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Amts- M AiUUbllltt für de« Ab»»«cm«n1 viertelj. I M. 20 Pf. einschlietzl. deS „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage „Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Wlk des Amtsgerichts Eibenstock L e ' abend. Jnsertionspreis: die unö amtlichen ^Te?l-bodtt,dp<,l^e Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hanncbohn in Eibenstock. 84. Sonnabend, den 18. Inti LAOS. Bercinsversammlunq des Lateinschutvereins zu Eibenstock Wonlag, dm 20. Juki 1903, aöends 8 Ayr im Litzungssaale des Rathauses. Die geehrten Mitglieder des Lateinschulvereins werden hierzu crgebenst eingeladen. Eibenstock, den 13. Juli 1903. Dcr Latein schulaus schuß. Bürgermeister Hesse, Vorsitzender. 1) Berichtserstattung des Vorsitzenden. 2) Entgegennahme des Kassenberichts und Beschlußfassung wegen Richtigsprcchung der Latcinschulkassenrechnung für das Schuljahr 1902,03. 3) Bericht des Schulleiters. 4) Wahl der Mitglieder des Lateinschulausschusses. 5) Eoentuell weiteres. politischer Wochenvericht. Die Zeil ist wieder gekommen, wo der Friede ausgejcheucht und verjagt wird im verborgensten Dickicht de« Walde«, am ein samen Strande der See und selbst auf den eiSumstarrten Gipfeln der Bergriefcn. E« ist eine glückselige Zeit, wo die Ferien vielen Tausenden die notwendige Ausspannung nach arbeitSvoücn Monaten schaffen. Ferien nimmt sich de« Reiche« tatkräftiger Hüter, Kaiser Wilhelm II., und umgeben von einer Schar ihm persönlich angenehmer Gesellschafter sucht er auf seiner schlanken, wcißzoldenen Jacht „Hohenzollern" Allmutter Natur im Norden auf, wo sic ihren wilden LieblingSkindcrn, dem Meere und dem Sturme, ein gewaltiges Felsenland zum Zerzausen und Zerfetzen in übermütigem Spiele ausgebaut hat. Ferien hat auch der Reichskanzler gemacht, um am Strande von Norderney Erholung und Zerstreuung zu suchen, und ebenso weilt der größte Teil der übrigen Minister und Staatssekretäre fern von dem Staube der Reichshauptstadt, um auszuruhen von den Strapazen, die ihre Aemler mit sich bringen, und neue Kräfte zu sammeln für die kommenden Tage. In der hohen Politik allerdings gibt eS keinen Stillstand; kaleidoskopisch wechseln ihre Bilder. Dar hat wieder einmal die Reise der Präsidenten Loubct nach England gezeigt. Mit welchen Hoffnungen Hal er sie angetreten! Jetzt, da er sie hinter sich hat, gehen in der Abschätzung ihrer Ergebnisse gerade die größten französischen Blätter weit auseinander. Im Grunde finden wir nur, daß der „Tempi- von einer französisch-englischen Annäherung spricht; au« dem „Tempi" aber redet Herr Delcassö, der französische Minister de» Aeußern, der naturgemäß mit einem Erfolg zurückkehren mußte. Die meisten französischen Blätter bewegen sich in allgemein gehaltenen Aeußerungen, au« denen sich erkennen läßt, daß sie nicht« Zuverlässige« zu berichten wissen. Wie weit die „Gleichheit der Ziele" beider Mächte geht, dürste sich im fernen Osten bald zeigen, wo sich die Dinge durch da« Vorgehen Rußland« in der Mandschurei so zuspitzcn, daß Frank reich nicht umhin kann, zu Gunsten seine« russischen Bundesge nossen gegen da« englisch-japanische Bündni« und damit gegen England Stellung zu nehmen. Daß e« bei ernsten Verwicklungen in Ostastcn so kommen wird, darüber hat die französische Presse keinen Zweifel gelassen, und c« entbehrt nicht eine« pikanten Beigeschmack«, daß die Franzosen diese Versicherung während der Londoner Festtage geben mußten. Die Lage in Ostasien ist nicht ungefährlich. Rußland kann die von ihm übernommene Verpflichtung, die Mandschurei zu räumen, nicht so erfüllen, daß England, Japan und China sich damit zufrieden geben. An eine unmittelbare Kriegsgefahr braucht man indcß trotz aller englischen Treibereien