Volltext Seite (XML)
S76 Vermischtes. — In Berlin ist am vorigen Sonnabend der Schlosserlehrling Schneider wegen des Mordversuchs auf den Cigarrenhändler Schünemann zu lebens länglichem Zuchthaus verurtheilt worden. — Am Frei ag wurde Fräul. Elise Hessels, bekannt aus dem Proceß Wurmb, wie wir einer Berliner Privat depesche der „Hamb. Nachr." entnehmen, ohne ihr Zuthun auf Anordnung des Kammergerichts aus der Haft entlassen. — Leider ist infolge der Schnrestürme, welche neulich in den Alpen gewüthet, außer dem auf dem St. Gotthard nmgekommenen Postconducteur, noch rin ähnliches Unglück von noch größeren Dimensionen Aus Rücksicht aus den niedrigen Wasserstayd der Elbe und den auf derselben eingetretenen Eisgang sind am 30. Novbr. die Fahrten der Dampfschiffe eingestellt worden. Im neuen Schlachthofe zu Dresden soll, wie der „Dr. A." mitthcilt, die Klauenseuche auSgcbrochcn sein und Hal die Wohlfahrtspolizei die Ställe ge schlossen. Kein Rindvieh wird in's Gehöfte mehr eingelassen und wird nur solches geschlachtet, welches noch gesund ist. Lebendes Rindvieh, welches z. Z. im Hofe befindlich, darf ebenfalls nicht ausgetrieben werden. In der am 26. Novbr. in Sebnitz stattgehabten gemeinsamen Sitzung des Stadtraths und der Stadt verordneten ist Herr Bürgermeister Adv. Hitzschold in Dahlen als Bürgermeister daselbst mit großer Stimmenmehrheit gewählt worden. * Der Landesvcrein für Homöopathie im König reiche Sachsen, welcher vor einiger Zeit in Chemnitz seine diesjährige Jahresversammlung abhielt, zählt gegenwärtig 538 Mitglieder. Derselbe Verein hat zu Gunsten der Homöopathie eine mit 3029 Unter schriften bedeckie Petition an den deutschen Reichs tag abgesendet. * Der von Vr. Carl Schöppfcr in Leipzig 6 Jahre lang herausgegebene „Volksarzt" ist mit Nr. 26 zum letzten Male erschienen. Der Herausgeber hat von seinen Lesern Abschied genommen, verspricht jedoch noch ein „Receptbuch des Volksarztes" erscheinen zu lassen. — Es hatte sich das Blatt unter den Laien, die sich nebenbei für medic. Angelegenheiten interessiren, recht viele Freunde erworben und war lebens- und bestandfähig geworden. Doch den Heraus geber haben herbe Lebensschicksale und trübe Erfahrungen bei seiner literarischen Thätigkeit die fernere Heraus gabe verleidet. Wie man dem „Zwickauer Wochenblatt" aus Crimmitschau schreibt, hat der jüngst verstorbene Buchdruckereibesitzer und Redactcur des dortigen Wochenblattes, Karl August Thieme, die Crimmitschauer Gemeinde als alleinige Erbin seines durch 30jährige Arbeit und Sparsamkeit erworbenen Vermögens (ca. 50,000 Thlr.) mit der Bestimmung eingesetzt, daß davon arme Waisenkinder erzogen und unter stützt werden sollen. Am 29. Nov. Abends nach 10 Uhr brach im Schäfcr'schen Baucrguke in Liegau bei Radeberg auf bisher noch unermittelte Weise Feuer ans, durch welches dasselbe bald vollständig cingeascbert wurde. auch vom St. Bernhard zu melden. Die „Wesei> Zeitung" erfährt über dasselbe aus Bern vom 26, Novbr. Folgendes: Letzten Donnerstag wurde eine ganze Reisegesellschaft, bestehend aus 12 italienischen Arbeitern, 2 Mönchen des St. Bernhardhospiz und- 1 Klcsterknecht, begleitet von einem Klosterhunde,, zwischen dem Flecken St. Pierre und dem Hospiz von einer Veura, einer Art Windhose, welche Schnee und Eis in ihrem Wirbel mit sich führt, überfallerr und, ohne daß eine Lawine von der Spitze des Ber ges gefallen wäre, unter einer mehrere Meter tiefem Eisdecke begraben, nur 7 von den Arbeitern, welche zu hinterst giUgrn, gelang eS, sich aus dem eisigen Grabe herauszuarbeiten und wieder herunter nach St. Pierre zu retten. Auch der Hund hat sich herausgekrazt und brachte schwer verwundet die Kunde von dem vorgefallenen Unglück nach dem Hospiz. Für die 8 Verschütteten kam die Hilfe der Kloster brüder leider zu spät. Einer der verschütteten Mönche wurde noch am Leben gefunden, starb aber nach einigen Augenblicken. Seit dem Jahre 1816 ist auf dem St. Bernhard ein Unglück von solchem Umfange nicht vorgekommen. — Zur Zeit ist das Petroleum als Hellmittel gegen alles Mögliche in der Mode und namentlich auch bei Thiercn gegen Ungeziefer. Es ist schon häufig vor diesem Verfahren gewarnt worden und sind Fälle zur Kenntniß gebracht, die deutlich z'igten, wie gefährlich unvorsichtige Behandlung der Thiere mit Petroleum werden kann. Zwei Fälle mit fast gleich unglücklichem Ausgange sind in letzterer Zeit in Schleswig vorgekommen. Ein Jäger rieb seinem werthvollen Jagdhund, um ihn von leichtfüßigem Blutsaugern zu befreien, gegen das Haar im Nackerr und Rücken stark mit Petroleum ein. Sofort verlor sich die Freßlust bei dem -Thiere; es zitterte am ganzen Leibe, winselte vor Schmerz und starb schon innerhalb acht Tagen. — Schlimmer kam ein junger Landmann weg. Derselbe rieb 19 Kühe und Stärken (?) mit Petroleum ein, um sie von ihren Blutsaugern zu befreien. Infolge dessen starben zwei in den ersten Tagen und alle übrigen Thiere kränkelten. Das Haar haben sie fast gänzlich verloren, sind überall mit Wunden, wahrscheinlich infolge starkem Ableckens, bedeckt, und magern zusehends ab. Unfern Hausfrauen theilen wir aus Dingler's polytechnischem Journal mit, daß man in einigen Wäschereien jetzt an Stelle der Soda Borax gebraucht und damit günstige Erfolge erzielt. Man soll eine starke Hand voll gereinigten Borax auf 40 bis 50 Liter kochenden Wassers nehmen, wobei Borax die Stelle der Soda vertrete und die Hälfte der Seife erspart werde. Weiter wird mitgetheilt, Borax greife auch die Wäsche nicht im Geringsten an und besäße außerdem die Eigenschaft, das härteste Wasser weich zu Machen. Bekannt ist es, daß Borax auch ein vortreffliches Zahnpulver giebt, da sei» Geschmack nicht unangenehm, wie überhaupt dieses Salz nicht schädlich ist. '' Sieperloire der königl. Hofkheater z« Dresden. (In Altstadt.) Mittwoch:Fie«co — vonnerttag: Siigo- lctt». Freitag:-Da« Urbitd des Lartüffe. — Sonnabend: Der König hat'« gesagt. (In N.ustadt) Donnerstag: Der Oaiyenkrieg. Kleine Mißverständnisse. — Sonnabend: Ein Erfolg.