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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190307183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030718
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-07
- Tag 1903-07-18
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Monat
1903-07
-
Jahr
1903
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dies«» Gebiele veranstaltet wurden, zu werden. Da» reichhaltige Programm umsaß! außer Festkomma« unter Mitwirkung von Mitgliedern de» leipziger Schauspielhauses sowie Festball, einen großen Prei»korso, ferner Bahnwettfahren und große« Galasaal fest, bestehend in Eoncurrenzreigen- und Kunstfahren >c. — Zwickau, l!>. Juli. Da« hiesige Schwurgericht ver urteilte heute den Handarbeiter Hüdel von hier wegen ver suchten Todschlag« zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus und 6 Jahren Ehrenrecht«verlust. Die Anklage lautete auf versuchte» Mord. Hüdel hatte sich im Monat April d. I. nach dem Ge meindeamt Schedewitz in der zweifellosen Absicht begeben, den Gemeindevorstand zu töten, diesen aber nicht angetrosfen, dafür indessen die Beamten bedroht und aus sie geschossen, al« sic ihn sestnehmen wollten, wobei der Schutzmann Gebler leicht verletz! wurde. Gebler erhielt s. Z. 100 M. Belohnung von der Gemeinde. — Werdau, 15. Juli. In vergangener Nacht ist in den Laden de» Herrn Uhrmacher« und Goldarbeiter« Ficbigcr in der Plauenschcnstraße eingebrochen worden. Der oder die Einbrecher sind mit Hilfe eine« Nachschlüssel« in den Laden gelangt und haben dort Uhren, goldene Ketten, Busennadeln und andere wert volle mit Edelsteinen besetzte Waren im Gesamtwerte von 2700 Mark gestohlen. Bon den Tätern fehlt noch jede Spur; die polizeilichen Ermittelungen find seit heute früh im Gange. — Plauen i. B., 14. Juli. Einen Ucberfall auf einen Möbelwagen, der von etwa einem Dutzend Herren von Plauen besetzt war, führten am gestrigen Nachmittag strei kende Maurer au». Alljährlich veranstalten die Herren, die zu einem Stammtisch gehören, ein Picknick. Der Gastgeber hatte auch diese« Mal für die Bewirtung seiner Getreuen in reichlichem Maße Sorge getragen. Da gesternjupiter piuvius sein „Naß" fast unausgesetzt stießen ließ, so kam die Stammtisch gesellschaft auf die Idee, da« Picknick unter Benutzung eine« Möbelwagen» abzuhalten. Gedacht, getan. Vierspännig ging e« alsbald die Bahnhofstraße hinaus. Vor dem Regen war man geschützt, aber nicht vor — streikenden Maurern. Bei Theißig« Restaurant bereit« kamen einige Maurer und fragten die beiden Geschirrführcr nach dem Inhalte de« Wagen«, wie sic da« stet« tun, wenn sie einen Möbelwagen daher fahren sehen. Sie ver muteten auch diesmal, daß arbeitswillige fremde Maurer auf solche Weise nach Althaselbrunn in ihr Logis gebracht werden sollten. In der Nähe de« „Schillergartens" haben nun etwa 200 Maurer auf den Möbelwagen, den noch kurz zuvor der eine der beiden Geschirrführer verschlossen und von dem er dann die Schlüssel abgezogen hatte, einen Sturm ausgeführt. Kränze und Guirlanden wurden vom Wagen hcruntergerissen und der Wagen, trotz der Einwände der Geschirrführcr, von denen der eine, der seine Pferde angetrieben hatte, um rascher vorwärl« zu kommen, mißhandelt wurde, zum Stillstand gebracht. Ein am Wagen hängende« Ortscheit wurde benutzt und damit da« Schloß de» Wagens zerstör». Während