nicht zu denken. Lägen die Dinge wirklich so bedenklich, wie englische Berichte glauben machen wollen, und rechnete Rußland ernstlich mit dem Ausbruch von Feindseligkeiten, so würde der KricgSminister Kuro- patkin schwerlich Port Arthur jetzt verlassen und die Rückreise nach Petersburg angetreten haben. Auch die Zustände auf der B a lk a n h a l b i n se l, die infolge der Haltung dcr bulgarischen Regierung zu Besorgnissen Anlaß gegeben hatten, sind friedlicher geworoen. Vor allem hat dazu die einmütige Haltung der beiden nächstbeteiligten euro päischen Mächte, Oesterreich-Ungarn und Rußland, beigetragen, die mit allem Nachdruck der bulgarischen Regierung versichert haben, daß türkischerseit« jede KricgSabsicht und jeder Gedanke an eine Verletzung der bulgarischen Grenze fehle und daß die türki schen Truppenbewegungen lediglich da« Ziel haben, den Uebertritt von aufständischen bulgarischen Banden nach Makedonien zu ver hindern. Die Regierung in Sofia mahnt die aufgeregte Bevöl kerung in energischem Tone zur Ruhe, und auch in Konstantinopel wird den alarmierenden Gerüchten entgedengctreten. So läßt sich hoffen, daß eine Periode der Ruhe emtritt, die der Pforte die Möglichkeit gibt, nunmehr mit Reformen wirkliche Erfolge zu erreichen. Tagesgefchichte. — Deutschland. Die kaiserliche Jacht „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist am Mittwoch nachmittag von Bergen wieder in See gegangen. — Die „Nat.-Lib. Korr." schreibt: Wenn neuerding« mehr fach die Meinung auslritt, ein etwaiger Widerstand de« RcichS- tagc« gegen eine Heere«sorderung sei durch einen Appell an da« Volk leicht zu überwinden, so möchten wir beizeiten vor dieser Art von Optlmi«mu« gewarnt haben. S« ist auch nicht ganz zutreffend, wenn gesagt wird, die au« solcher Veranlassung hervorgetretcneu Schwierigkeiten seien durch eine Auflösung de« Reichstage« noch immer überwunden worden. Im Jahre 1893, al« wegen der sogenannten Caprivifchcn Militär vorlage zur Auflösung geschritten wurde, hing da« Zustandekommen einer Mehrheit bei den Wahlen für die Hüncsche Reduzierung der Forderung dcr verbündeten Regierungen an einem seidenen Faden. Unserer Ansicht nach hat die „Freisinnige Zeitung" recht, wenn sie schreibt: „Nicht« könnte der Sozialdemokratie gelegener kommen, al« eine solche Auflösung. — Da« Recht zu einer solchen steht dem Kaiser sicher zu. Die bürgerlichen Parteien aber wer den sich auf den -Standpunkt stellen müssen, „lieber nicht". Und jedenfalls nicht, bevor sie mit dcr Ausbildung ihr Organisation aus einer ganz anderen Stufe angelangt sind, al« die« bislang der Fall ist." — Wie leicht dcr Sozialdemokratie infolge Wahlträg- heit der bürgerlichen Wähler stellenweise ihre Wahl siege gemacht worden sind, lehrt die eben veröffentlichte amtliche Wahlstatistik, auf Grund deren die „Nordd. Allg. Ztg." folgende Berechnung macht: In Randow-Greifenhagen siegte der Sozial demokrat mit 148 Stimmen, 10 700 Wähler haben sich der Wahl enthalten! Im Wahlkreise Gotha betrug die Mehrheit der Sozialdemokratie nur 05 Stimmen, 6300 Wahlberechtigte be teiligten sich nicht an der Wahl. In Rostock-Doberan stehen der Mehrheit von 548 Stimmen für den Sozialdemokraten 4000 Wahlberechtigte gegenüber, die nicht gewählt haben; in Darm stadt-Groß-Gerau betrug die sozialdemokratische Mehrheit 743 Stimmen bei 7100 Wahlenthaltungcn, in Braunschweig 1611 Stimmen bei 10 700 Wahlenthaltungcn, in Elbcrfcld - Barmen 1256 Stimmen bei 11500 Wahlenthaltungen, in BreSlau-West 2535 Stimmen bei 13000 Wahlenthaltungcn, in Westhavelland nur 99 Stimmen bei 4000 Wahlenthaltungcn. Auch in Sachsen finden sich Belege für die Saumseligkeit der bürgerlichen Parteien. In Zittau z. B. siegte der Sozialdemokrat im ersten Wahlgange mit einer Mehrheit