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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190306187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19030618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19030618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-18
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Monat
1903-06
-
Jahr
1903
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6081, Heydebrcck (kons.) 3256, Scharnier (Ctr.) 3522 St. Stich wahl zwischen Mommsen und Bartel. Stettin Stichwahl zwischen Brömel (fr. Vg. > und HerbertiSoz.). Magdeburg (Stadt) Pfannkuch (Soz.) 20376, Arendt (natl.) 15634 und Müller (Wild) 4776 St. Stichwahl zwischen Pfann kuch und Arendt. Kiel Legicn (Soz.) gewählt. Altona Frohme (Soz.) gewählt. Schließlich sei noch folgende kurze telegraphische zusammen fassende Meldung wiedergegeben i Berlin, l7. Juni. Bis heute früh waren die Resul tate au« 23b Wahlkreisen bekannt. Gewählt sind 40 Sozialdemokraten, 3b Zentrum, II Konservative, 6 Elsässer, b Rationalliberale, 4 Reichspartei, 3 Wilde, 2 Polen, l Däne, 1 Bündlcr. An den Stichwahlen sind beteiligt: 84 Sozial demokraten, 48 Nationalliberale, 24 Centrum, 18 Konservative, 17 freisinnige Bolkspartci, 8 Wilde, 8 Reichspartei, 7 deutsche Volkspartei, b Welfen, 4 Bauernbund, 2 Rcformparlei, 2 Polen, 1 Elsässer und 7 sreisinnige Vereinigung. Die Sozialdemokraten gewannen 12 und verloren 2 Sitze. Sie gewannen in Berlin den b. Wahlkreis, Bremen und Kiel. Unterlegen sind Rösicke- KaiserSlautcrn und Ahiwardt-Landsberg. Tagesgeschichte. — Deutschland. lieber das genaue Reiscprogramm de« Kaisers werden folgende Einzelheiten gemeldet: Am Mittwoch, dem 24. Juni, trifft der Kaiser von Cuxhaven in Kiel ein, um den Regatten der Kieler Woche beizuwohnen. Am Donnerstag, dem 2b. Juni, wird der Kaiser im Beisein der in Kiel anwesenden Admirale um 0 Uhr vormittags einem Vorträge über Funkentelegraphie an Bord S. Bk. Torpedo-Vcrsuchsschifs „"Neptun' beiwohnen. Sonnabend, den 27. Juni mittag« 12 Uhr, findet auf der Kaiserlichen Werft zu Kiel der Stapellaus des großen Kreuzers „Ersatz Kaiser' statt. Am Montag, dem 6. Juli, wird der Kaiser im Anschluß an die Regatten der Kieler Woche von Travemünde au« die mehrwöchige Reise nach Norwegen an treten. Die Rückkehr erfolgt von dort anfangs August nach Bremerhaven. In Bremerhaven findet bei der Ankunft kein Empfang statt, jedoch meldet sich der Kommandant nach dem Einlaufen. — Die „Nordd. Allgem. Zeitung' schreibt: Die preußische Korrespondenz hat neulich einen Ausspruch de« Kaisers verbreitet, den der Kaiser vor einiger Zeit im Kasino eine« vor nehmen schlesischen Regiments getan habe. Der Kaiser habe ge sagt: „Ich kann nur Amerikaner gebrauchen." Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß der Kaiser, der übrigen« sei« nahezu zwei Jahren in keinem Kasino eines schlesischen Regiment« mehr gewesen ist, einen solchen Ausspruch nicht getan hat. Das schließt natürlich nicht aus, daß der Kaiser die Eigenschaften, die den Amerikanern eine so bedeutende Stellung im Erwerbsleben ver schafft haben, in vollem Maße anerkennt. — Zur Vorbereitung der Handelsverträge wird dem „Hamb. Korrcsp.' offiziös au« Berlin geschrieben: „Wir möchten daraus Hinweisen, daß die Vorbereitungen zu den Vertrags-Verhandlungen hier in Berlin nicht einen Augenblick stocken. Vor einigen Wochen wurde die Anwesenheit de« deutschen Generalkonsuls in Zürich, Herrn