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interandinen Hochland aus gesehen, gewöhnlich die untere Grenze der Wolkenbänke, die in scharf gezogner Horizontale an den Berghängen entlang läuft, in etwa 3800 m Höhe liegt. Nördlich des Sanancajaspasses, in der Mulde von Mocha, hatten wir uns noch an zahlreichen europäisch - heimatlichen Pflanzenformen gefreut, die neben der Straße und an den Feldrändern wuchern und aus europäischen einjährigen Gewächsen im tropischen Klima zu perennierenden Sträuchern geworden sind: so vor allem die Kamille, die mit ihren weißen Blüten meilenweit die Straße säumt, so das freundliche rote Geranium, während das uns ganz europäisch an mutende, wundersam duftende, hellblaue Heliotrop, von dem wir immer einen Strauß am Sattelknopf festgebunden hatten, ein Eingeborner von Ecuador und Peru ist (Heliotropium peruvianum). Davon sieht man südlich des breiten grasigen Päramorückens von Sanancajas nach Riobamba hin nichts mehr. Da ist es zu rauh, zu sandig, zu trocken. Bis in die Nähe von San Andres (3076 m) reicht hier das graugrüne Päramograsland. Dann erst nimmt uns Kulturland mit Feldern von Gerste, Mais, Alfalfa, Fababohnen, Quinoahirse u. a. m. auf, die sich mitMühe der alles überziehen den Staub- und Sandwehen erwehren. Mit ihrem Wachstum sind sie auf die Regen angewiesen, denn künstliche Bewässerung, die in anderen Distrikten des ecuatorianischen Hochlandes eine so große Rolle spielt, kann ihnen wegen der Armut dieses Landstriches an fließenden Gewässern nur selten zu teil werden. Wie schon früher erwähnt, steht die geringe Wasserführung der vom Chimborazo herabkommenden Bäche in gar keinem Verhältnis zu seinen kolossalen Eis- und Schneemassen. Sehr viel Schmelzwasser wird schon in der Höhe verdunsten, aber viel versickert in dem lockern, klüftereichen Gestein und kommt entweder gar nicht wieder zum Vorschein oder in tieferen Regionen des Gebirges. An mehreren Stellen der Riobambahochebne hört man ein unterirdisches brausendes Getöse, das nur von Wasserbächen herrühren kann, und mehr fach ist es vorgekommen, daß nach einem Erdbeben plötzlich ein Bach zu Tag getreten ist, wo vorher kein Wasser war, oder daß ein vorhan denes Gewässer verschwunden ist. Am lautesten ist das unterirdische Wasserrauschen östlich vom Hügel Yana-urcu, wovon schon Humboldt berichtet. 1 ) Und ähnliches erzählt Boussingault von der Umgegend ’) Kleinere Schriften, S. 140.