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steht zu befürchten, daß die neue Kammer eine ähn liche Musterkarte aller Parteien darbieten werde, wie sie jetzt da« französische Parlament zeigt. Frankreich fehlt es an einem energischen Manne, der mit Ge walt den Knoten durchhieb, welcher Partei-Jntriguen seit Jahr und Tag geschürzt haben. Ob nicht, wie die Bonapartisten hoffen, Lulu ein solcher Alexander werden wird, wer mag dies wissen! Bor der Hand wird wohl noch eine Weile da» jetzige Choas fort- vegetiren. Deutsches Reich. Ihre Majestäten der König und Königin sind am Mittwoch Abend von Altenburg nach Dresden zurückgekehrt. Bischofswerda, 27. Novbr. Seit einigen Wochen schon vermißt man hier die Stundensignale des Nachtwächters; die neue Einrichtung, daß nur um 10 Uhr derselbe seinen Antritt durch Signal auf dem kleinen Horn anzeigt, ist der Zeit ganz an gemessen, denn es liegt doch gewiß sehr nahe, daß sich s. Z. dadurch Diebe nicht nur nicht stören ließen, sondern nachdem der Wächter weitergegangen, um so ungestörter ihrem Vorhaben nachgehen konnten. So passirte es in vergangener Nacht, daß 2 auf Patrouille befindliche Nachtwächter 2 Dieben unver- mnthet das Handwerk legten und dieselben sofort dingfest machten, welche in Ausführung eines Getreidediebstahls, in einer beim Bahnhof gelegenen Scheune, begriffen waren. - Am 23. Nov. versammelten sich in Bautzen die Vorstände der vier amtshauptmannschaftlichen Bezirke der Obcrlausitz, um sich über verschiedene, auf die neue Organisation der Verwaltungsbehörden bezügliche Fragen zu verständigen und ein möglichst gleich mäßiges Verfahren in Betreff verschiedener Maß- ^egklti anzubahtten und sollen diese Zusammenkünfte wiederholt werden. In Gegenwart des Herrn KreishrüptMann v. Beust, des Herrn KlosteNvigt Von Posern rc. legten «jn d, M. öffentlich in der Klosterkirche zu Marienstern folgende geistliche Jungfrauen (Novizen vom EiakleidungSjahr 1872) unter feierlicher Leitung der Frau Abatissin Cordula und des Herrn StiftS- probst vr. Joh Chrystosomus Eiselt ihr feierliches Ordensgelübde ab: Anna FranciSka Lang aus Ossegg, Magdalena Anna Müller aus Jeßnitz (Lausitz) und Franziska Theresia Wohlmann aus böhm. Seifers dorf (Laienschwester). Die Vorarbeiten für die in Dresden 1875 abzuhaltende sächsische Gewerbe- und Industrie- Ausstellung schreiten rüstig vorwärts, denn wie der „Dr. Anz." mittheilt, ist die Herstellung von Ge bäuden in der Herzogin Garten höchsten Ortes ge nehmigt worden und geht man bereits an die Ein- theilung der Plätze. Versäume daher Niemand eine rechtzeitige Anmeldung. Königstein, 23. Nov. Von erheblichem Jn- teresse ist für uns der Vorschlag der Budgetcommission de» Reichstages, daß bei einem künftigen Stellen wechsel die Commandantur der Festung Königstein nur mit einem Major, statt mit einem Generalmajor besetzt werde. So überzeugt wir sind, daß der Reichstag auf diesen Vorschlag eingehen wird, gleich wie wir glauben, daß vadurch da» System, der Ver- theidigung unserer Feste eine allzubedeütende Schwäch ung nicht erfährt, so können wir dennoch im Interesse unserer Stadt den über Kurz oder Lang bevorstehenden Wechsel nicht mit Freuden begrüßen; die Sachlage gewinnt für uns aber noch eine höhere Bedeutung, indem uns das Gerücht zugeht, daß Herr Generalmajor v. Leonhardi, der gegen wärtige FestungScommandant, vom 1. Jan. nächste» Jahres ab die Stelle eines Gouverneurs der Etat» Dresden erhalten soll und sonach der in Aussicht stehende Beschluß des Reichstages recht bald auch zur Verwirklichung kommen könnte. (Pirn. Anz.) Wie wir hören, werden die nahenden Tage des 30. November und 2. Decbr., an welchen vor nun 4 Jahren die blutigen Kämpfe bei Brie und Cham- pigny stattfanden und die Reihen unserer Tapferen vom 107. und 108. (Schützen-) Regiment so enorm gelichtet wurden, durch in den betreffen! en Garnisons orten, in Dresden und in Chemnitz, zu veranstaltende besondere Feierlichkeiten, auch in diesem Jahre wieder festlich begangen werden. Schon seit mehreren Jahren ist auch an de«r bedeutendsten evangelischen Universitäten Deutschlands das Studium der Theologie immer weniger gesucht und die Zahl der jungen Theologen in stetigem Rück gang begriffen. Die Folgen dieser Abnahme begin nen sich bereits jetzt in Sachsen recht fühlbar zu machen, trotzdem daß durch die Beschlüsse des letzten Landtags das niedrigste Einkommen einer geistlichen Stelle auf 600 Thlr festgesetzt worden und auch für die Lage der emeritirten Geistlichen viel ausgiebiger gesorgt ist, als in anderen Ländern. Gegenwärtig sind im Bereiche des evang. Landes - ConsistoriumS gegen 70 erledigte geistlichen Stellen zu besetzen, für deren Mehrzahl e« überhaupt an Bewerbern fehlt.. Jedenfalls wird sich in wenigen Jahren die Noth- Wendigkeit Herausstellen, solche unbesetzbare geistliche Stellen mit denen benachbarter Gemeinden zu vereinen. Da» Projekt, die Stadt Leipzig mit der Elbe durch einen Canal zu verbinden, scheint jetzt der Verwirklichung näher zu rücken. Die Handelskammer zu Leipzig hat in Dessau um die Erlaubniß nach gesucht, Vorarbeiten für die Anlegung eines Wasser- canalS von Leipzig über Bitterfeld, Jeßnitz, Raguhn bis zur Elbe bei Dessau machen zu dürfen; diese Erlaubniß ist ihr für das dortige Staatsgebiet ohne. Anstalt ertheilt worden. Der Kronprinz des Deutschen Reiches hat einen Ausflug nach Cassel unternommen, um daselbst seine ältesten Söhne, welche das dortige Gymnasium be suchen, zu sehen. Dänemark. Man sollte gar nicht glauben, aus was für Dinge in manchen Ländern die Volksvertreter kommen, wen» es ihnen darum zu thun ist, sich bekannt zu machen. Mag auch ein Antrag unter den gegenwärtigen Ver hältnissen noch so wenig Sinn und nicht die aller geringste Aussicht auf Annahme haben, er wird ge stellt, spricht man doch dann von dem Antragsteller. So kam am 17. November in der dänischen zweiten Kammer ein Antrag des Abg. Berg auf Abschaffung des Adels, der Titel, des Ranges und der Orden