v. Eckart», in Berlin, mit diesen Verhandlungen in Verbindung gebracht. Wir glauben gut unter richtet zu sein, daß e« damals zu einer „inneren Verständigung' gekommen ist, was man von der Schweiz fordern und was man ihr gewähren wolle. Wenn mit Rußland und der Schwei; zu erst über die neuen Verträge verhandelt wird, so geschieht da«, weil diese beiden Staaten, ebenso wie Deutschland mit ihren neuen Zoll tarifen fertig sind, wa« weder für Oesterreich-Ungarn noch für Italien zur Zeit gilt. Im übrigen kann nur wiederholt werden, daß die deutsche Reichsregierung keineswegs bei aller Würdigung der Schwierigkeiten und Hindernisse die Erwartung aufgibt, die handelspolitische Kampagne zu einem glücklichen Ende zu führen. Man hält durchaus an der Zuversicht fest, für Deutschlands Wirtschaftsleben brauchbare, nützliche, langfristige Handelsverträge zu Stande zu bringen, die unter Verbesserung der Lage der Land wirtschaft der Industrie und dem Handel die Bewegungsfreiheit und Sicherheit gewähren, ohne die Deutschland nicht mehr seinen Aufgaben gerecht werden kann. Sollte der neue Reichstag wider Erwarten durch ein Zusammenwirken der Sozialdemokraten und der Landbündler eine Mehrheit wider solche Handelsverträge aus bringen, so würde die Regierung keinen Augenblick zögern, die Konsequenzen zu ziehen und mit dieser Wahlparole an da« Volk zu appellieren.' — Serbien. Da« schauderhafte KönigSdrama in Bel grad hat nunmehr mit der Erhebung de« Prinzen Peter Kara- gcorgcwitsch auf den serbischen Thron geendigt. Der neue König ist ein 'Nachkomme jene« schwarzen (Kara) Georg, der sich vor hundert Jahren durch die Befreiung Serbien« vom türkischen Joch zum Oberkommandanten aufschwang. Die Herrschaft hat dann zwischen den Häusern Karagcorgewitsch und Obrenowitsch gewechselt. Von >8l7- 1839herrschte Milosch Obrenowitsch, der abdankte. Von 1842 - >858 herrschte der Sohn de« Kara Georg, Alexander Karageorgcwitsch, der dann von dem allen Milosch Obrenowitsch wieder vertrieben wurde. Seitdem waren die Ob- rencwitschc ununterbrochen an der Regierung, jedoch hielten die Karageorgewitsche ihren Thronanspruch ausrccht. ES ist kaum zwcisclhast, daß der nunmehrige König Peter im geheimen eine lebhafte Agitation nach Serbien unterhalten und insbesondere die wachsende Mißstimmung der serbischen Armee gegen den König Alexander für sich auszunutzen verstanden hat. Daß er aber von dem Mordplan gegen den König und die Königin Draga vorher Kenntnis gehabt habe, ist durch nicht« erwiesen und kaum wahrscheinlich. Der Abscheu vor dem mit äußerster Brutalität verübten Morde kann nicht gemildert werden durch die Sünden, die der unglückliche, in der völlig zerrütteten Ehe de» Köniz» Milan und der Königin 'Natalie ausgewachsene Alexander und die hcrrschsüchtige, rücksichtslos aus die Vorteile ihrer Familie bedachte Draga aus sich geladen hatten. ES fragt sich, ob die Verschwörer bestraft werden. Von den fremden Mächten hat sich keine in da« KönigSdrama eingemischt. Die nächstinteressier ten. Rußland und Oesterreich Ungarn, waren alsbald einig darin, den Dingcy ihren Lauf zu lassen und ohne Anerkennung der provisorischen Regierung die weitere Entwicklung abzuwarten. Schlimmer konnte die politische Lage nicht wohl werden, al« sie sich in der letzten Zeit in Serbien durch den VersassungSbruch des König« Alexander und durch die verwegene Absicht der Draga, ihren Neffen, einen jungen, äußerst mißliebigen Leutnant zum