dieser Zeit donnerten die übrigen mit Fäusten usw. an die Wände, so daß, wie sich die Angreifer ausdrückten, »die Hunde krepieren müßten, bevor sie nur heraus fliegen'. Nachdem nun die beiden Türflügel ausgebrochcn waren, erblickten die Angreifer anstatt der erwarteten Streikbrecher den Wirt mit seinen Gästen. Sofort trafen die natürlich über diese Störung Empörten Anordnungen, daß die Rädelsführer verhaftet würden. Ehe aber die Polizei kam, waren die Angreifer schon wieder im »Schillergarten', in ihrem eigenen Heim. Bon den Geschirrführcr» sowie von den Herren de« Stammtische«, unter denen sich auch zwei Baumeister befanden, wurden aber die Hauptübeltäter erkannt. Für die an dem Ucberfall beteiligten Maurer wird die Sache noch ein gerichtliche« "Nachspiel haben, da bereits die Staatsanwaltschaft verständigt ist. — Auerbach. Der Plan einer großen elektrischen Ueberland-Zentrale für da« Vogtland, den die Allge meine Elektrizitäts-Gesellschaft in Berlin verwirklichen wollte, kann nunmehr doch al« gescheitert angesehen werden. Schuld daran ist vor allem die Tatsache, daß zahlreiche Orte und Industrielle auch im Vogtlande bereit« eigene Elektrizitätswerke und elektrische Lichtanlagen haben. Auch in unserer Stadt war, wie wir bereit« früher berichteten, von einer Beteiligung an dem Unternehmen abgesehen worden. Desgleichen hat Reichenbach davon Abstand genommen. — Zittau, >3. Juli. Eine große Skandalaffäre hat sich hier bezw. in Olbersdorf zugetragen. Der Einzelverkauf in der Mechanischen Weberei der Firma Wagner u. Eo. in Olbcr«dorf, in der sogen. »Oelmühle', erfreute sich bei unserer Damenwelt und bei der Kundschaft weit und breit, bi» nach Görlitz und Dresden, größter Beliebtheit und starker Benützung. Alle die Herrschaften werden jetzt mit Staunen hören, daß die dort beschäftigte Verkäuferin Frau Wcigelt, welche in Zittau, Edmund Krelschmerstraße 1, wohnt, gestern wegen großartiger Unterschleise, begangen bei genannter Firma, verhaftet worden ist. Dieselbe, eine Frau in den vierziger Jahren, war früher einfache Arbeiterin, erfreute sich aber de« besonderen Vertrauen« ihrer Ehes«. Ihre Unterschlagungen und Betrügereien sollen die Summe von 25000 Mk. erreicht haben. 16 000 Mark davon sind bereit«, wie verlautet, hcrbeigcschaft worden. — Der Landwirtschaftliche Kreisverein im Erzgebirge hat Herrn Ministerialdirektor a. D. Geheimrat I>r. Bodel zu Dresden in Anerkennung seiner großen Ver dienste um die crzgebirgische Landwirtschaft zu seinem Ehren- mitgliedc ernannt; die künstlerisch auSgeführte Ehrenmitglicd- schaftS Urkunde wurde dem Genannten durch die Direktorialmit glieder de» Kreisverein», Herren Oekonomierat Schubart-Euba, Oekonomierat A. Barth-Stenn und Kreissekretär WilSdorf-Ehemnitz, am 14. d. M. in seiner derzeitigen Wohnung in Blasewitz mit herzlicher Begrüßung überreicht und dabei besonders der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß der Geehrte, welcher au« dem Erzgebirge stammt und in diesem noch heute Besitzer landwirt- schastlicher Grundstücke ist, nunmehr auch dauernd in engster Beziehung zum Landwirtschaftlichen Kreisvereine daselbst erhallen wird. Aus einem Briefe des Herrn F. Rehwoldt, in welchem er seinen Dank an seine Wähler ausführlicher, al« in der für die Oeffentlichkeit bestimmten neulichen Fassung dem Wahlausschüsse gegenüber auSipricht, seien