von 288 Stimmen, während 4500 Wähler den Urnen sernblieben; in Plauen betrug die sozialdemokratische Mehrheit 1047 Stimmen bei 92lO Stimmenthaltungen. In München II haben 39000 Wahlberechtigte nicht gewählt, dort siegte der Sozialdemokrat im ersten Wahlgange mit einem Mehr von 9000 Stimmen. — England. Da« längst angekündigtc englische Blaubuch über den dcutschcn Zollstrcit mit Kanada ist nun endlich erschienen. Wesentlich Neue« bringt er nicht, wenigsten« nicht für die deutsche Oeffentlichkeit. Da» wichtigste Dokument des Blaubuch» ist ein Erlaß de« Auswärtigen Amte« an die Botschaft in London, in dem nochmal«, ähnlich wie e« vorher durch die „ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" geschehen war, eine ruhige und objektive Darstellung de« Sachverhalt« gegeben wird. Ob diese auch zur Aufklärung in England dienen mag, müssen wir abwartcn. Einstweilen halten sich die englischen Blätter an einen Nebcnpunkt, nämlich an eine beiläufige Beinerkung de« Staatssekretär» Frhrn. v. Richthofen zu dem englischen Botschafter Sir Frank Lascelle«, daß, wenn andere Kolonien dem Beispiel England« folgen würden, dcr deutsche Reichstag bei dcr nächsten Verlängerung de« deutsch-englischen HandclSprovisorium« ernste Schwierigkeiten machen könnte. Man sucht die Bemerkung zu einem Pressionsversuch gegen England auszubauschcn, während sic nicht« weiter al« die Konstatierung einer Möglichkeit ist, die sich sicher, wenn der gesetzte Fall cintritt, verwirklichen wird. Der sachliche Inhalt de« Streite« gibt keinen Anlaß zu der Behaupt ung, daß Deutschland versuche, die englischen Kolonien vom Mutterlande zu trennen, und daß sic trotzdem ausgestellt wird, hat seinen Grund lediglich in dem taktischen Bedürfnis, die in England verbreitete Mißstimmung gegen Deutschland für den neuen Plan einer englischen Reichszollunion mobil zu machen. Dabei kommt aber doch schon die richtige Ansicht auch in Eng land zur Geltung, daß nicht die deutsche, sondern die englische Regierung ihren Standpunkt im Verlause dcr Verhandlungen verändert hat. Der alte Handelsvertrag mit Deutschland, der alle Kolonien cinschloß, wurde von England gekündigt mit dem Hinweis aus die wirtschaftliche Selbständigkeit der Selbverwalt- ung« - Kolonien, namentlich Kanada«, und um diesen Kolonien die Freiheit der Gewährung von Vorzug« - Zöllen an da« Mutterland zu geben. Die deutsche Regierung hat damals — 1897 98 — diesen englischen Standpunkt acccptiert und dem gemäß da« Handel« - Provisorium unter Ausschluß Kanada« vereinbart. Jetzt kann man also nicht mit Recht diesen Standpunkt al« einen gegen England feindseligen hinstellcn. Der Minister de» Auswärtigen, Lord Lan«downe, hat denn auch in einer Note anerkannt, daß die Pallung der deutschen Regierung loyal und nach Lage dcr deutschen Gesetzgebung berechtigt sei. Da« englische Blaubuch läßt daher am Schluß den Weg einer freundschaftlichen Verständigung zur Beseitigung der gegenwärtigen Differenz essen. Da« Ziel wird umso eher erreicht werden, wenn man in England auf künstliche Mittel zur Erregung der öffentlichen Meinung verzichtet, ebenso wie wir daraus verzichten, dcr englischen Regierung da« Recht zu einer MeinungS-Acndcr- ung über da« Verhältnis de« englischen Mutterlandes zu seinen Kolonien zu bestreiten. — Italien. Der Zustand de« Papste« ist unverändert. Die Gerüchte, daß ein neuer Brusthöhlenschnitt vorgenommen worden sei, sind unbegründet, doch heißt c«, daß sie eine kleine Menge zu diagnostischem Zwecke entnommen hätten, da die leichte Temperaturerhöhung der letzten Abende den Verdacht erregt hätte, die Aussonderung könnte in Eiter übergehen; die Untersuchung habe anscheinend diesen Verdacht beseitigt. Durch Anwendung von Arzneimitteln ist die Nicrensunktion