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für Bischofswerda, Stolpen »nd Umgegend. Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes und -es Sta-trathes zn Kischofswerda Liese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend«, und kotzet einschließlich der Sana» »abend« erscheinenden „belletristische» Beilage" vierteljLhrlich 1ü Ng«. Inserate werden bi« Dienstag« und Freitag« früh 0 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Sorpuyeile »der deren Raum 1 Rgr. 102. Freitag, den 28. Deeember. 1874. Wff" Abonnements Ginladung. "MV Die fortwährend sich steigernde Auflage unseres Blattes ist der erfreulichste Beweis dafür, daß der „Sachs. Erzähler" in immer weiteren Kreisen als gern gesehener Familienfreund Eingang findet. Diese Thatsache legt uns die Verpflichtung auf, alle Kräfte anzustrengen, um das uns entgegengebrachte Vertrauen durch entsprechende Leistungen zu rechtfertigen. Wir werden daher bemüht sein, den Inhalt des Blattes immer gediegener zu gestalten und bitten die geehrten Leser, uns auch im neuen Jahre das alte Vertrauen zu belhätigen. Bestellungen auf das erste Quartal 1875 wolle man noch vor dem 1. Jan. bewirken, damit in der Zusendung keine Unregelmäßigkeiten eintreten. Hochachtungsvoll die Expedition. ^Weihnachten. W Markt und Straßen steh'n verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus. Und ich wand're aus den Mauern Bis hinaus in'S freie Feld, Hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt! An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindleiu steh'n und schauen Sind so wundervoll beglückt. Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt'S wie wunderbares Singen: O du gnadenreiche Zeit! v. Eichendorff. Weihnacht. Der Kreislauf der Zeit hat uns wieder das liebe Weihnachtsfest herbeigesührt und bei der vor herrschend materiellen Strömung unserer Tage ist eS eine tröstliche Erscheinung, daß dieses Fest noch nicht aufgehört hat, ein Freudenfest für Arme und Reiche, für Vornehme und Geringe zu sein. Denn so lange die Menschen noch fähig" sind, ein solches Fest der reinen Menschenliebe zu feiern, werden nimmermehr die bösen Triebe des Hasses, der Feind schaft und schnöden Gewinnsucht die edlen Keime überwuchern können, welche die Gottheit in die Menschenbrust pflanzte. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Wird diese Jahrtausend alte Botschaft von Bethlehem's Fluren auch oft von dem lärmenden Geräusch des Tages übertönt — so lange am Weihnacht-feste noch eine friedevolle Stimmung in die Herzen ein zieht, darf die Hoffnung nicht aufgegeben werden, daß das Gebot des erhabenen Stifters unserer Reli gion einst seine Erfüllung finde: „Liebet Euch unter einander!" Reunundjwanzigstrr Jahrgang. Solch' ein Fest duldet keine engherzige Ausleg ung und Erklärung. Lange vorher, ehe die Kirche dem WeihnachtStage sein heutiges Gepräge aufdrückte, wurde dieses Fest als ein Fest der Freude und der reinen Menschlichkeit begangen. Schon das alte heidnische Rom feierte seine Saturnallen. Selbst der Sclave, der das ganze Jahr hindurch unter dem Joch der Knechtschaft seufzte, durfte an diesem Feste sein hartes Loos auf eine Weile vergessen und sich mit denen gleichfühlen, die eine barbarische Weltanschauung zu Gebietern über sein Dasein ge macht. Bei dem festlichen Mahle, welches während der Saturnalien den armen Sclaven gegeben wurde, verrichteten ihre Herren die Dienste, welche sie sonst von ihnen forderten» Liegt nicht in diesem heidnischen Brauch eine rührende, wenn auch unbewußte Aner kennung des erhabenen PrincipS von der Gleichheit und Brüderlichkeit aller Erdenbewohner? Auch unsere germanischen Voreltern, die nur gar zu gern von einer auf dem Fundament ihre« Dog- makrames stehenden, fanatischen Priesterkaste al- rohe Barbaren verschrieen werden, feierten um diese Jahreszeit ein allgemeine- Freudenfest. Wie sie.