden Andenketten wird das Hochland das „interandine“ Hochland genannt. Wie der Abfall der Westkordillere nach Westen zum Küstenland, so ist der Abfall der Ostkordillere nach Meyer, Ecuador. 1