Thronfolger zu machen, -chon gestaltet hatte. So werden die Mächte die Wahl de« neuen König» Peter anerkennen und seiner Thronbesteigung keine internationalen Schwierigkeiten ent stehen. Die nächste innere Schwierigkeit für ihn aber wird sein, wie er sick> zu den Urhebern de« Blutbad« im alten Konak stellt. Eine Offizier-Versammlung soll beschlossen haben, daß den Kame raden, die die Tat der Befreiung von dem Willkürregiment de» verhaßten KönigSpaarc» vollbrachten, keine Belohnung (!) zu teil werde. Wa« wäre dann von der Stimmung der Aruiee zu er warten, wenn die Mörder bestraft würden? Wenn der erste Freudenrausch über den Thronwechsel vorüber ist, wird sofort auch der alte Parteizank in Serbien wieder aufleben, so daß e« dem neuen König an sehr ernsten Sorgen nicht fehlen wird. — Peter Karageorgewitsch erklärte einem Vertreter der Schweizerischen Depeschen-Agentur, daß er die Krone annehmen und den Namen Peter I. führen werde. — Afrika. Der Mullah rührt sich wieder in einer den Engländern sehr unbequemen Weise. Nach einer dem eng lischen Kriegsamt au« Bohotle zugegangenen Meldung führte der Mullah einen Flankcnmarsch au» in der Absicht, zu plündern und die Verbindung zwischen Bohotle und Berbers zu zerstören. Er habe bereit» die Telegraphendrähtc durchschnitten. Alle Posten werden verstärkt. Nach Gerüchten von Eingeborenen sei Oberst Cobbe in Galadi umzingelt, und General Manning sei c» unmöglich, zu seiner Unterstützung abzugehen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, >7. Juni. In der Nacht aus Dienstag brach in dem der Frau Anna verw. Lehmann gehörigen Hause Postslraße 2 hier Feuer au«, das den Dachstuhl zerstörte. Der Brand wurde dadurch verursacht, daß da« Dienstmädchen Helene Lina Richter au« Leutewitz bei Dresden vor dem Einschlafen in ihrer Kammer eine brennende Kerze ohne Leuchter auf einen Reisekorb stellte, welcher, al« da» Licht heruntergebrannt war, ent zündet wurde. Die fahrlässige Brandstifterin wurde in Haft genommen. An dem Hause wurde auch sonst durch da« Durch weichen der Decken bei der Löscharbeit Schaden angerichtet, doch ist alle« versichert. — Eibenstock, 17. Juni. Wie wir bereits heute vor mittag kurz durch Extrablatt mitteilten, wurden gestern bei der Reichstag« wähl hier 568 Stimmen für den Kandidaten der OrdnungSparteicn, Herrn Rehwoldt, und 816 Stimmen für den sozialdemokratischen Kandidaten, Herrn Grenz, abgegeben. Im ganzen gingen von 1552 Wahlberechtigten 1394 zur Urne. 8 Stimmen waren ungültig, 2 sielen auf andere Namen. Die Beteiligung an der Wahl war also eine sehr. rege, fast 90 der Wahlberechtigten machten von ihrem Rechte Gebrauch. — Die Resultate aus einigen Orten der Umgegend lassen wir fol gen und bemerken, daß wir eine vollständige Zusammenstellung der Resultate in unserem Wahlkreis später veröffentlichen werden. E« wurden abgegeben in HundShübcl >28 Stimmen für Reh woldt, 129 für Grenz, Blaucnthal mit Wolfsgrün 40 R., 27 G., Muldeuhammcr 26 R., 5 G., Sosa 105 R., 232 G., Wilden thal 35 R., 31 G., CariSfeld l4I R„ 146 G. Im ganzen Wahlkreis dürfte Grenz ca. 3000 Stimmen Mehrheit erlangt haben. — In unserer Stadt wurde in den einzelnen Bezirken wie folgt gewählt: l. Bezirk: Für Rehwoldt 51, für Grenz 183 St. 2. „ »e »» 104, „ „ l>7 „ 8. . „ »» 162, . . 79 . 4. es 33, „ „ 166 „ 5. . e» »» 89, . . >45 . 6. e» e» 129, . . 