folgende, allgemeiner Beachtung wohl werte Stellen hier allen Unbefangenen zur Kennt nis gebracht: »Wenn da« Wahlergebnis ein für uns ungünstige« war, so werden wir wohl in der Zeitströmung den Hauptgrund suchen müssen - eine aisgemeine -Aiizusriedenheit hat diesen den sozialdemokratischen Nahszeltel in die Land gedrücht. — Ob e« möglich gewesen wäre, durch ein tiefere« Eingehen aus alle«, wa« die Sozialdemokraten vorbrachten, aufklärender zu wirken, mag dahingestellt bleiben. Wenn man selbst fest von der Richtigkeit der eigenen Anschauungen durchdrungen Ist, setzt man vielleicht da« gleiche Verständnis zu leicht bei anderen vor an« und unterschätzt dadurch die Wirkung gegnerischer Behaupt ungen auf die große Menge der Wähler. S« wird eine dank bare Aufgabe für die Ordnung«parteien, auch in Ihrem Wahl kreise, sein, in politischer und »oll-wirtschaftlicher Hinsicht auf klärend zu wirken, damit die nächsten Wahlen eine Wählerschaft finden, welche den Irrlehren der Sozialdemokratie bester gerüstet gegenüber steht. Die Verfassung de« Deutschen Reicht» hat, im Vertrauen auf den gesunden Sinn de» Volke», die im Reichstag verkörperte politische Macht in die Hände der großen Massen gelegt und diese bestehen doch — den Glauben laste ich mir nicht verkümmern — in ihrer überwältigenden Mehrheit au« ehrlichen, arbeitsamen, wohlmeinenden Männern, denen die politische Erfahrung mangelt, um immer da« Wahre vom Falschen, das Mögliche vom -Än- möglichen. Ursache von Wirkung usw. unterschelöen zu können und welche namentlich nicht alle die Aaktoren zu erkennen in der Lage sind, mit denen, um allen gerecht zu werden, sowohl im eignen Lande, als auch im Wlkerverkehr ^„^^et werden muh. Soll diese Erkenntnis durch Erfahrung erworben werden, so wird diese eine sehr bittere sein und die so überaus günstige Entwicklung, welche unser Erwerbsleben in den letzten Jahr zehnten swo Politik nach den Grundsätzen der Ordnung«parteicn gemacht wurde) durchlaufen hat, wird in da- Gegenteil Um schlägen. Würden die sozialdemokratischen politischen und wirt schaftlichen Mehren in di« Wirklichkeit umgeleht, so würde Deutschland nur zu bald aus dem Wettbewerb der Völker ausscheiden und wer weiß, ob es sich je wieder davon erho len würde! Jedenfalls ist c« Pflicht aller derer, welche die Gefahr er kennen, zu versuchen, durch Belehrung der Wähler da» Schlimmste abzuwenden. E« würde schon als ein großer Gewinn zu verzeichnen sein, wenn die letzte ReichStag-wahl in Sachsen wenigsten« die Er kenntnis gezeitigt hätte, daß die Zeit der vielen Parteien vorüber ist und daß Einzclinteressen und Sonderneigungcn auch in einer großen Partei betont werden können. Nicht nur unsere gemeinsame Arbeit, sondern auch die sic begleitenden Umstände werden mir stet« eine liebe Erinnerung sein; ist e« mir doch vergönnt gewesen, Ihr schöne« Erzgebirge gründlich kennen zu lernen und so manche freundschaftliche Ver bindung anzuknüpfen. Mit größter Hochachtung und freundlichem Gruß verbleibe ich Ihr sehr ergebener Leipzig, den 27. Juni 1903. kV Rstrrvolät. Des Königs Küsse. Humoreske vonA v. Winterfeld. (Fortsetzung und Schluß.) »Die verdammte Eastro!' murmelte er im höchsten Unmut vor sich hin, »ich kann gerade nicht sagen, daß sie einen sehr günstigen Eindruck auf mich gemacht hat.' Nachdem er einige aufgeregte Gänge durchs Zimmer gemacht, trat er wieder