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1030 dienen. So kam e« denn, daß, als die gerichtliche Commission in daS Schieber'sche Weinlager kam, von 47 Weinsorten kaum 10 nicht in Gährung sich befanden und diejenigen Chemiker, welche mit der Analyse der 47 Weinmuster beauftragt wurden, ent» schieden ausgesprochen haben sollen, daß Schwefel säure in allen Weinen sei. Neuestens sollen auch noch alle 47 Weine in Mustern an die Universität in Tübingen zur chemischen Untersuchung geschickt worden sein. Also lasse man sich nicht von seiner guten Zunge allein berathen, sondern man fasse vor allen Dingen den Charakter des Wirthes, bei dem man seinen Schoppen zu verzehren pflegt, ernsthaft in'S Auge. Wenn es überhaupt eine Garantie gicbt, so ist'S für die große Menge der Weintrinker jeden falls diese. — Magdeburg, 14. Dec. (Räuberischer Ueberfall.) Am Sonnabend Nachmittag zwischen 4 bis 6 Uhr war der Groß? Werder der Schau platz einer schauderhaften That. Die verehelichte Maurer Beckmann, in der Friedrichstadt wohnhaft, trat zu der genannten Stunde zu der unverehelichten Aron aus Berlin, welche krank zu Bette lag, in'S Zimmer, um eine Geldanleihe zu machen. Diese schlug das Ansuchen der Beckmann ab und forderte sie auf, das Zimmer zu verlassen. Die Beckmann aber ergriff ein Beil, schlug die Aron auf den Kopf und suchte ihr eine Schlinge um den Hals zu legen, um sie zu erdrosseln. Da dir Aron jedoch sich von dem Schlage wieder erholte und sich der Schlinge zu endledigcn suchte, versetzte ihr das unmenschliche Weib noch einen zweiten Schlag mit dem Beile, zog sie an der nunmehr umgelegten Schlinge an den Bettpfcstcn und hieb noch sieben Mal mit dem Beile auf ihr Opfer ein. Dann entfernte sie sich unter Mitnahme einer Kiebe Wäsche. Trotz der vielfachen Verletzungen erwachte die Aron aus ihrer Betäubung, und es gelang den auf ihren Hilferuf Hcrbeigeiltcn, die Raubmörderin festzunchmen und den Armen der Gerechtigkeit zu überliefern. — Einen traurigen Beitrag zur „Krachstatistik" liefert die Thatsache, daß im Monat November d. I. beim Wiener Landesgerichte 270 Concurse eröffnet wurden, während 1872 die Zahl derselben 141 und 1873 217 betrug. Die Zahl der mit uitimo Nov. angemeldeten Procefse beträgt um 400 mehr als die gleiche Ziffer des Vorjahres, während die Zahl der ausgeklagten Processe über 96,000 Nummern die Ziffern des gleichen Monats im Vorjahre überragt. — Nach China und Japan über Triest. Ge wöhnliche Briefe können fortan nach sämmtlichen Orten in China und Japan auf dem Wege über Triest bis zum Bestimmungsorte francirt oder un- francirt abgesandt werden. Das Porto beträgt auf diesem Wege für francirte Briefe nach China und Japan 9 Groschen für je 15 Gramm. — Der beste Geschäftsreisende, sagt ein englisches Blatt, ist ein geschicktes Inserat in einem guten Blatte. Es besitzt dasselbe alle Verdienste des Reisenden, aber keine seiner Fehler, außerdem aber gewährt es nur ihm eigene Dortheile. So z. G. reist das Inserat in allen Richtungen gleichzeitig und besucht die Kunden mit unwandelbarer Regelmäßigkeit, — e« spricht mit tausend Zungen, ohne dadurch zu über mäßigem Durst angeregt zu werden, verliert seine Zeit auch nicht beim Karten- oder Billardspiel, ver-- langt keine Provisionen und schadet auch nicht dem Credit des Hause« durch unbesonnene Großsprecherei^ Ein anderer seiner Bortheile ist, daß eS niemals sich selbst etablipt und dann Credit und Bortheile aus- nützt, die eS auf Kosten des Auftraggeber« erworben^ daß c« nicht Tausende von Thalern im Jahre kostet, sondern nur eine verhältnißmäßig geringe Summe, und daß es schließlich alle Kunden der Firma direkt zuführt und sie zu deren persönlichen Freunden macht. Wer könnte also nicht solche treue Dienste auSnützen wollen? — Die falsche und die richtige Nummer^ Der in weiteren Kreisen Berlin« bekannte frühere Schau spieler, jetzt durch Erbschaft Rentier gewordene Herr M. besucht neulich wie gewöhnlich sein „Stammlocal.", um dem Vater Bacchus im Kreise munterer Freunde „eine Ganze" zu opfern, als plötzlich die neue Ge winnliste gebracht wird. Er sieht hinein . . . und . . . richtig! ... da steht es . . . seine Nummer 82566 hat 10,000 Thaler gewonnen. — „Gevatter L., einen Korb Scct!" ruft das Kind des Glücks aus, und der neue Gewinn wird gehörig „naß ge macht", wie man zu sagen Pflegt. — Am andern Tage sitzt unsere Gesellschaft wieder beisammen. Abermals wird das neue Blatt gebracht; aber. . . „Ach!" ruft ein Freund unseres M. und liest: „Berichtigung: Im vorigen Blatt ist aus Versehen des Setzers irrthümlicherweise Nr. 82566 mit einem Gewinne von 10,000 Thalern bezeichnet, während es 82569 sein soll." — Der Leser läßt das Blatt sinken. Alle machen eine Miene des Bedauern« und sehen erwartungsvoll Herrn M. an. Der aber lacht ruhig weiter und ruft wie gestern: „Gevatter L.,. noch einen Korb Scct; —dieNummer habe ich auch!" Neueste Nachrichten. Dem „Berliner Tageblatt" vom 18. Decbr. geht die bestimmte Nachricht zu, daß das Demissions gesuch des Fürsten Bismarck thatsächlich bereits Mittwoch dem Kaiser eingerricht, von demselben aber nicht angenommen worden ist. Bern, 17. Dec. Die vereinigten eidgenössischen Räthe haben in der heutigen Sitzung der Bundes versammlung den BundeSrath Scherer zum Bundes präsidenten und den BundeSrath Borel zum Vice- präsidcnten für das Jahr 1875 gewählt. An die Gewehre! Nehmt 5 Groschen und kauft den Ameisen» Kalender für I87S — Er ist bei jedem Buch händler und Buchbinder zu finden. Wohlbeleibt und voller Witze ist er auch dieses Jahr. Kirchliche Nachrichten. In hiesiger Stadtkirche predigen - am 4. Advent: Bormittag«: Herr Di«. Pacht. 2»h. t, 18—18. ' Nachmittags: Betstunde. (Beichtrede um Uhr hält Herr Diac. Pacht.) Geboren: Den 12. Decbr: dem Bähnarbetter Heide in Selmsdorf eine 2. . ' . ' < Gestorben: Den I». Dec. eine 2. de« hies. 2uchmacher» Strunz, s M. .4 2. alt, den 13. De«, eine 2. de« hies., Strumpfwirker« Meyer, 1 I. g M. 9 2. alt; den l3. Frad virw. Gutsbes. Haufe in Geiftmann«dors, 74 2. «lt; den 1s.-eine 2:-der E. A. Gembdner hier, S M. alt» den 18. eine 2. de« hies. Schirrmstr, Ritscher, ein Schul mädchen, 12 2- 7 M. iV 2. alt.