etwa« gesteigert worden; die Einspritzung von Koffein und Kamphoröl wird fortgesetzt. Die Ernährung ve« Kranken geschieht mittel« Fleischbrühe, Schokolade, Eigelb, Tee, Wein u. s. w. — Türkei. Nach einem Bericht de« Gencralinspektor« Hilmi Pascha haben vom l. Mär; bi« I. Juli in Makedonien 82 Zusammenstöße türkischer Truppcnkörpcr mit bewaffneten bulgarischen Banden stattgefunden. Dabei sind 175 Bulgaren gefangen genommen worden, während 250 Bulgaren tot auf dem Platze blieben. Die Zahl der getöteten Bulgaren und der an ihren Verwundungen gestorbenen dürste jedoch 200 Mann größer sein, da die fliehenden Banden stet« ihre Toten und Verwundeten mitzunehmen pflegten. Von den türkischen Truppen blieben in den Kämpfen tot 131 Mann, während sich die Verwundeten und Erkrankten, welche ärztlichen Beistand erhielten und größtenteils noch in den Lazaretten liegen, aus 208 bezifferten. (In dem ganzen griechisch-türkischen Kriege halten die Türken nur 208 Tote und etwa 400 Verwundete.) — Marokko. Zn Madrid werden folgende Einzelheiten über die Einnahme Tazza« durch den KricgSminister de« Sultan«, Mencbhi, gemeldet: Der Sieg der Truppen de« Sultan« ist ein vollständiger. Die Zahl dcr getöteten und gefangenen Rebellen ist ungeheuer. Mencbhi hatte durch Spione erfahren, daß Kabylen von Ghiatla, Tsul und Branne« ihn um zingeln wollten. Er beschoß nun die Stellen, wo sie im Hinter halle lagen, mit Artillerie. Die Wirkung de« Geschützseuer« war surchtbar. Al« die Kabylen fliehen wollten, fielen sie in die Hände ausgestellter Abteilungen dcr Truppen de« Sultan«. Alle wurden nicdcrgcmctzelt. Die Stadt Tazza ist geschleift. El Mencbhi marschiert, nachdem er Verstärkung erhalten, auf Tctuan lo«, da« von den Kabylen noch immer belagert wird. In Fez wurde der Sieg gefeiert. — Südafrika. Die „Times" veröffentlichen einen Bries Loui« Botha» an eine» Freund in England. Cham berlain» Besuch sei, soweit Transvaal in Betracht komme, von einem traurigen Fiasko begleitet gewesen; die Lage sei jetzt schlimmer al« Chamberlain sic gesunden habe. Milner täusche die englische öffentliche Meinung, die Staatsgelder werden ver schleudert, und die Minenbesitzer hätten in Transvaal in allen Angelegenheiten den größten Einfluß. Er herrsche daher in Transvaal eine höchst unglückliche und unzufriedene Stimmung. Locale und sächsische Nachrichten. — Hundrhübel, 17. Juli. In dcr Gerber'schen Affäre ist Bestimmte« noch nicht zu melden, da heute Nachmittag erst die gerichtliche Obduktion staltfindct. — Dresden. Den Titel einer Gräfin v. Montignoso, der dcr ehemaligen Kronprinzessin Luise verliehen worden ist, ist aus die in der Provinz Toskana gelegene Besitzung de« Groß herzog» von Toskana gleichen Namen« zurückzusühren. In frucht barer, wohlbcbauter Gegend erheben sich die malerischen Reste der Burg Montignoso auf steiler Höhe. Die Gemeinde Mon tignoso, zum Distrikt Massa Carrara gehörig, zählte im Jahre 1898 3000 Einwohner. — Leipzig, 15. Juli. Zu dcr gestrigen Meldung, daß die Konkursverwaltung und der Gläubigerausschuß dcr Leip ziger Bank vorbehalllich dcr Zustimmung der Gläubigerver sammlung den Rest der Konkursmasse dcr Leipziger Bank an eine hiesige Bankfinna unter Garantie einer Berliner Bank ver äußert habe, wird von authentischer Seite mitgctcilt, daß diese« Geschäft durch den Gläubigerausschuß mit dcr hiesigen Bankfirma Erttel Freyberg u. Co. unter Garantie dcr Nationalbank sür Deutschland in Berlin abgeschlossen worden ist. — Leipzig. Der Sächsische Radfahrer - Bund feiert im Verein mit dem 10. Gründungsfest de« Radfahrer Verein« „Wcttin", Leipzig in den Tagen de« 8. bi» >0. August in Leipzig sei» 12. Bun de» fest. Den bisherigen Vorarbeiten nach ver- I spricht diese« Sportfest eine« der glanzvollsten, die bisher aus