126 . — Schönheide, 16. Juni. Bei der diesjährigen Reichs tagswahl sielen auf Rehwoldt (OrdnungSpartei) 489 und Grenz (Sozialdemokrat) 821 Stimmen, davon wurden abgegeben im unteren Bezirk 183 St. für Rehwoldt und 264 St. für Grenz, im mittleren „ 185 „ „ „ „ 272 „ „ im oberen „ 121 „ „ „ „ 285 . „ „ Schönhciderhammer 130 St. F. Rehwoldt 71 St. E. Grenz Neuheide 30 „ „ 55 „ ' „ Obcrstützengrün I>5 „ „ 110 „ „ Unterstützengrün 27 „ „ 84 „ HundShübel. Die Leitung ve« hiersclbst neu errichteten Kaiser!. Post-Amte« ist vom I. Juli ab dem Herrn Postverwalter Weigel übertragen worden. — Dresden, 15. Juni. Wenige Tage noch, und man rüstet sich in Sybillcnort anläßlich der ersten Wiederkehr de« Sterbetage» unser»s unvergeßlichen Königs Albert zu ernster Feier. Im Parke de« Schlosse», in unmittelbarer Nähe der Carolabrücke, aus waldumraufchter Höhe, soll da« von der Königin- Witwe dem Andenken ihre» Gemahls gewidmete Denkmal in Gegenwart der königlichen Familie am 19. Juni durch den Kardinal Kopp seine Weihe empfangen. Der stimmungsvolle Platz in dieser herrlichen 'Natur de» Parke«, so recht ein Ort, um stille« Gedenken zu feiern, war einst der LieblingSaufenthalt de« hohen Entschlafenen. Ueberrazt und umgeben von rauschenden, dunklen Waldbäumcn, erhebt sich hier der Aufbau; große FelS- blöckc in natürlicher Gruppierung, ein mächtige« Kreuz von ro mantischen Formen tragend, welche« die sinnige, von ter Königin- Witwe eigenhändig verfaßte Inschrift in erhabenen Lettern trägt. Die Vorderseite de« Unterbaue« ziert da« Bronzerelicf mit dem wohlgetroffcnen Porträt de« verewigten König», von Professor Henze modelliert. Ein au« Felsen aufgcbauter nischenföimiger Abschluß bildet den Hintergrund de« Denkmals, welchen seitlich steinerne Sitzbänkc abschließen. Pflanzungen aus geschnittenen Taxusgruppen, von der König!. Gartcnverwaltung auSgesührt, vervollständigen den stimmungsvollen Eindruck de« Gedenkplatzes. Noch vor wenigen Tagen waren fleißige Hände tätig, um den schlichten, ernsten Aufbau zu errichten. Jetzt harrt da« Denkmal, vollendet, seiner Weihe. — Dresden, 15. Juni. Am I. September abend« wird auf dem Theatcrplatze in Dresden ein großer Zapfen streich sämtlicher Musikkorp« de« XII. (I. König!, sächsischen) Armeekorps und der während de» Kaisermanöver« bei demselben aufzustellcndcn Kavallerie-Division 11, sowie der Spielleute der 45. Brigade stailsinden. Die Leitung ist dem Musikdirektor Hermann vom I. (Leib-)Gren.-Neg. übertragen. — Zwickau, 13. Juni. Strafkammer II. Der früher seit längerer Zeit al« Korrespondent bei der Firma Carl Edler von Ouerfurth inSchünheiderhammer angestellt gewesene 31 Jahre alte Kaufmann O. Fr. W. A. T. au» Magdeburg war beschuldigt, während seiner Tätigkeit bei der genannten Firma Geschäftsgeheimnisse, die ihm vermöge de« Dienstverhältnisse« zugänglich waren, unbefugt an andere zu Zwecken de« Wettbe werbe« mitgetcilt und in der gröblichsten Weise da« in ihn ge letzte Vertrauen mißbraucht zu haben. Man erkannte wider ihn aus eine Gefängnisstrafe von 9 Monaten. — Plauen i. B., 15. Juni. Gelegentlich der am Sonn tag hier abgehaltenen Kommandantcnversammlung de« KreiS- vcrbandc« vogtländischer Feuerwehren wurden von der hiesigen Feuerwehr auch die drei großen, 12, 18 und 23 Meter langen mechanischen Schicbeleitern vorgcsührt, welche am 27. Juli vorigen Jahre« infolge eine« plötzlichen heftigen Windstoße» um- stürzien und dadurch ein schwere» Unglück herbeisührten. E« wurde sowohl praktisch al« theoretisch sestgestellt, daß die u. a. vorgeschlagenc