Volltext Seite (XML)
ferner zu rechtfertjge«, daß der Fleischer Schlachtvieh erster, Mjttr und dritter AuMSt kauft, im Einzelver« kauf a«r nicht ebrnsoviele yariirende Preise macht? Wir glauben, diese Fragen beantworten sich von selbst. Noch schlimmer soll es uns in Zukunft von den Herren Bäckern gehen, die da jüngst in einem Congreß in Berlin beschlossen, vom 1. Jan. k. I. ab den 40 Millionen Deutschen nur Fünfpfennig- brode als kleinste Äackwaare darzubieten, als ob künftig das Fünspfennigstück die kleinste coursirende Münze wäre. Freilich sagen die Bäcker, unsere Waare wird entsprechend größer werden, allein der artige Versprechen kennt man. Das Hörnchen, da« Milchbrödchen und was sonst auf unserem Frühstücks- tifch als Imbiß figurirt, wird dann jedenfalls kein größeres Tablet erfordern , als wir es jetzt beim Dreierpreise brauchen. Welchen Eingriff die Bäcker damit in den Haushalt der Familien begehen, das haben sich die Herren wohl schwerlich überlegt. Sehr treffend sagt ein Berliner Blatt: „Der Beschluß der Bäcker ist ein übermüthiger. Wir stehen vor einer Getreideernte, wie sie Europa seit langer Zeit nicht gemacht hat, die Mehlpreise sind bereits sehr erheblich herabgegangcn, die Mahlsteuer wird überall aufge hoben, die Arbeitslöhne sinken und kommen allmälig in ihr richtiges Niveau; daß das Feuerungsmaterial augenblicklich hoch im Preise steht, ist ein zufälliges, durch den ungewöhnlich lange andauernden niedrigen Wasserstand bedingtes und jedenfalls bald vorüber gehendes Ereigniß. Und dieser Sachlage gegenüber wird eine Maßregel vorgeschlagen, von der im Con greß offen zugestanden wurde, daß sie auf eine Ver besserung in der Lage des Bäckergewerbes abzielt. Das ist geradezu frivol. Das Publikum ist langmüthig und von großer Güte. Aber sich unausgesetzt von allen Seiten als Object betrachtet zu sehen, welches ausgebeutet, als das Huhn, welches von Jedermann gerupft werden soll, muß zuletzt die Geduld erschöpfen. -Wohl wissen wir, daß dieses Publikum ein in sich -gelheiltes Ding ist, und daß es viele Gerupfte giebt, die daraus Veranlassung nehmen, mit girren Procen- len weiter zu rupfen und sich an Anderen zu ent schädigen; aber die rupfende Kette hat ein Ende; am Ende derselben stehen Diejenigen, die keinen Hinter mann mehr haben, der zu rupfen ist, steht das große Heer der Beamten, aller Derjenigen, welche auf streng begrenzte Einnahmen angewiesen sind, stehen die Wittwen und die Armen, die noch immerhin leben wollen. Von ra muß der Rückstau kommen. Nicht allein die Preise des Fleisches und der Backwaarcn sind ungerechtfertigt hohe, sondern auch die fast aller Feld- und Gart en flüchte. Fast jedes Gemüse und namentlich das Obst ist vortreff lich gerathen; wer sich davon überzeugen will, darf nur die Märkte besuchen, und er wird über die Massen staunen, die da aufgehäuft sind. Und dennoch die hohen Preise? Woher kommt das? Die Waare ist längst, wenn der Consument zum Einkauf auf den Markt kommt, in den Händen der Händler und diese bestimmen den Preis. . Lieber läßt der Händler ganze Körbe voll Früchte verfaulen, als daß er den Press nur um eine Kleinigkeit herabsetzte. In Bezug auf.die in der Thal hohen Butterpreise läßt sich schwer entscheiden, ob sie gerechtfertigt öder ungerechtfertigt find.. Daß großer. AstterÄdßgrl herrscht, ist MbesMitbLr. Wahrscheinlich hat sich auch der Consmy in denjenigen Kreisen vermehtt, in denen früher wegen ungünstiger Verhältnisse. Wenig oder vielleicht gar keine Butter, sondern nur Surrogate, verzehrt wurden. Schon diese beiden Ursachen würden die Höhe der Butterpreise erklärlich machen. Zum Schluß wird der Leser nun Vorschläge erwarten, wie diesen UebclständeN abzühelfen sei. Wir wollen" sie ihm nicht schuldig bleiben- Zunächst könnte« die Behörden etwa» thun. In jeder Stadt dürfte nur tz 43 der Berliner Marktordnung gehandhabt wer den, welcher bestimmt: „Den Fleischern ist verboten, Köpf-, Füße, Knochen und andere dergleichen weniger genießbare Gegenstände als Beilagen zu dem Braten und dem Kochfleisch mit einzuwiegen. Diese Theile müssen vielmehr für sich allein und zu besonderen Preisen verkauft werden." Schützt die Berliner Ortsbehörde ihre Einwoh ner durch solche Vorschriften, warum sollten die Be hörden anderer Städte nicht ein Gleiches zu thun berechtigt sein? Ferner könnte behördlich angeordnet werden, daß alle Crealien, Gemüse, Obst rc. nur nach Gewicht verkauft werden dürfen. Hierbei ist eine Uebervortheilung weit schwieriger auszuführeu und geschieht sie dennoch, dann ist sie strafbar. Ebenso könnten Maßregeln getroffen werden, den Producenten selbst auf den Markt zu locken, indem man von ihm kein Standgeld verlangt, dieses vielmehr nur dem Händler abfordert. Wird auf diese Weise der Zwischenhandel vermieden, dann werden wir sehr bald die Preise sinken sehen. Doch diese und ähnliche Vorschläge sind nur Palliative, aber keine durchgreifenden Mittel. Als solches kennen wir nur die Selbsthilfe — entsprechend dem alten Bibelwort: „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott." In vielen Städten des deutschen Vater landes sind bereits zahlreiche Familien zu Genossen schaften zusammengetreten, um für deren Mitglieder selbst schlachten und backen zu lassen und Einkäufe aller Art in großem Maße zu bewirken. Das ist das rechte Heilmittel, überall wo man es nachahmt, wird es segensreiche Früchte tragen. /X Deutsches Reich. Am 29. October, als am Todestage Sr. Maj. des Königs Johann, fand in der katholischen Hof kirche zu Dresden ein feierliches Requiem statt, auch blieben die königlichen Theater geschlossen. Ein vom Albertvereine kürzlich zum Besten seines Zweigvereins in Meiningen im Gewerbehause zu Dresden veranstaltetes Concert, dem Ihre Maje stät die Königin, sowie die Prinzessin Marie von Sachsen-Meiningen beiwohnten, hat einen Reinertrag von 1000 Thlrn. ergeben, welche Summe der letz teren bereits für die armen Abgebrannten in Me ningen eingehändigt worden ist. Am 26. Oct. fand in Pirna die feierliche Grundsteinlegung zum Seminargebäude statt. . — Ferner wurde ebendaselbst der Grundstein zum Otto« Dchwat'gelegte 7. ' Die itz de« Jähren 1873/74 rchaürirt« HtM- kirche m Würzen wurde am 25. Ott. feieAich eM