an« Fenster und blickte eine Weile in die schweigende Nacht. „Jetzt wäre er abermals Zeit, mich au« dem Staube zu machen,' über legte er; „obgleich e« nun bedeutend schwerer ist, als c« vorhin war, dadurch bekommt die Tat aber auch einen größeren Wert. Die Selbstüberwindung ist eine der schönsten Eharakterzicrdcn. Die Sache ist auch weit genug gediehen, nach beiden Seilen hin, denn war ich aus der einen genossen, habe ich auf der andern auch bitter büßen müssen; so will ich denn dem Schau platz meiner Triumphe und Niederlagen schnell den Rücken wenden. Arme Rafaele! Wenn du erfährst, daß du einen Falschen geküßt und geliebt, wird dein wirklicher Anbeter einen schweren Stand bei dir haben. Vielleicht wird er gezwungen, diesen Rückweg antretcn müssen, den ich jetzt freiwillig wähle. E« tut mir leid, mein braver Marquis von Alba . . . albu . . . merkwürdig, daß ich den "Namen nicht behalten kann — e« tut mir leid, daß ich dich au«gestochen habe, aber da» hast du mit deiner Donna abzuinachcn; weshalb hat sic die gütige Mutter "Natur mit einem so feineq Geschmack begnadigt? Schließlich werdet ihr euch aber beide in da« Unvermeidliche fügen.' Nach diesen Worten war er eben im Begriff aus den Balkon zu treten, um sich von dort wieder hinunter zu lassen, al« ein leiser, sanfter Gesang au« dem Dunkel zu ihm empordrang. Der Fremde trat schnell wieder zurück, drängte sich dicht an eine Gobelintapete und lauschte den folgenden Worten, die von leisen Guilarrcn- Accorden begleitet waren: „HoldeS Mädchen, hör" -nein Singen In des Abends Dämmerschein, Hör' aus unsichtbaren Schwingen Leis es in dein Stübchen dringen: Laß mich, wenn cs dunkelt, ein." Hier schwieg die Stimme und schien auf Antwort zu warten. „Es soll nicht sein,' dachte der Fremde, indem er sich so schmal wie möglich zusammendrückle, „ich komme nicht fort. Da ist der wirkliche Liebhaber... ich will mich nur ganz ruhig verhallen, vielleicht geht er dann wieder ab.' Nun blieb e» auch wirklich still. „Habe ich e« nicht gesagt,' reflektierte der Fremde weiter, „ohne Einladung wagt er e» nicht, hereinzukommcn; wahr scheinlich wird er e« nun an einem anderen Fenster versuchen, und dann wird meine Rückzugslinie frei. Wenn er nur nicht mein Pferd sieht, daß wäre —' Hier wurde er aber durch ein leise« Geräusch aus dem Balkon unterbrochen, und einen Augenblick später sah er einen jungen, auffallend hübschen Mann in« Zimmer treten, der, ohne sich umzublicken, seinen langen schwarzen Mantel abnahm und ihn dann nebst Hut und Guitarre aus da» Betpult neben dem Kamin legte. „Da hat ihn der Teufel schon," raisoniertc der Fremde in wendig; jetzt wird c« wahrscheinlich einen unangenehmen Auftritt geben.' Al» Don Juan von Albatera sich wieder umgewandt und einige Schritte gemacht hatte, befand er sich gerade dem anderen gegenüber. „Wie?" sagte der neue Ankömmling, nachdem er den Eindruck der ersten Ueberraschung bewältigt, „ein fremder Mann? Wer sind Sie und wa» wollen Sie denn hier?' Bei dem wenig höflichen Ton, mit dem diese Worte gesprochen wurden, richtete sich der Fremde hoch und stolz empor. „Wer ich bin, mag sie wenig kümmern, mein Herr Ritter,' entgegnete er; „ebenso wa« ich hier will. Da Sie mich aber in diesem Zimmer angetrosfen, wird meine Anwesenheit auch wohl ihre Berechtigung haben." Die Sicherheit in der AuSdrucksweisc de» Fremden schien dem Marqui« von