Anbringung von Halteleinen am oberen Ende der Balanceleiter nicht nur unzweckmäßig, sondern unter Umständen sogar gefährlich ist. Die einzige Möglichkeit, ähnlichen Gefahren und Unfällen vorzubeugcn, wurde darin erkannt, daß eine tun lichste Beschwerung de» unteren Teile» der Feuerwehrleitern vor genommen werden muß. — Meißen, 15. Juni. Ueber die erste Vernehmung de« Mörder« Kamprath teilt da» „Meißner Tagcbl." nach dem Polizeibericht folgendes mit: Kamprath war ohne weitere» der Tat geständig. Er erzählte mit eisiger Kälte, zuerst ohne sichtliche Rührung, später aber mit innerer Erregung, wie er an die Ermordung der beiden Genannten gegangen ist, um Geld zu erlangen. Nach seiner Erzählung ist er nacht« kurz nach 12 Uhr durch ein Parlerrefenstcr in da« Müllersche Hau« ein gestiegen, über den Hof nach der Scheune gegangen und hat sich dort erst da» Mordinstrument, ein Beil, geholt. Mit diesem hat er sich nach der im Obergeschoß befindlichen Kammer Müller« begeben, wo er diesen schlafend im Bett betroffen hat. Müller hat den Einbrecher nicht gehört und ist durch drei Bcilhiebe zum Tode gebracht worden. Die Wirtschafterin, welche in einer dem Müllersche» Gemach gegenüber befindlichen Kammer geschlafen hat, ist durch da« Geräusch wach geworden. Kamprath hat sich nun auch in diese Kammer begeben und die in ihrem Belte sitzende Wirtschafterin mit einem Beilhiebe niedergestreckt. Nun erst ist er in da« Müllersche Gemach zurückgegangcn, hat dort einen Schrank erbrochen und ein Portemonnaie mit 20 M., die Brieftasche, die Stiefeletten und die Taschenuhr Müller» gestohlen. Darauf hat er den Diebstahl bei der Wirtschafterin durch Er brechen eine» Koffer« auSgesührt. Auch hier ist ihm außer 2 M. eine Taschenuhr in die Hande gefallen. Der Plan der Er mordung Müller« und seiner Wirtschafterin ist von ihm seit längerer Zeit vorbereitet. Zwei bei ihm vorgefundene Postkarten mit „letzten Grüßen' lassen daraus schließen, daß er mit der Absicht umging, sich nun auch selbst au» dem Leben zu schaffen. — Zittan. Wenn man die Wählerlisten nicht cinsieht! Hier ist der gewiß einzig dastehende Fall zu verzeichnen, daß Kaufmann Heinrich Buddebcrg, ein Herr, der 17 Jahre lang bi« zum Jahre 1898 die Stadt Zittau im Reichstage vertreten hat und noch bei der vorigen ReichSIagSwahl im Zittauer Wahl kreise als Kandidat ausgestellt war, diesmal sein Wahlrecht nicht auSübcn durste, weil — sein Name in den Wahllisten fehlte. Durch einen Zufall hatte sich diese Tatsache erst vor etwa acht Tagen hcrauSgestellt. Eine Berufung bei der Kreishauptmann- schast hatte, wie nicht anders zu erwarten, keinen Erfolg. — Planitz, 16. Juni. In gewinnsüchtiger Absicht hatten die Eheleute Hausbesitzer Arzt hier die HauSlistc nicht richtig auSgcfüllt. Sic wurden wegen Urkundenfälschung, und zwar Arzt zu 10 Tagen, seine Ehesrau zu I Monat vom Landgericht Zwickau verurteilt. — Kühnhcide bei Zwönitz, 15. Juni. Zu der bereits kur; telegraphisch gemeldeten Mordaffäre wird noch folgende» Nähere berichtet: Heute morgen wurden Bewohner untere« Orte» und de- oberen Zwönitztale« durch eine schreckliche 'Nach richt geweckt. Die Tochter de« Gutsbesitzers Immanuel Keller ist, al« sie vom Tanz nach Hause gekommen war und mit einem jungen Manne im elterlichen Hause in der Nähe der Hintertür stand, von ihrem srüheren Liebhaber, Sohn de» Gutsbesitzers Günther hier, erschossen worden. Der Täter hat mit einem Revolver durch die Türspaltc