Albatera zu imponieren, und da er e« für eine Möglichkeit hielt, vielleicht einem ihm unbekannten Vetter der Gräfin vonEastro gegenüberzustehen, beschloß er, den stolzen und hochmütigen Ton etwa» herabzustimmen. „Nehmen Sie e« nicht für ungut, mein Herr," fuhr er deshalb fort, „mir dürfte unter allen Um ständen da« Recht zugestehen, ja noch mehr, e« dürfte sogar meine Pflicht erheischen. Sie um die Erklärung zu bitten, welcher Um stand sie in diese» Zimmer führt." „Mäßigen Sie vor allen Dingen ihre Aufgeregtheit!" entgegnete der andere; „Sie glühen ja, und ihre Augen funkeln, al« wenn Sie mich mit den Blicken durchbohren wollten. Wenn ich nun aber die von ihnen verlangte Erklärung verweigerte? Und wenn ich sie anstatt besten von ihnen forderte?" „Von mir?" fragte der Marqui« von Albatera verwundert. .Allerding» ... von ihnen.' Die Festigkeit, mit der der Fremde ihm entgegenlrat, schlug abermal» die Aufwallung nieder, die den jungen Eifersüchtigen wiederum übermannt hatte. .Nun,' entgegnete er, ein wenig eingeschüchtert, .die Sache ist nämlich sehr einfach.' .Nun, bitte, wa« zögern Sic denn?" rief der Fremde un geduldig. .Ich bin ja hier zu Hause" . . . brachte Don Juan unsicher herau». .So?" sagte der andere, mit ironischem Lächeln. „Sie sind hier zu Hause und klettern über einen Balkon in Ihre Wohnung, wie ein Dieb oder Missetäter." „Dieb oder Missetäter?" wiederholte der Marqui» mit schnell aufloderndem Zorn, „wissen Sie auch, daß Sie meine Geduld auf eine zu harte Probe stellen, mein Herr? — Ich fand ein Pferd unten angebunden —" „ES ist da« meine," unterbrach ihn der Fremde; „wa« be rechtigt Sie, e» al» Leiter zu gebrauchen, um zu einer jungen Dame in» Fenster zu klettern?" „Mein Herr, Sie führen eine Sprache!" . . . „Wie sie mir beliebt, mein Herr, klebrigen» will ich e« mit Ihrer Heftigkeit nicht so genau nehmen, denn mit Verliebten muß man immer "Nachsicht haben." „Mit Verliebten?" „Gewiß! Denn Sie sind doch ohne Zweifel um der schönen Augen Donna Rafaelen» wegen hierher gekommen!" „Und wenn dem wirklich so wäre, mein Herr, wa» ginge e» Sic an?" — Welche« Interesse könnten Sie dabei haben?" „Vielleicht ein größere«, al« Sie für möglich halten," ent gegnete der Fremde mit eigentümlichem Lächeln. „Wollen Sie nun endlich Ihren Worten mehr Verständlich keit geben, mein Herr?" .Und wenn ich mich wirklich dazu herbeiließe?" „Herbeiliebe? Wenn Sie e» verweigerten, würde ich Sie dazu zwingen müssen!" „Dafür gibt e« keinen Zwang, mein Herr." .Gut! Dann würde ich Sie für Ihr Schweigen strafen." „Und wie da«, wenn ich fragen darf?" .Indem ich Sie dort hinauswürfe, wo ich eingetreten bin!" rief der andere wütend. .Wollen Sie da- wirklich?" entgegnete der Fremde mit bewunderungswürdiger Ruhe. .Sie lieben also wohl Donna Rafaele recht heiß, nicht wahr, mein Herr Marqui» von Alba . . . albu . . . alba . . . tera?" „Wie?" fragte der junge Mann erstaunt. »Sie kennen meinen Namen?" .Na, da habe ich e« doch endlich einmal richtig getroffen," sagte der Fremde lachend. Allerdings ... wie Sic sehen," fuhr er dann fort, »und Sie hegen deshalb auch wohl unzweifelhaft den Wunsch, Ihre Kousine so bald wie irgend möglich zu ehelichen, nicht wahr? — Kann ich Ihnen übrigen» durchaus nicht ver denken, denn e« ist wirklich ein berauschend schöne» Kind. Leider treten Lieser Verbindung sehr bedeutende, kaum