gelangt und da« Opfer au« nächster Nähe durch einen Schuß in die rechte Seite getötet. Da» Mäd chen brach tot vor der Stubentür zusammen. Der Täter war entflohen. Trotz eifrigen Suchen« in den Teichen und Wäldern fand man ihn nicht. Erst nachmittag« wurde rr von den zur Suche auSgerücktcn Gendarmen im Dickicht de« Kühnhcider Reviers aufgcfunden, und zwar lebend. Auf die Aufforder ung, heraus- zukommen, entfloh er und alsbald vernahm man einen Schuß. Er wurde als Leiche ausgehoben. Die beiden höchst ehrenwerten Familien, die durch diese« Familicndrama so schwer betroffen worden sind, werden auf das innigste bedauert. Da» ermordete Mädchen Emma 'Marie Keller, eine stattliche Erscheinung, stand im 22. Lebensjahre. Der Mörder war der Vater eine« Jahre alten, am Leben befindlichen Kinde« de« erschossenen Pfädchens. Kin Dämon. (I«. Fortsetzung.) „Endigen wir diese Unterredung," sprach sic in ernstem Ton „ein weitere« Zusammensein kann für uns beide nur peinlich sein. Sie werden mich bald vergessen haben und vielleicht schon in kurzer Zeit froh sein, daß ich Ihre Werbung nicht annahm ...' Betroffen hielt sic inne. Er war dicht an sie hcrangetretcn und hatte feine Hand schwer auf ihren Arm gelegt. „Elsa Bergen,' sprach er mit einem unheimlichen Flüsterton, „ich kenne Sie! Sie sind nicht die arme, verlassene Waise, für die Sic sich auSgegcben haben. Sie sind die Tochter eine» Ham burger Reeders, der als tot gilt, während er noch lebt und sich nach seiner Heimat sehnt, die er eine» Fehltrittes wegen einst verlassen mußte!' Elsa war leichenblaß geworden und Walker fühlte, wie ihr Arm unter der Berührung seiner Hand zitterte. Ein triumphieren de« Lächeln flog über seine Züge. Jetzt war ihm der Sieg sicher. Das arme Mädchen rang mühsam nach Fassung. Ihr sonst so klarer Sinn verwirrte sich; mit ängstlichen Blicken hingen ihre Augen an dein Gesicht ve» Manne«, der ihr diese über raschende Eröffnung gemacht hatte. Lebte ihr Vater, oder sprach er nur eine Lüge au», um sie seinen Wünschen gefügig zu machen? „Sie zweifeln an der Wahrheit meiner Worte," fuhr Walker, sie fixierend fort. „Tun Sie das nicht, Sie würden es nur zu bald bereuen, denn ich halte Ihr und Ihre« Vater« Schick sal in meiner Hand. Rolf Feddersen sucht Sie; ein Wort von mir und Sie fallen in seine Gewalt zurück. Sie kennen Ihren Oheim; er wird kein Mittel scheuen, um zum Ziel zu gelangen; ein zweite» Mal würden Sie ihm sicher nicht entkommen, davon müssen Sie selbst vollkommen überzeugt sein!" Er machte eine Pause, um seinem Opfer Zeit zu lassen, über da« Gehörte nachzudenken. Elsa wußte jetzt, daß dieser Mann die Wahrheit sprach, und ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen bei dem Gedanken daran. „Setzen Sie sich!' sprach Walter gebieterisch, und willen los gehorchte sie. Und nun begann er zu erzählen. Elsa erfuhr den Fehltritt und die Flucht ihre« unglücklichen Vater« ; zum ersten Male in seinem Leben vielleicht blieb Walker der Wahrheit getreu; nur von der schmählichen Rolle, welche er bei der Sache gespielt hatte, schwieg er. Ihm war darum zu tun, daß Elsa ihren Oheim hassen lernte. Allein und schutzlos mußte sie sich ihm anvertraue», und war sie nur erst seine Gattin gcworden, so konnte er unge scheut seine Bedingungen stellen. „Sie wissen jetzt alle»,' schloß er seine Erzählung, „von Ihnen allein hängt e« ab, daß Ihr Vater zurückkehren und seine
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