über- steigbarc Hindernisse entgegen." „Meinen Sie?" entgegnete der andere, mit beleidigendem Hohn, .nun Sie dürsten e» wohl schwerlich sein, der diese Schwierigkeiten hinwegräumte." Der Fremde blieb unerschütterlich ruhig. „Da» können Sic ja gar nicht wissen, mein Herr Marqui«,' antwortete er; „wenn mir nun zum Beispiel da« Recht zustände, über Rafaelen« Hand zu verfügen, und wenn ich diese« Recht zu Gunsten eine« anderen ausüble?" .Zu Gunsten eine« anderen?" wiederholte Albatera er staunt; .was wollen Sie damit sagen, mein Herr?" „Ich dächte, die Sache läge unendlich nahe,' meinte der Fremde mit einem liebenswürdigen Lächeln, .ich wollte damit sagen, daß ich ebenfalls Donna Rafaele liebe." Der Marqui« wurde bei diesen kühnen Worten zu einem nicht mehr zu bändigenden Zorn hingerissen. „Wie!" rief er mit bebender Stimme, .Sie lieben Rassele und wagen e», mir da« in« Gesicht zu sagen?" .Ich dächte, da« wäre doch immerhin besser, al« wenn ich c« ihnen verschwiege," entgegnete der Fremde mit einer Ruhe, die den anderen nur immer wütender machte. .Sie sind also mein "Nebenbuhler?" ries er knirschend vor Zorn. „Da- scheint allerdings so, mein Herr Marqui«.' Im nächsten Moment blitzte die Klinge de« eifersüchtigen Liebhaber« au« der Scheide. .Ah!" schrie er, mit Hintansetzung jeglicher Rücksicht, die er doch nach verschiedenen Seiten hin zu beobachten hatte, ,e« ist also ein Mann zuviel in diesem Schloß, und dieser Mann sind Sic, mein Herr! Wer Sie nun auch sein mögen, hoch oder gering, Minister oder Komödiant, geben Sie Raum und machen Sie mir Platz. — Ziehen Sie, mein Herr . . . ziehen Sie, wenn Sie kein Feigling sind ; ich ver lange die Genugtuung, die Sie mir schuldig sind . . . herau« mit der Klinge und verteidigen Sie sich, oder ich spieße Sic an die Wand, wie einen Maikäfer!" Mit diesen Worten legte er sich gegen den Fremden au», der jedoch ruhig sein Schwert in der Scheide ließ und nur abweisend mit der Hand winkte. .Lasten Sic gut sein, lieber Marqui»,' sagte er ruhig; „stecken Sic wieder ein! Er bedarf jetzt de« Degen« nicht mehr, denn da kommt Rafaele selbst, die über unser Schicksal ent scheiden wird.' Don Juan wandle sich schnell um, und al« er da« geliebte Frauenbild erkannte, ließ er die blanke Waffe geräuschlos auf den weichen Teppich fallen. .Himmel!' rief Rafaele erschreckt, al« sie von Dulcinna gefolgt, in» Zimmer getreten war; „zwei Männer hier?" .Ja wohl, Sennora," entgegnete der Fremde, einen Schritt auf sic machend, .nicht allein zwei Männer, sondern sogar zwei Cousin»." Der Marqui« von Albatera war währenddessen ganz im Anschauen seiner Herzgeliebten versunken, und wa« diese betrifft, so betrachtete sic ebensall« mit leuchtenden Blicken den jungen Mann, der freudestrahlend und bewundernd vor ihr stand. Der Fremde schien dem keine Aufmerksamkeit zu schenken. .Meine hold« Rafaele," redete er die Sennora an, »wollen Sie nun die Gewogenheit haben, gleichzeitig Ihre Jugenderinnerungen und Ihr Herz zu befragen, um zwischen un» beiden Ihre Wahl zu treffen." Da» Mädchen stand noch eine Weile unbeweglich und ihre Augen auf Don Juan von Albatera gerichtet; dann strich sie plötzlich mit der linken Hand da» Haar au» der Stirn und deutete mit der Rechten aus den Gefährten ihrer Kindheit: „Der, der ist e»!' ries sie mit jubelnder Stimme.
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